Doch dann folgte eine Pleite nach der anderen, Milan Sasic verlor den Draht zur Mannschaft und letztlich auch seinen Job. Sein Nachfolger, der bis dato als Torwarttrainer beim MSV tätige Oliver Reck, musste zu Beginn erst starken Gegenwind abfangen. Nur zwei Tage nach seiner Beförderung kassierte das Team gegen die Münchner Löwen sofort die nächste Pleite und die Zweifler sahen sich in ihrer Meinung bestätigt. Ab da ging es aber stetig bergauf, auch weil es Reck gelang, wichtige Stützen wie Branimir Bajic zu alter Form zurückzuführen - und sogar darüber hinaus. Außerdem verstand er es, nicht nur jungen Spieler wie dem 18-jährigen Andre Hoffmann zu dem Selbstvertrauen zu verhelfen, mit dem man die Spiele auch wieder gewinnen kann.
Sportdirektor Ivica Grlic hingegen hat die verzwickte Aufgabe, trotz klammer Kassen Recks Wünschen nach Verstärkungen des Kaders nachzukommen. Im RS-Interview bezieht er Stellung zu den aktuell vorherrschenden Personalien Hoffmann und Fromlowitz und gewährt einen Einblick in sein Leben nach der Karriere als Aktiver.
Ivica Grlic, als Sportdirektor haben Sie die Aufgabe, den Kader zusammenzustellen und zusammenzuhalten. In diesem Kontext gibt es um einen Namen herum derzeit viel Gerede: Andre Hoffmann.
Ich weiss, dass er Angebote von anderen Vereinen vorliegen hat. Ich weiss aber auch ganz genau, dass wir, also der MSV, gute Karten haben. Bei uns weiss er, woran er ist und dass er die Möglichkeit bekommt, sich weiter zu entwickeln.
An Sie selbst, in der Funktion als Sportdirektor, ist aber noch kein Verein herangetreten?
Nein. Bis jetzt gab es noch keine Anfragen direkt an uns.
Oliver Reck möchte den Kader gerne verstärken und Roland Kentsch hatte kurz vor Weihnachten bestätigt, diesen Wunsch nach Möglichkeit zu erfüllen zu wollen. Wie ist dort der Stand der Dinge?
Grundsätzlich versuchen wir, den Kader zu optimieren. Dazu gehört in erster Linie eine sinnvolle Reduzierung. Wir müssen auf der anderen Seite aber nicht aus Not jemanden dazu holen, das müsste schon eine wirkliche Verstärkung sein. Schließlich sind wir auch vom jetzigen Kader überzeugt.
Gibt es schon erste Namen von möglichen Neuzugängen?
Ich habe natürlich schon mit einigen Spielern gesprochen, und es gibt auch eine Reihe interessanter Spieler. Dennoch ist es nicht so einfach, und ich bin nicht bereit, hohes Risiko zu gehen. Wir sind nach wie vor der Meinung, es mit dem Kader, den wir jetzt haben, zu schaffen. Das haben wir zuletzt auch bewiesen, als wir elf Punkte aus sechs Spielen geholt haben. Letztlich sind wir allerdings abhängig davon, ob gewisse Spieler aus unseren Reihen Angebote von anderen Vereinen bekommen. Erst dann können wir selbst aktiv werden.
Gehört Florian Fromlowitz zu diesen gewissen Spielern, die Sie abzugeben bereit wären?
Wenn Oliver Reck sagt, dass es im Winter von vorne beginnt, dann liegt es am Spieler, dem Trainer zu beweisen, dass er in die Stammformation gehört. Felix Wiedwald hat seine Sache hervorragend gemacht, aber „Flo“ hat die Möglichkeit, sich wieder nach vorne zu bringen. Ich hatte zudem ein langes und gutes Gespräch mit „Flo“, in dem er mir den Eindruck vermittelt hat, nochmal angreifen zu wollen.
Wie fällt denn Ihre sportliche Bilanz für das abgelaufene Halbjahr 2011 aus?
Seit Oliver Reck übernommen hat, haben wir sieben Spiele gemacht, wobei das erste gegen 1860 München nicht wirklich einzurechnen ist, weil die Entlassung von Milan Sasic erst kurz vorher erfolgt war. Dennoch lässt sich sagen, dass seither ein anderer MSV auf dem Platz steht, sich der Auftritt der Mannschaft verbessert hat. Für unsere Bemühungen haben wir endlich mal etwas Zählbares herausbekommen. Wir befinden uns trotzdem nicht in der Region der Tabelle, wo wir hin wollen, das ist klar. Aber wir werden jedes Wochenende hart arbeiten, um da wieder hinzukommen. Und in der jetzt begonnenen Vorbereitung wird der Grundstein dafür gelegt.
Was würden Sie nach nun drei Monaten sagen, wie sich das „Rentnerdasein“ anfühlt, da Sie nach ihrem Karriereende nicht mehr aktiv auf dem Platz stehen und den Spielern helfen können?
Das ist schon richtig, ich kann den Spielern nicht mehr direkt weiterhelfen, aber in meiner Position kann ich gewisse Sachen umsetzen, um den Verein voran zu bringen - dorthin zu bringen, wo wir alle, die Spieler, der Trainer, die Vereinsführung, die Sponsoren und die Fans ihn sehen. Diese neue Position macht mir viel Spaß, und ich bin mit meinem Herzen dabei. Die Leute im Verein wissen, dass ich das Beste geben werde, um den MSV wieder nach vorne zu bringen. Jeder weiß, dass ich mich nie vor solchen Aufgaben gedrückt habe.
Wie lautet denn das langfristige Ziel, das der MSV verfolgt?
Es geht darum, dass der MSV wieder der Gegner wird, vor dem die Mannschaften Respekt haben. Wir wollen wieder oben mitspielen, keine Frage, aber das ist Zukunftsmusik. Denn es ist natürlich nicht einfach, wenn man 16 neue Spieler hat, daraus eine Mannschaft formen muss und auch noch im obersten Drittel der Tabelle spielen will. Wir haben zuletzt begonnen, diesem Ziel näher zu kommen, daher gilt es jetzt, in den letzten 15 Spielen die Leistung der vergangenen sechs Partien zu bestätigen.