So lautet das Fazit nach dem „großen Finale“ der Bundesliga-Jubiläums-Tour von Ben Redelings‘ Scudetto an geschichtsträchtiger Stelle.
Im „Goldsaal“ der Dortmunder Westfalenhalle wurde am 28. Juli 1962 die Bundesliga aus der Taufe gehoben und somit Fußball-Geschichte geschrieben. Fußball-Geschichten erzählt werden ebendort am Donnerstagabend.
Wieder kein Hoffenheim-Fan da
Ein Bochumer, ein Schalker und ein Essener haben sich in Dortmund, der Stadt des (noch) amtierenden Deutschen Meisters getroffen, um noch einmal ein Anekdotenfeuerwerk abzubrennen. Rund 500 Besucher wollen sich das nicht entgehen lassen, eine Handvoll Bayern-Fans ist auch dabei, zum – nur gespielten – Bedauern von Manni Breuckmann ist jedoch mal wieder kein Anhänger der TSG Hoffenheim im Publikum.
Auch wenn es anders aussieht – Ben Redlings hat nicht gesungen. Er konnte vielmehr fast froh sein, wenn er mal zu Wort kam.
Die Reporterlegende mit königsblauem Herzen hat die Ehre, den Gastgeber anzusagen. Und schon als der bekennende VfLer Redelings sich mit Breuckmann die ersten Sprüche um die Ohren haut, werden zwei Dinge klar: Das Herz der Bundesliga schlägt nicht in Frankfurt, Hamburg oder München, sondern im Revier. Und: Früher war nicht alles besser, aber definitiv nicht so bierernst, wie im auf Hochglanz polierten Zeitalter der Fußball-Moderne, das spätestens mit der Jahrtausendwende Einzug gehalten hat.
Könnte ein Typ wie Willi Lippens heute noch die Liga aufmischen? Die Legende von der Hafenstraße ist sich sicher: „Natürlich würden Spieler wie ich heute noch in der Bundesliga bestehen können, wir waren damals talentierte Jungs und würden wir heute auf die Welt kommen, wären wir das doch immer noch.“
Apropos Talent: Der Auftritt von Lippens allein ist das Eintrittsgeld locker wert. Die rot-weisse Fußball-Ente kommt als letzter auf die stilvoll schlichte Bühne, wickelt den Saal aber innerhalb von Minuten um den Finger. So wie er damals den Gegenspielern Knoten in die Beine dribbelte. Entes Lieblingsopfer war übrigens Berti Vogts, der angeblich schon Wochen vor dem Aufeinandertreffen mit Lippens Darmprobleme bekam.
"Ententainer" mit großartiger Horvat- und Eschweiler-Parodie
Der geniale Flügelstürmer der 70er Jahre mit seinem sprühendem Witz ist kaum zu stoppen, ganz wie damals auf dem Platz. Da wird Trainer-Unikum Ivica Horvat parodiert, dann erzählt, wie Lippens erst mit kreativen Mitteln für die Entlassung von Horst Witzler sorgte, um dann seine süße Revanche an dem ungeliebten Coach auszukosten.
Der Schlussakkord war mehr oder weniger musikalisch: „I‘m your radio“ schmetterte Manni Breuckmann seiner verdutzten, weil eben erst aus dem Publikum geangelten, Tanzpartnerin entgegen.
Zur Höchstform läuft der 67-Jährige auf, wenn er ausführt, wie er sich mit den härtesten Verteidigern – neben Uwe Klimaschefski, der selbst für einige der besten Sprüche der Bundesliga-Geschichte verantwortlich zeichnet, sollen das die mexikanischen Nationalspieler gewesen sein – rumschlug. Mit Händen und Füßen und gut gesetzten Pointen schildert der selbsternannte „Ententainer“ schließlich, dass er bei der legendären 0:12-Blamage der Dortmunder gegen die Gladbacher Borussia lieber doch nicht mehr eingewechselt wurde, um mit seiner Eschweiler-Parodie noch eins drauf zu setzen.
Warum ist dieser „König von der Kettwiger Straße“, dem damals auf Essens erster Einkaufsmeile hunderte RWE-Fans hinterher gerannt sein sollen, eigentlich nie Vereins-, Verbandspräsident oder wenigstens „Wetten-dass...?“-Moderator geworden?
Auch Breuckmann, der den Abend mit dem Vortrag einer musikalischen Jugendsünde beschließt, muss erkennen: Die größte Rampensau an diesem grandiosen Abend ist eine Ente.