Gemeint war Oberhausens Timo Kunert, der gegen die „Lilien“ der beste Mann auf dem Feld war. „Note eins mit Sternchen“, hätte der Sportliche Leiter Frank Kontny ihm gegeben. Kunert selber, im Sommer aus Lotte gekommen, gab die Komplimente erst einmal artig weiter. „Mario Basler hat uns zu 100 Prozent eingestellt. Und ich muss der ganzen Mannschaft ein großes Kompliment machen. Wir wollten das Spiel auf keinen Fall verlieren und das haben wir in jeder Minute gezeigt.“
Fast hätte es dennoch nicht zum fünften Remis in Serie gereicht, auch deshalb, weil „der Schiedsrichter sicher einige unglückliche Entscheidungen dabei gehabt hat“, wie Kunert es diplomatisch ausdrückt. Und während Esad Razic seinen Frust auf die falsche Art und Weise rausließ und seinen Gegenspieler bespuckte, bündelte Kunert die negativen Eindrücke, um noch mehr aus sich herauszuholen. „Die Leistung vom Schiri hat mich noch aggressiver gemacht und das habe ich in das Spiel mit einbezogen. Und am Ende sind wir mit dem überragenden Ausgleich belohnt worden. Ich habe den Darmstädtern auf dem Platz öfter mal gesagt, dass es sich noch rächt wie sie sich teilweise verhalten haben. Zum Glück ist es auch bestraft worden.“
Es folgte eine große Ehrenrunde, in dessen Anschluss man merkte, wie sehr sich der Mittelfeldmann verausgabt hatte. Denn Kunert schlich als letzter Kicker aus dem Spielertunnel zu den Journalisten, gezeichnet von den emotionalen 90 Minuten.
„Auch ein großes Kompliment an unsere Fans. Die stehen wie eine Einheit hinter uns, da gab es auch schon andere Momente in dieser Saison. Dann macht es auch riesen Spaß. Und unsere Anhänger sind da, wenn sie merken, dass wir uns voll reinhauen und 100 Prozent geben. Nach dem Ausgleich hat man meine Freude wohl gesehen. Ich bin zu jedem einzelnen Spieler gegangen und habe ihn gefragt, was da grad passiert ist. Die Stimmung war fantastisch.“ Und dann musste auch noch ein kleiner Seitenhieb in Richtung der Gäste aus Darmstadt her, die zuvor unzählige Konterchancen teils fahrlässig haben liegen lassen, zudem durch mehrere Nickeligkeiten aufgefallen sind. Kunert: „Ich mag keine Ungerechtigkeiten im Leben. Und zum Glück gab es mit dem Ausgleich noch Gerechtigkeit.“
Durch das späte Remis konnte RWO auch einen Trend der letzten Wochen zur Seite legen. Denn fast immer folgte auf eine gute erste Hälfte ein schwächerer zweiter Durchgang. Auch Coach Mario Basler musste zugeben: „Ich war überrascht, wie die Mannschaft in Unterzahl aufgetreten ist. Wir haben das Spiel offen gehalten und in der ein oder anderen Szene auch das nötige Glück gehabt.“
Doch Kunert legte nach dem Zähler für die Moral auch den Finger in die Wunde. Denn nur mit Unentschieden wird es schwer, den Klassenerhalt zu packen. Daher legte er sich vor dem wichtigen Auswärtsspiel in einer Woche beim Tabellennachbarn aus Bielefeld fest: „Da zählen für uns nur die drei Punkte. Da gibt es nichts anderes.“