Pep Guardiolas innere Fußball-Enzyklopädie sprang beim Karate-Kick-Tor von Erling Haaland sofort an. "Das war unglaublich. Sie wissen wahrscheinlich, welch großen Einfluss Johan Cruyff auf mich hatte", sagte der Teammanager von Manchester City nach dem 2:1 (0:0) gegen Borussia Dortmund in der Champions League. "Dieses Tor hat mich an ein ganz ähnliches von Johan vor vielen Jahren erinnert. Gegen Atletico Madrid."
Und, tatsächlich: Am 22. Dezember 1973 hatte das niederländische Fußballgenie ebenfalls sensationell getroffen. Am 15. Liga-Spieltag stieg Cruyff nach einer Flanke von rechts hoch - und traf im Flug für den FC Barcelona mit der hohen Hacke aus spitzem Winkel zum 1:0. Das Spiel endete 2:1. Man sagt, es sei das schönste Tor in Cruyffs Karriere gewesen.
Haaland, der in den ersten neun Pflichtspielen für ManCity 13 Tore erzielt hat, sah das alles weniger historisch. "Ich habe lange Beine und kann gut springen", sagte er zur Erklärung. "So etwas trainiere ich. Tore zu machen, ist eben mein Job."
Das schnelle Wiedersehen mit seinen Ex-Kollegen ließ den 22-Jährigen aber nicht kalt. Es sei "wirklich speziell" gewesen, meinte Haaland am Mikrofon von DAZN. "Das wusste ich natürlich schon vor dem Spiel, aber es war mehr als ich erwartet hätte. Es war komisch, gegen sie alle zu spielen, aber es war schön und ein emotionales Spiel. Es ist noch nicht lange her, als ich dort gespielt habe und ich habe alle im Verein sehr gemocht."
BVB-Profi Hummels: Haaland Tor gegen war nicht zu verteidigen
Der Norweger verbrachte zweieinhalb Jahre in Dortmund. In 89 Einsätzen erzielte er unglaubliche 86 Tore. Er lobte seine ehemalige Mannschaft für "eines der besten Spiele, dass ich in den letzten Jahren von ihnen gesehen habe". Doch da die Borussen die von Jude Bellingham erzielte Führung in den letzten zehn Minuten aus der Hand gaben, stand eine Niederlage unter dem Strich. Haaland: "Es war hart, am Ende zählen drei Punkte und es ist gut für mich, am Ende die Punkte und das Tor zu haben."
Die Gegner konnten über den Stürmer nur den Kopf schütteln. "Erling Haaland ist eben Erling Haaland", sagte Mats Hummels. Das Tor sei nicht zu verteidigen gewesen. Auch Sportdirektor Sebastian Kehl wies niemandem die Schuld zu: Die Szene sei angesichts der nicht optimalen Flanke eigentlich gar keine Chance gewesen. Dann aber stieg Haaland hoch - wie Johan Cruyff 1973. (dpa mit ea)