"Er ist ein richtig guter Griff für Fortuna. Woronin wird diese Saison mindestens 10 Buden machen und außerdem noch viele Treffer vorbereiten", sagte der frühere Nationalstürmer, der an der Seite Woronins bei Dynamo Moskau gespielt hatte.
Das Problem: Nach neun Spieltagen der Fußball-Bundesliga ist nichts davon zu sehen. Einerseits, das ist immerhin zu sehen, hat Woronin zwar Übersicht, technische Klasse, Ideen, er spielt immer noch einen feinen Pass. Andererseits bringt das Fortuna Düsseldorf herzlich wenig, denn das Spiel des Aufsteigers ist stark auf Kampf, Zerstörung, Verteidigung angelegt. Und eben das ist nicht Woronins Stärke.
45.000 Zuschauer registrierten am Samstag verwundert bis entsetzt, wie der einstige ukrainische Starstürmer nach einem Ballverlust beleidigt sekundenlang auf den Mitspieler schimpfte - ohne sich nur einen Meter Richtung eigenes Tor zu bewegen. Andrej Woronin, ein Fremdkörper, und das nicht nur beim 1:4 gegen den VfL Wolfsburg. Ein Missverständnis? Ein Fehleinkauf? Vor dem Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach sah es danach aus.
Dabei ist sich auch Norbert Meier seiner Sache sehr sicher gewesen. Schließlich hatte der heutige Fortuna-Trainer einst das eigenwillige Talent entdeckt: 1997 überzeugte Meier Woronin davon, von Tschernormorez Odessa in die Gladbacher A-Jugend zu wechseln.
Der damalige Borussia-Manager Rolf Rüssmann hat einen Satz geprägt, der viel über Woronin aussagt. "Entweder Andrej landet bei Real Madrid - oder in der Kreisklasse", urteilte er, übersetzt hieß das: geniale Veranlagung, divenhaftes Verhalten.
Aus heutiger Sicht ist bilanzierend zu sagen: Es ist ein Mittelding geworden, eine ziemlich ordentliche, aber lange keine Weltkarriere. Mehr als einmal hat der 33-Jährige sich im Streit von einem Klub verabschiedet - angefangen in Mönchengladbach. Er habe es dort "nicht mehr ertragen", sagte er, "ich habe gemerkt, dass ich gut trainiert habe, und durfte trotzdem nicht spielen. Also bin ich zum Trainer und habe ihm gesagt: Stell doch nicht immer die blinden Typen auf!"
Beim FSV Mainz 05 war Woronin beliebt, beim 1. FC Köln am Ende fast nur verletzt, bei Bayer Leverkusen stellte er seinen Maserati nur kurz ab, beim großen FC Liverpool scheiterte er. 2008 ließ er sich an Hertha BSC ausleihen, er schlug sofort ein, sein langer blonder Zopf sollte sogar ins Hertha-Museum wandern. Eine Boulevardzeitung setzte ihn im Hermelin als König von Berlin in Szene, und doch gab es am Ende Krach. Lucien Favre, heute Trainer in Mönchengladbach, und Woronin - das passte nicht.
Über Dynamo Moskau kam er dann zu Fortuna Düsseldorf, in eine Stadt, die mit ihrer Königsallee wie gemacht ist für ihn und seine Ehefrau Julia. "Wir lieben Düsseldorf", sagte Woronin, 74-maliger Nationalspieler, bei seiner Vorstellung.
Nur mit der Fortuna klappt es bislang nicht. Auch ein Kevin Kuranyi kann sich ja mal irren.