Sein Comeback nach langer Leidenszeit lässt die Fans von Borussia Dortmund von einer abermaligen Attacke auf den Branchenprimus Bayern München träumen. Dass Kapitän Marco Reus wieder an Bord und voller Tatendrang ist, sorgt beim BVB für Erleichterung und Hoffnungen gleichermaßen. 216 Tage nach seinem bis dato letzten Pflichtspiel war der 31-Jährige beim 2:1-Testspielsieg gegen Sparta Rotterdam gleich wieder Dreh- und Angelpunkt.
Nach 70 Minuten verließ Reus am Montagabend sichtlich zufrieden den Rasen. Und vier Worte von BVB-Trainer Lucien Favre über ihn genügten, um die Aussicht auf eine erfolgreiche Saison zu untermauern: „Er ist physisch bereit.“ Dass der Fußball-Nationalspieler seine beachtliche Rückkehr mit dem Führungstor in der 63. Minute nach einem feinen Sololauf krönte, passte zur guten Stimmung im sonnigen Trainingszentrum in Dortmund-Brackel. „Er hatte viele quirlige Aktionen, hat sein Tor gemacht. Das war auch für ihn ein wichtiges Zeichen“, meinte BVB-Lizenzspielerchef Sebastian Kehl.
Zur Halbzeit hatte sich Favre bei Reus erkundigt, ob dieser noch weiterspielen könne. „Er hat gesagt, alles ist gut. Gut, dass er 70 Minuten spielen kann.“ Nach dem Pokal-Aus Anfang Februar in Bremen hatte Reus über Adduktorenprobleme geklagt. Aus der zunächst prognostizierten Ausfallzeit von vier Wochen wurde eine zähe, über ein halbes Jahr anhaltende Reha mit missratenem Comeback-Versuch Anfang Juni.
Wer sich die endlos lange Verletzungshistorie des gebürtigen Dortmunders anschaut, den muss es gruseln. Von Kopf bis Fuß war nahezu jeder Körperabschnitt bei Reus schon betroffen. Allein in den vergangenen zehn Jahren sind mehr als 40 mittelschwere Blessuren bis schwere Verletzungen dokumentiert.
Nicht nur Professor Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln stellte unlängst fest, dass Reus' Körper eigentlich nicht für die extremen Belastungen eines Leistungssportlers im Profifußball geeignet ist. Gleichwohl wird Favre seinen Kapitän als Anführer der Ansammlung von Hochbegabten in der dicht gedrängten Spielzeit brauchen. Vor allem in Spielen gegen die Konkurrenz auf Augenhöhe.
Favre ist bekannt dafür, dass er die Einsätze seiner Spieler - wenn irgend möglich - wohl dosiert. Bei jungen Spielern ist er ebenso vorsichtig wie bei Reus wegen dessen Verletzungsanfälligkeit. Und die nimmt mit fortgeschrittenem Alter keineswegs ab. Gut möglich, dass Favre nicht schon am Montag im DFB-Pokalspiel beim MSV Duisburg, sondern erst zum Bundesligastart am 19. September gegen dessen Ex-Club Borussia Mönchengladbach mit Reus plant. dpa