Die Türkei hat auch das zweite Vorrundenspiel bei der Europameisterschaft verloren und steht nach dem 0:2 gegen Wales vor dem Aus. In Baku zeigte die Elf von Trainer Senol Günes erneut eine über weite Strecken peinliche Leistung. Nach dem Spiel musste sich Günes auch die Frage gefallen lassen, warum er den Noch-Schalker Ozan Kabak erneut 90 Minuten auf der Bank schmoren ließ.
Was war passiert? Gegen Wales lieferte die Türkei erneut eine ganz schlechte erste Hälfte ab, Die Abwehr, in der der Ex-Schalker Kaan Ayhan in die Innenverteidigung gerückt war, wurde ein ums andere Mal ausgespielt. Eine eigene kreative Spieleröffnung von hinten fand so gut wie nicht statt. Nach dem 0:1-Pausenrückstand brachte Trainer Senol Günes für den auf der Sechserposition überforderten Okay Yokuslu Merih Demiral von Juventus Turin, der bereits im ersten Spiel gegen Italien in der Defensive eine schwache Partie ablieferte. Ayhan ging dann auf die „6“, Demiral rückte in die Verteidigung. Und eben nicht Ozan Kabak, den viele bereits in der Startelf erwartet hatten. Dabei hätte der Schalker Verkaufskandidat mit seiner klugen Spieleröffnung und raumgreifenden Vorstößen für mehr Dynamik im türkischen Spiel sorgen können. Dass der 21-Jährige das draufhat, hat er in Schalke an guten Tagen bewiesen. Zudem ist er – wie Demiral auch - kopfballstark.
Günes versuchte eine Erklärung: „Von denen, die länger im Verein nicht gespielt haben, hat schon Cengiz Ünder das Spiel begonnen. Wir beurteilen das nicht aus dem Bauch heraus, sondern entscheiden nach den Eindrücken im Training.“ Man habe vor der Partie schon viel geändert und er habe sich gerade von diesen neu eingesetzten Spielern mehr erwartet. Die Enttäuschung darüber konnte der stets besonnene Günes kaum verbergen. Wenn man nun anfange darüber zu sprechen, warum dieser gespielt habe und jener Spieler nicht, dann käme man aus dem Diskutieren gar nicht mehr heraus. Er habe versucht, die beste Lösung zu finden und übernehme die Verantwortung.
Dann ließ er durchklingen, dass er explizit die Entscheidung für Demiral und gegen Kabak in der Nachbetrachtung so wohl nicht noch einmal treffen würde. „Ihr habt Recht, wenn ihr sagt, er hätte spielen können. Nach dem Spiel könnt ihr alle austauschen. Aber es stimmt, hätten wir Ozan spielen lassen, hätten wir ein besseres Passspiel haben können.“ Das lässt Kabak zumindest die Hoffnung, dass er im letzten Vorrundenspiel der Türkei zum Einsatz kommt. Dann geht es gegen die Schweiz um den dritten Platz in der Gruppe.