Im „Phrasenmäher“-Podcast mit der „Bild“ hat Kölns Sportdirektor Horst Heldt auch ausführlich über seine Zeit bei den Königsblauen gesprochen. Auch, wenn er eine kleine Spitze in Richtung des FC Schalke 04 verteilte, hat er sich als großer Fan der Königsblauen geoutet. Es tue ihm heute noch leid, dass er im Mai 2015 die Zusammenarbeit mit Roberto di Matteo nach nur sieben Monaten und dem Erreichen des sechsten Tabellenplatzes habe wieder beenden müssen, weil sein Fußball mit dem S04 nicht attraktiv genug war und er nicht genügend Emotionen gezeigt habe. „Ich glaube, wir müssen nicht darüber diskutieren, wie attraktiv Schalke 04 in den Jahren danach Fußball gespielt hat“, sagte Heldt.
Nach wie vor verfüge Heldt, der im Sommer 2016 von Christian Heidel ersetzt wurde, über viele Kontakte zum S04 und hege große Sympathien für den Verein: „Die Zeit ist ein Teil meines Lebens. Und die war so intensiv, ich würde mich selber dafür schämen, wenn ich das ausblende oder wenn ich darauf nicht mit Stolz zurückblicke. Das gehört sich einfach nicht“, erklärt der 50-Jährige. „Das heißt ja nicht, dass ich alles dafür tue, um erfolgreich in meinem Job zu sein und Köln nochmal für mich etwas ganz Besonderes ist. Aber das war eine prägende Zeit. Und deswegen verfolge ich das. Ich habe so viele Leute, die ich da noch kenne, die da noch arbeiten, die ihr Leben lang da arbeiten und mit denen ich nach wie vor Kontakt habe oder mit denen ich im Austausch bin.“
"Dieser Verein hat mich so vereinnahmt, das hat sonst nur der 1. FC Köln geschafft“
Heldt arbeitete von 2011 bis 2016 für die Knappen. „Dieser Verein hat mich so vereinnahmt, das hat sonst nur der 1. FC Köln geschafft“, gab Heldt zu. Unvergessen blieb neben seiner Vorstellung, auf der sich der damalige Trainer und Sportdirektor Felix Magath und der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies an die Köpfe geraten sind, dass er gedacht habe, wo sei er denn hier gelandet, der Abschied bei seine letzten Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim, als ihm vor Rührung die Tränen kamen. „Die ganze Kurve hat meinen Namen gerufen und applaudiert und nicht nur fünf Sekunden. Und dann haben sie noch etwas gesungen wie: Einmal Schalke, immer Schalke. Das war einer der schönsten Momente, die ich erleben durfte“ erinnert sich Heldt.
Das sei für ihn die schönste Bestätigung seiner Arbeit gewesen. „Meinen persönlichen Ritterschlag habe ich nicht in den Medien bekommen, meinen persönlichen Ritterschlag, den habe ich nicht bei irgendwelchen Gremien bekommen, sondern meinen persönlichen Ritterschlag für Schalke 04 - und den kann mir keiner nehmen - habe ich im letzten Auswärtsspiel in Hoffenheim bekommen“, erklärte Heldt. „Weil das wahrhaftig ist. Denn du kannst diese Menschen nicht beeinflussen. Die sagen und kommunizieren, was sie denken, wovon sie überzeugt sind. Und das war mir wichtig.“ Die Fans seien das höchste Gremium im Verein: „Das war die Bestätigung meiner Arbeit und das werde ich nie im Leben vergessen.“
„Wir waren verdammt nochmal erfolgreich"
Auch mit Clemens Tönnies, der ihn durch Heidel ersetzten ließ, habe er immer vertrauensvoll zusammengearbeitet und heute noch Kontakt. „Ich habe in den sechs Jahren Clemens Tönnies hingabevoll erlebt für Schalke 04, der alles versucht hat, um diesen Club nach vorne zu bringen – natürlich auf seine Art.“ Dafür habe er es auch bewusst mal zugelassen, dass der Ex-Boss übers Ziel hinausgeschossen habe. Denn: „Wir waren verdammt nochmal erfolgreich. Wir haben vieles verändert in dieser Zeit. Wir haben unsere Verbindlichkeiten um 100 Millionen zurückgefahren, wir waren sportlich erfolgreich, und, und, und“. Heldts Fazit: „Das System hat funktioniert und nur darauf kommt es an."
Natürlich habe er deshalb ein Interesse daran, wie es dem S04 geht. „Aber jetzt kämpfe ich mit diesem Verein um eine Platzierung und er ist ein Konkurrent und es ist ja klar, dass ich möchte, dass es nur dem 1. FC Köln gut geht und wir unsere Ziele erreichen. Das ist Priorität Nummer eins.“ Allerdings würde er lieber andere Vereine hinter sich lassen, als seine Ex-Klubs. Damit hat Heldt indirekt zugegeben, dass er den FC Schalke 04 in dieser Saison als direkten Konkurrenten für den 1. FC Köln um den Klassenerhalt ansieht. Auch, wenn er sich das bei seinem Ausscheiden vor vier Jahren sicher nicht hat vorstellen können.