Wer erinnert sich noch an die legendäre Regionalliga West-Saison 2020/21 zurück? Borussia Dortmund II und Rot-Weiss Essen lieferten sich 40 Spieltage lang einen irren Meisterschaftskampf, der erst Anfang Juni entschieden wurde. Mit 93 Punkten schaffte die BVB-Reserve den Aufstieg in die 3. Liga und RWE wurde mit 90 Zählern Vizemeister. Selten war ein Titelrennen so spannend.
Ein Jahr später machte Essen dann den Aufstieg perfekt, mittlerweile duellieren sich beide Klubs in der 3. Liga.
RevierSport hat geschaut, was aus der BVB-Meistermannschaft geworden ist. Voraussetzung ist, dass die Spieler 2020/21 mindestens sieben Einsätze vorweisen konnten. So viel vorweg: die meisten Dortmunder stehen nicht mehr bei der Borussia unter Vertrag und spielen mittlerweile in höheren Ligen.
Der Meistertrainer:
Enrico Maaßen zählte bereits vor seinem Wechsel zur BVB-Reserve im Sommer 2020 zu den größten Trainertalenten Deutschlands. Sowohl mit dem SV Drochtersen/Assel (Oberliga) als auch mit dem SV Rödinghausen (Regionalliga) wurde Maaßen Meister. Dieses Kunststück gelang dem heute 38-Jährigen dann auch in seiner ersten Saison in Dortmund. 40 Spiele, 93 Punkte – eine überragende Quote. Nach dem Aufstieg schaffte er mit der Borussia souverän den Klassenerhalt in der 3. Liga. Der Lohn: Maaßen wechselte vor Beginn der laufenden Spielzeit zum Bundesligisten FC Augsburg. In dieser Saison siegten seine Mannen bereits gegen Bayern München (1:0).
Die Überflieger:
Ansgar Knauff, der 2020/21 in 28 Liga-Partien neun Treffer erzielte, gehört zum Stammpersonal von Europa League-Sieger Eintracht Frankfurt und spielte sich im letzten Jahr durch Tore gegen Barcelona oder West Ham United in die Herzen der Adler-Fans. Der Flügelflitzer ist mittlerweile ein etablierter Bundesliga-Spieler und laut transfermarkt.de zehn Millionen Euro wert. Nach der Saison endet seine Leihe und Knauff kehrt wohl nach Dortmund zurück.
Ähnlich erfolgreich ist Steffen Tigges unterwegs. Der beste Dortmunder Torjäger der Meistersaison (22 Tore) schnürt seit dieser Saison die Schuhe für den 1. FC Köln und erzielte in zehn Bundesliga-Partien drei Treffer. Er ist Stammspieler unter Cheftrainer Steffen Baumgart.
Mit 21 Scorerpunkten trug auch Richmond Tachie einen großen Anteil zum Aufstieg der Dortmunder U23 bei. Auch er spielte noch letztes Jahr in der 3. Liga für den BVB und wechselte dann zum Zweitliga-Spitzenteam SC Paderborn. Dort gehört der pfeilschnelle Offensivmann noch nicht zu den Stammkräften, kam aber trotzdem in der 2. Liga zwölfmal zum Einsatz und erzielte im DFB-Pokal im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen den entscheidenden Treffer zum Weiterkommen.
Taylan Duman absolvierte verletzungsbedingt 2020/21 nur 22 von 40 Partien, war aber trotzdem an 20 Treffern direkt beteiligt. Der technisch starke Zehner kann auch außen spielen. Nach der Meisterschaft wechselte er zum 1. FC Nürnberg in die 2. Liga, wo er in der ersten Saison 30 Einsätze hatte. Seit August 2022 musste er erst mit einem Innenbandanriss passen und fällt nun mit einem Syndesmosebandriss aus.
Tobias Raschl war beim BVB-Aufstieg "Mister Zuverlässig". Der Sechser spielte eine starke Saison und war an 18 Treffern beteiligt. Viermal verwandelte er einen Elfmeter. Seit Januar 2022 steht der 22-Jährige beim Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth unter Vertrag und ist Stammspieler in der 2. Liga.
Die Leistungsträger:
Niklas Dams und Franz Pfanne hatten die meisten Einsatzminuten in der Meistersaison und waren wichtige Akteure auf dem Weg zum Titel. Beide Defensivspezialisten spielen noch immer beim BVB und sind absolute Führungsspieler. Pfanne ist mittlerweile sogar Kapitän.
Lennard Maloney stand 2020/21 34-Mal auf dem Rasen und war als Innenverteidiger in der Dreierkette nicht aus der Startelf wegzudenken. Der robuste Abwehrspieler war beim BVB ein Mentalitätsspieler. Seit dieser Saison spielt er für den 1. FC Heidenheim, ist beim Zweitligisten gesetzt und steht mit dem Klub auf Platz drei.
Vier Tore und zwölf Vorlagen steuerte Alaa Bakir zum Regionalliga-Titel bei. Der spielstarke Offensivmann wechselte nach dem Aufstieg zum MSV Duisburg. Seit Ende August fehlt der 21-Jährige mit einem Meniskusriss.
Die Unterschätzten:
Viel wurde nie über Dominik Wanner gesprochen. Doch der Flügelspieler erzielte in der Aufstiegssaison acht Treffer und bereitete drei Tore vor. Mittlerweile steht er bei Kickers Offenbach unter Vertrag.
Auch Marco Hober (26 Einsätze) und Kolbeinn Birgir Finnsson (28 Einsätze) waren zwar keine unumstrittenen Stammspieler, aber trotzdem wichtigen Stützen auf dem Weg zur Meisterschaft. Beide stehen auch 2022/23 noch bei der BVB-U23 unter Vertrag.
Der Rückhalt:
26 Spiele absolvierte Luca Unbehaun in der Meistersaison. Er gehörte zu den besten Keepern der Regionalliga West und sicherte seinem Team durch starke Paraden mehrere wichtige Siege. Der deutsche Junioren-Nationaltorwart hütet weiterhin das Tor der Borussia, auch wenn er zuletzt mit Rückenproblemen fehlte.
Der Pechvogel:
Bis zu seinem Bänderriss war Maximilian Hippe unter Enrico Maaßen in der Innenverteidigung gesetzt und absolvierte 23 Partien. Nach dem Aufstieg wechselte er zum 1. FC Kaiserslautern, wo er wegen einer Fußverletzung 15 Spiele verpasste. In dieser Saison kam er nur in der U23 der Pfälzer zum Einsatz.
Die "zweite" Reihe:
Florian Krebs (jetzt FC Honka), Haymenn Bah-Traoré (vereinslos), Aday Ercan (BVB II), Henri Weigelt (TSV Steinbach), Stefan Drljaca (Dynamo Dresden), Philipp Harlaß (SC Schwabach), Cebrail Makreckis (Pirin Blagoevgrad), Albin Thaqi (TuS Bövinghausen) und Moritz Broschinski (BVB II) schafften in der Meistersaison nicht den Durchbruch und mussten aufgrund der starken Konkurrenz häufig auf der Bank Platz nehmen. Ercan und Broschinski spielen immer noch bei Dortmunds Reserve.
Patrick Osterhage absolvierte 2020/21 wegen einer Knieverletzung nur acht Liga-Spiele. Seitdem läuft er für den VfL Bochum auf. In dieser Saison bestritt er acht Bundesliga-Partien.