Rücktritt von Mikhail Ponomarev am Saisonende, eine nicht bezahlte Stadionmiete an den Düsseldorfer Arena-Betreiber D.Live, Anmeldung einer Insolvenz in Eigenverantwortung: Das ist nur ein kurzer Ausschnitt aus den Negativschlagzeilen des KFC Uerdingen der letzten Wochen und Tage. Die Liste ließe sich jedoch problemlos erweitern.
Aktuell pausiert der KFC in der 3. Liga aufgrund eines positiven Corona-Tests im Mannschafts-Umfeld. Doch die Spieler suchen in dieser ungewissen Lage die Flucht.
Heinz Mörschel (Dynamo Dresden) und Stefan Velkov (MSV Duisburg) sind schon weg. Muhammed Kiprit, Dave Gnaase und Gino Fechner würden gerne gehen. [article=511315]RS berichtete[/article]. Nun meldete sich mit Kolja Pusch ein weiterer Leistungsträger im Team von Trainer Stefan Krämer gegenüber RevierSport zu Wort. Der Tenor des KFC-Zehners: Pusch zieht einen Wechsel in Erwägung. Nach unseren Informationen liegen Pusch mehrere Anfragen aus Deutschland und Österreich - Pusch war im vergangenen Sommer von Admira Wacker zum KFC gewechselt - vor.
RevierSport hat mit dem 27-jährigen offensiven Mittelfeldspieler, der in Wuppertal zuhause ist, gesprochen.
Kolja Pusch, wie ist die Stimmung aktuell im Team? Es herrscht große Ungewissheit. Niemand weiß so recht, wann und wie es weitergehen wird. Viele stellen sich auch die Frage, ob es überhaupt weitergehen wird. Da ist es klar, dass die Jungs sich auch umschauen und andere Optionen prüfen.
Auch Sie wollen den KFC Uerdingen im Winter verlassen, oder? Das ist nicht ganz richtig. Auf Teufel komm raus, will ich jetzt nicht gehen. Aber klar: Ich ziehe schon einen Wechsel in Erwägung. Ich war jetzt auch bei den Bossen und habe um die Freigabe gebeten. Leider wurde mir diese nicht gewährt. Ich habe schon interessante Anfragen vorliegen und muss am Ende des Tages auch an meine Karriere denken. Ich bin 27, topfit und heiß. Ich will spielen! Ich fühle mich sehr wohl innerhalb der Mannschaft. Der Trainer ist auch super. Es macht einfach Spaß mit den Jungs zu spielen und die Leistungen, der Spielstil, das passt alles. Leider sind die Begleitumstände eine Katastrophe.
Können Sie das näher erläutern? Jeder hat ja schon davon gehört oder gelesen. Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass die Bedingungen beim KFC Uerdingen unterste Kanone sind. Zum Beispiel haben die Physios manchmal keine Cremes zur Verfügung oder es fehlt an anderen Dingen, die normalerweise bei einem Profi-Verein kein Thema sind. Wir haben keine Trainingsmöglichkeit an der Grotenburg. Bayer Uerdingen stellt uns einen Platz zur Verfügung. Leider ist dieser in einem miserablen Zustand. Das ist schon alles katastrophal und stimmt mich auch traurig, weil wir wirklich saubere Jungs und eine astreine Mannschaft beisammen haben.
Ihr Vertrag läuft noch bis zum Sommer 2022. Bereuen Sie, dass Sie im vergangen Sommer in Krefeld unterschrieben haben? Als ich damals unterschrieben habe, war ich von diesem Projekt überzeugt. Die Gespräche waren wirklich gut. Ich wollte auch als gebürtiger Wuppertaler zurück nach Nordrhein-Westfalen. Es hat alles gepasst. Dass es ein halbes Jahr später so aussieht, konnte ja keiner bei der Vertragsunterschrift ahnen.
Sie werden sicherlich von vielen Fußball-Kollegen angesprochen oder angeschrieben: "Schämen" Sie sich eigentlich ein wenig ein Spieler des KFC Uerdingen zu sein? "Schämen" ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber es ist auf jeden Fall unangenehm. Es ist unangenehm, obwohl man als Spieler nichts für diese Situation kann. Wir wollen einfach nur Fußball spielen. Und nicht einmal das ist in den nächsten Wochen und Monaten gewiss. Deshalb überlegt man natürlich auch, den Verein vorzeitig zu verlassen.