Ausrutschen strengstens verboten - im Nervenspiel gegen Zenit St. Petersburg steht Borussia Dortmund nach seinem Champions-League-Fehlstart unter Siegzwang. „Zenit hat sehr gute Einzelspieler. Aber das interessiert mich nicht. Wir müssen gewinnen!“, forderte Sportdirektor Michael Zorc energisch. Stürmerstar Erling Haaland geht voller Kampfeslust voran: „Es wird fantastisch, nach dieser bitteren Niederlage in Rom zurückzuschlagen.“
Vor dem ersten Gruppen-Heimspiel am Mittwochabend (21.00 Uhr/Sky) gegen den russischen Meister geistert ein Horrorszenario herum: Das Aus wäre finanziell besonders in Zeiten fehlender Zuschauereinnahmen ein schwerer Schlag. „Das Weiterkommen ist komplett unser Ziel und auch unsere Verantwortung“, betonte Zorc. „Wir dürfen uns keinen Ausrutscher mehr erlauben.“
Die Gruppe F mit Lazio Rom, St. Petersburg und dem FC Brügge wurde allgemein als machbar bis leicht eingeschätzt, andere Vereine traf es deutlich schlimmer. Doch das 1:3 in Rom hat Zweifel geweckt. Zum zweiten Mal nach dem Ligaspiel beim FC Augsburg wurde der BVB in dieser jungen Saison körperlich und emotional abgekocht.
Die chancenlosen Schalker waren beim 3:0 in ihrer Harmlosigkeit am Samstagabend kein Gradmesser. „Das war nicht brillant, aber gute Arbeit. Für dieses Spiel okay. Wir müssen aber noch eine Schippe drauflegen“, forderte Zorc. Immerhin erstickte der Derbysieg eine drohende Diskussion über Trainer Lucien Favre, der sich erstaunlicherweise weiter nicht auf eine Nummer eins im Tor festlegt.
Wer im Multimillionenspiel Königsklasse bestehen will und ernsthafte Ambitionen anmeldet, muss Zenit schlagen. St. Petersburg hat zum Auftakt überraschend gegen Brügge verloren (1:2), ist seit zwölf Europacupspielen ohne Sieg und hat die Generalprobe gegen Rubin Kasan (1:2) in den Sand gesetzt. Stürmer Sardar Azmoun fehlt - wie beim BVB Emre Can - wegen einer Corona-Erkrankung.
Wenig spricht also gegen den ersten Sieg und weitere Wiedergutmachung - wären da nicht die Nerven und der Druck. „Wir müssen unbedingt Geld verdienen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zuletzt im Aktuellen Sportstudio im ZDF. Schließlich kostet den BVB mit seinem riesigen Stadion jedes Geisterspiel eine Millionensumme.
Zur Unzeit flammt in Dortmund zudem eine Diskussion über Marco Reus. Nach scharfer Kritik des Sky-Experten Dietmar Hamann, der lieber den Abwehr-Anführer Mats Hummels als Kapitän würde, sah sich Watzke zu einer Reaktion gezwungen. „Marco ist ein guter Kapitän“, sagte der Klub-Boss der Bild-Zeitung.
Dass der 31-Jährige „nach dieser langen Verletzungspause Zeit benötigt, seine Leistung zu stabilisieren, ist ja wohl einleuchtend“, sagte Watzke: „Wir wissen jedenfalls, was wir an ihm haben.“ Zuletzt allerdings war Reus dem Anspruch, die vielen Talente zu führen, nicht gerecht geworden.
In Rom gingen die jungen Wilden des BVB mit unter, sie zahlten Lehrgeld. Jude Bellingham wurde zur Halbzeit ausgewechselt. „Ich weiß, dass ich es viel besser kann“, sagte der 17-Jährige dem kicker. Und, vielleicht ist das auch bezeichnend für die teils sehr unerfahrene Mannschaft: Er lerne in der Champions League „viel über das Tempo“. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Dortmund: Bürki - Meunier, Akanji, Hummels, Guerreiro - Bellingham, Witsel - Sancho, Reus, Hazard - Haaland. - Trainer: Favre
St. Petersburg: Dsjuba - Driussi, Mostowoj, Kusjajew - Osdojew, Barrios - Douglas Santos, Rakitskij, Lovren, Karawajew - Kerschakow. - Trainer: Semak
Schiedsrichter: Björn Kuipers (Niederlande) sid