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Kein ganz normaler Junge

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Bochum: Goretzka widersteht den Verlockungen
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Halb Europa jagt Leon Goretzka vom VfL Bochum. Doch der 17-jährige Hoffnungsträger strebt weniger nach Perfektion im Spiel als nach Normalität im Alltag.

Real Madrid will ihn. Der FC Barcelona will ihn. Bayern München will ihn auch, der FC Schalke und Borussia Dortmund sowieso. Doch Leon Goretzka will in diesem Moment nur eines: seiner Lehrerin helfen. „Sprechen Sie ruhig frei heraus“, rät er Ulla Kaupp, als die angesichts der Frage, ob Leon ein Musterschüler sei, ins Stammeln gerät.

Frau Kaupp wird rot, sie denkt kurz nach und sagt dann, was man eben sagen muss: Dass der Leon ein ganz normaler Schüler sei, der im Unterricht auch mal aufs Handy schielt, so wie alle 17-Jährigen. Tatsächlich scheint das Alice-Salomon-Berufskolleg, ein trister Sechziger-Jahre-Bau, ganz darauf ausgelegt zu sein, einen visuellen Gegenentwurf zur glänzenden Welt des Profifußballs darzustellen. Das Gleiche gilt für Goretzkas Outfit, das sich so gar nicht von dem seiner Mitschüler abhebt: Turnschuhe, Jeans, T-Shirt, dazu die obligatorisch verkehrt herum aufgesetzte Mütze – es strahlt nichts als pure Normalität aus.

Zur Person Leon Goretzka (* 6. Februar 1995 in Bochum) spielt seit 2001 für den VfL Bochum. Seit dieser Saison darf er bei den Profis eingesetzt werden und erzielte bislang in 17 Zweitligaspielen ein Tor. Mit der deutschen U17-Nationalmannschaft wurde er 2012 Vize-Europameister, zudem wurde er mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold ausgezeichnet.

Doch stimmt das? Kann dieser Jungstar des VfL Bochum noch normal sein, nach allem, was in den vergangenen Monaten auf ihn eingeprasselt ist? Sein Profidebüt mit 16 Jahren scheiterte im Januar lediglich an den Verbandsstatuten, die den Einsatz von B-Jugendlichen untersagen. Im Sommer holte er seinen Einstand schließlich nach, traf direkt und ist seitdem nicht mehr aus der Startelf gewichen. Die Bochumer Verantwortlichen hatten sich selbst auf die Fahne geschrieben, ihr Riesentalent behutsam aufzubauen und es nicht zu verheizen. Doch Goretzka war auf Anhieb so gut, dass es keine Alternative zu ihm gab.

Nach der Sommervorbereitung war der Mittelfeldspieler überzeugt, dass er seine Einsatzzeiten bekommen würde, hatte auch damit gerechnet, gelegentlich in der Startelf zu stehen. Dass er aber aus dem Stand sogar mehr als ein Stammspieler wurde, hat ihn auch selbst verblüfft. Doch der Elftklässler sieht darin keinen Anlass, abzuheben.

Frau Kaupp hat ihren Anteil daran. Im Gegensatz zu einigen ihrer männlichen Kollegen spricht sie Leon nicht aufs letzte Spiel an. Das liegt an einem der wenigen Fußball-Erlebnisse, die sie vorweisen kann. Beim Saisonauftakt des VfL gegen Dynamo Dresden war sie im Stadion, erlebte Goretzkas Profidebüt, sein erstes Tor und den folgenden Wirbel um seine Person hautnah mit. Seitdem achtet sie noch mehr darauf, ihn wie einen normalen Schüler zu behandeln.

Auf Seite 2: "Der VfL ist eine Herzensangelegenheit"

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