Mit gerade einmal 29 Jahren [article=491933]beendete André Schürrle am Freitag seine Karriere[/article]. Die Entscheidung sorgte vielerorts für Aufsehen. Immerhin zahlte Borussia Dortmund für ihn einst 30 Millionen Ablöse, eine hohes Gehalt und erst am Mittwoch eine millionenschwere Abfindung. Insgesamt eine stolze Summe für einen Spieler, der in vier Jahren 27 Mal in der Startelf stand, in Schwarzgelb nie wirklich zu überzeugen wusste und daher zwei Mal verliehen wurde.
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Karriere des ehemaligen Senkrechtstarters der Mainzer Bruchweg-Boys. Hohe Ablösesummen, insgesamt knapp 100 Millionen Euro an der Zahl und damit hohe Erwartungen. Erfüllen konnte er diese nach seinem Wechsel zum FC Chelsea mit 22 Jahren kaum. Sein größter Moment war im Trikot der deutschen Nationalmannschaft, als er die entscheidende Vorlage zu Mario Götzes Siegtor beim Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 lieferte. Nach dieser Nacht in Rio de Janeiro und einem kurzen Hoch beim VfL Wolfsburg verpuffte der Glanz auf dem Platz endgültig.
Der Mensch André Schürrle
Doch hier geht es nicht um den Fußballer André Schürrle. Es geht um den Menschen. Und dieser ist ihm in seinem Profidasein zu kurz gekommen. In einem Geschäft, in dem „nur die Leistung auf dem Platz zählt, in dem Verletzlichkeit und Schwäche zu keinem Zeitpunkt existieren dürfen“, wie er in einem Interview mit dem "Spielgel" erklärt. Er sei oft einsam gewesen, gerade als "die Tiefen immer tiefer wurden und die Höhepunkte immer weniger". Die mediale Kritik nahm er sich eigenen Aussagen zufolge sehr zu Herzen. Trotz eines Mental-Trainers habe er in seiner Karriere mehrmals darüber nachgedacht, hinzuschmeißen. Er machte weiter, wollte überzeugen, auch weil er die gesellschaftliche Erwartungshaltung spürte.
All das wirkt sich auf die Psyche eines Menschen aus, ganz egal, was er erreicht hat, welches Talent er hat, oder wie fürstlich er entlohnt wird. Geld und Status alleine machen aber nicht glücklich. Das sollte die Gesellschaft aus dem tragischen Beispiel Robert Enke mitgenommen haben.
Und dennoch erntet André Schürrle für seinen Entschluss nun aus manchen Ecken Häme und Spott. Wieso eigentlich? Er hätte wechseln können, Interesse an einem Spieler mit seiner Vita gab es sicherlich genügend, und wenn es nur bedeutet hätte, ein paar weitere Jahre den Kontostand aufzubessern. Er hätte seinen hoch-dotierten Vertrag auch einfach absitzen können. Ein Vertrag der übrigens von zwei Seiten abgeschlossen wurde, nicht nur von Schürrle. Ein Vertrag, den auch er lieber mit Leistung honoriert hätte, statt als Flop abgestempelt zu werden.
Nein, ein ehemaliger WM-Held hat mit erst 29 Jahren genug davon, Fußballer zu sein. Er möchte Mensch sein. Und dieser hat den Mut gefasst, über seine Probleme mit dem Fußball-Geschäft zu reden und die ehrliche Konsequenz daraus zu ziehen. Das verdient Respekt.
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