Raphael Brinkert ist einer der angesagtesten Sportmarketing-Fachmänner Deutschlands. Und er ist Schalke-Fan. Der in Hamburg auf St. Pauli lebende Halteraner hat sich in dem Podcast "TausendFreunde" Gedanken um seinen S04 gemacht. Und die sind durchaus sorgenvoll.
Denn Brinkert glaubt, dass der FC Schalke 04 durch die zwei Abstiege in den vergangenen drei Jahren sehr viel an Boden verloren hat. "Was ich wahrnehme ist: Dass wir im Jahr nach dem ersten Abstieg unfassbar toll zusammengerückt sind, das jetzt das Gleiche in der Rückrunde stattgefunden hat. Aber ich sage: Dieser Abstieg wird ein härterer sein, als der vor zwei Jahren", warnte Brinkert. "Warum? Weil wir zwar jetzt geordnete Verhältnisse haben und den Verein beruhigt haben, aber wir haben an Substanz verloren."
Schalke müsse achtsam sein, dass es nicht seine Bedeutung in Fußballdeutschland verliert. "Man muss irgendwann aufpassen, dass es um den Verein nicht zu ruhig wird, dass wir nicht in eine Negativspirale hineingeraten", erklärte er. "Dann bist du in einem Kreislauf, der uns auch nicht gut tut und der Größe und Wucht als zweitgrößter oder drittgrößter Verein in Deutschland gar nicht gut tut."
Die Ziele, die Schalkes Bosse auf der Mitgliederversammlung am vergangenen Samstag ausgerufen haben, möglichst umgehend wieder aufzusteigen und in den nächsten sechs Jahren wieder um die internationalen Plätze mitzuspielen, halte er für richtig. Aber er sagte auch: "Fakt ist: Die Fußballwelt dreht sich gerade unfassbar schnell. Wenn du zwei, drei Jahre nicht mehr in der Champions League spielst, wenn du drei vier Jahre nicht mehr in der oberen Tabellenhälfte spielst, haben wir in den letzten drei Jahren eher zehn Jahre verloren, nämlich durch die Turbokapitalisierung des Fußballs."
Mein großer Wunsch ist es, dass wir 2030 um die Champions-League-Plätze spielen und unserem Anspruch als zweitgrößter Verein in Deutschland gerecht werden. Schalke muss sich gerecht werden. Die Frage ist: Was ist der beste Weg dahin?
Raphael Brinkert
Er habe zwar die Hoffnung, dass Schalke in sechs Jahren wieder oben dabei ist. "Aber gibt es dafür eine Garantie? Wenn man sich die Summen anguckt, mit denen Freiburg im Moment arbeitet, mit denen Union Berlin arbeitet, mit denen dann die Top 3 arbeiten, dann wird es verdammt hart." Die Knappen hingegen würden im kommenden Jahr mit einer Summe arbeiten, mit der der SC Freiburg vor zehn Jahren gearbeitet hat. Soweit sei der Abstand inzwischen angewachsen.
Der erneute Abstieg habe richtig weh getan. Die Ursachen seien fehlende Fußballkompetenz in den entscheidenden Gremien. Teilweise sein die Fehler naiv gewesen. Deshalb müsse sich der Verein auf der einen Seite hier besser aufstellen. Auf der anderen Seite hat er immer noch Alleinstellungsmerkmale, die noch deutlicher werden müssten. "Wir müssen andere Dinge in die Waagschale werfen", sagte er. "Wir haben einen unglaublich tollen Wertekanon als Kumpelverein."
Der S04 brauche dringend eine Sportstrategie. Die will der Verein in Kürze veröffentlichen. Und man sei zu einem schnellen Aufstieg verdammt. Denn in den Jahren 2026 und 2027 würden die Fananleihen in Höhe von 35 und 15 Millionen Euro, die der Verein mit einer "B-"-Notierung zum Zinssatz von 5,5 % ausgegeben habe, auslaufen. "Wenn das in der 2. Liga ausläuft, wir aber einen Zinsmarkt haben, wie wir ihn jetzt haben draußen, dann das Geld nochmal einzusammeln, um eine Umschuldung vorzunehmen, ist eine unfassbare Mammutaufgabe. Deswegen müssen wir so schnell wie es geht, wieder aus der Liga raus, oder wir müssen an allen Ecken und Enden Einsparungen vornehmen und die werden dann essenziell."
Dennoch hoffe er, dass den Knappen das Vorhaben gelingt: "Mein großer Wunsch ist es, dass wir 2030 um die Champions-League-Plätze spielen und unserem Anspruch als zweitgrößter Verein in Deutschland gerecht werden", sagte Brinkert. "Schalke muss sich gerecht werden. Die Frage ist: Was ist der beste Weg dahin?"