Am Wochenende war Leon Goretzka endlich einmal abgetaucht. Nachdem Bochums Ausnahmetalent eine Einladung von Christian Ziege zu drei U19-EM-Qualifikatonsspielen in Luxemburg abgesagt hatte - darauf hatte sich Goretzka nach Absprache mit Sportvorstand Jens Todt und dem U19-Coach geeinigt - ließ er den Alltag hinter sich.
Voller Terminplan trotz Schulferien
Auch telefonisch war er nicht zu erreichen und befolgte offensichtlich den Rat seines Trainers nach monatelangem Spagat zwischen dem VfL Bochum, diversen DFB-Auswahlmannshaften und Schule endlich einmal abzuschalten. Welchem "Stress" der Youngster ausgesetzt ist, zeigte sich noch einmal am Freitag. Trotz Schulferien standen gleich drei Termine, zwei Trainingseinheiten und eine Autogrammstunde, auf dem Programm. Beachtlich, wie der Youngster das wegsteckt. Denn bei seinem gemeinsamen Auftritt mit Marc Rzatkowski beim Bochumer "Bauhaus" machte er ebenso eine gute Figur wie zuvor auf dem Trainingsplatz.
Gerade von den VfL-Fans zum zweiten Mal in Folge als Spieler des Monats gewählt, sind die Fortschritte des Jungstars von Monat zu Monat spürbar. Todt: "Seine Entwicklung geht rasend schnell, aber jetzt sind wir auch als Verantwortliche gefordert die Belastung zu dosieren." Denn bei allem Wissen über die Qualitäten war es kaum anzunehmen, dass Leon Goretzka schon mit 17 Jahren in eine Schlüsselrolle im VfL-Spiel schlüpft. Trainer Andreas Bergmann: "Es ist schon fast sensationell, welche überragende Rolle er schon spielt"“
Goretzka darf nicht übertreiben
Aber auch der Coach hebt warnend den Finger: "Was er unbedingt braucht sind immer mal wieder kleine Ruhepausen." Und dann gerät der Trainer regelrecht ins Schwärmen: "Er ist in jungen Jahren schon ein sehr kompletter Spieler. Es ist ungewöhnlich, dass er in seinem Alter in der zweiten Liga schon so eine Rolle spielt. Er hat eine ganz tolle Zukunft vor sich. Insgesamt ist das Paket Goretzka für mich persönlich außergewöhnlich."
Natürlich beobachten Bergmann und Todt die Entwicklung des jungen Mittelfeldspielers auch außerhalb des Rasens. Bergmann: „Obwohl es um ihn schon einen regelrechten Hype gibt, er fast jeden Tag lesen kann bei welchen Vereinen er gerade im Gespräch ist, bleibt er bodenständig und locker.“ Und ließ schon vor Wochen in jedem Interview keine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, dass er zumindest zwei Jahre seines insgesamt vier Jahre laufenden Vertrages beim VfL erfüllen wird. Seine Kernaussage ändert er um keinen Buchstaben: „Ich will 2014 in Bochum mein Abitur machen, ich habe dem Verein viel zu verdanken und habe volles Vertrauen zu den handelnden Personen. Alle Zusagen mir gegenüber wurden stets eingehalten, mein Engagement beim VfL ist nach wie vor eine Herzensangelegenheit.“
Und so werden alle 14 Tage bei den Heimspielen weiterhin die Scouts der europäischen Spitzenclubs auf der Tribüne den Hintern platt sitzen und ohne Erfolg von dannen ziehen. Denn Goretzka bleibt vorerst ein Bochumer Junge mit festen Wurzeln im VfL.