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Favre zeigt Kante
Basteln an der neuen Borussia

Favre zeigt Kante: Basteln an der neuen Borussia
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Lucien Favre kann auch anders. Einst formte er aus Marco Reus und Mike Hanke eines der spielstärksten und torgefährlichsten Stürmer-Duos der Bundesliga.

Doch während Deutschlands Fußballer des Jahres Reus auch nach seinem Abgang zu Borussia Dortmund in höchsten Tönen von seinem "Entdecker" schwärmt, ist Hanke auf den Trainer von Borussia Mönchengladbach weniger gut zu sprechen. Der oft als Zauderer verschriene Schweizer zeigte Kante gegen Hanke - und sortierte ihn zum Saisonende aus.

Der Zeitpunkt der überraschenden Entscheidung kommt nicht von ungefähr. Nach dem Aus in der Europa League kann sich Mönchengladbach in den verbleibenden Ligaspielen nicht nur komplett darauf konzentrieren, wieder ins internationale Geschäft zu kommen, sondern auch anfangen, über den Tellerrand des Saisonendes hinauszublicken.

"Ich mache einfach meinen Job bei einem großen Verein" "Ich mache einfach meinen Job bei einem großen Verein, und diese Arbeit nehme ich sehr ernst", hatte Favre schon vor einigen Wochen betont. Für den 55-Jährigen, der seit rund zwei Jahren höchst erfolgreich beim einstigen Abstiegskandidaten arbeitet, war das 1:1 gegen Dortmund wohl der entscheidende Fingerzeig, wohin die Reise in Zukunft gehen wird. Und die Zukunft der Fohlen heißt eben nicht Mike Hanke oder Igor de Camargo (ausgeliehen nach Hoffenheim), sondern Amin Younes. Oder Patrick Herrmann. Oder Luuk de Jong.

Nach dem Abgang von Reus im letzten Sommer hatte Favre nicht nur viel Geld in die Hand genommen, sondern auch immer wieder mit dem offensiven System und Personal experimentiert. Doch während Reus vor dem Borussen-Derby noch geschwärmt hatte, dass er von Lucien Favre in seiner Karriere "sicher am meisten gelernt" habe, dass ihn der Trainer "gefördert und geprägt" habe, erreichte der Schweizer dessen Nachfolger nicht immer. Der sehr teure de Jong (12 Millionen Euro) traf nicht wie erhofft, der teure Granit Xhaka (8,5) tummelt sich statt im Mittefeld seit Wochen nur auf der Ersatzbank.

Abgänge von Dante und Neustädter nicht zu kompensieren Weil auch die Abgänge von Abwehrchef Dante, der bei den Bayern zum Stammspieler wurde, und Roman Neustädter, der als Schalker sogar Nationalspieler wurde, nicht zu kompensieren waren, musste Gladbach in der Hinrunde den von vielen Experten erwarteten Rückschritt hinnehmen. Das viel beachtete Kurzpassspiel fand nur noch selten statt, die Defensive offenbarte lange geschlossen geglaubte Lücken.

Es spricht für Favre, dass die Borussia trotzdem auch in dieser Spielzeit wieder in Schlagdistanz zu den Europapokal-Plätzen ist. Mit viel Arbeit und Akribie hat der selten zufriedene Trainer eine Mannschaft geformt, die erneut mit den Spitzenteams mithalten kann.

In seiner Heimat nannten sie Favre einst das "Super-Hirnli" Wenn Sportdirektor Max Eberl als Begründung für die Aussortierung von Hanke anmerkt, die Idee, "Fußball zu spielen, hat sich geändert", heißt das im besten Fall: Lucien Favre hat wieder einen Plan. In seiner Heimat nannten sie Favre einst das "Super-Hirnli". Schon als Spieler war Favre Stratege, er zeichnete sich als Mann vor der Abwehr mit viel Übersicht und taktischem Verständnis aus.

Was Favre zu Beginn seiner Karriere als Bundesliga-Trainer bei Hertha BSC oft vorgeworfen wurde, war mangelnde Entschlossenheit. Es hieß, er sei ein Zauderer. Gerade in Personalfragen. Spätestens mit der Entscheidung gegen Hanke hat Favre auch mit diesem Vorurteil aufgeräumt. "Mike hat viel getan für Gladbach, aber der Verein hat auch viel für ihn getan", so kühl kommentierte er die wegweisende Entscheidung - gegen einen Spieler, der einst von ihm geschwärmt hatte, er würde "hervorragende Arbeit" leisten. Das will Favre in Zukunft auch weiter tun. Nur eben ohne Hanke.

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