Sie setzten ihren Disput auch auf dem Weg in die Kabine fort. Es war eine Szene mit Symbolcharakter. Nach dem Fehlstart von Borussia Mönchengladbach in der Fußball-Bundesliga und auf internationaler Ebene liegen bei der Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison die Nerven blank.
Die Verantwortlichen waren nach der 2:4 (1:2)-Heimniederlage gegen den türkischen Rekordmeister und dem siebten Spiel in Folge ohne Sieg um Ruhe bemüht. "Die Mannschaft zeigt Emotionen, und das ist wichtig. Natürlich sollte ein Konflikt nicht auf dem Platz, sondern in der Kabine ausgetragen werden. Aber das sollten wir jetzt nicht zu hoch hängen", sagte Sportdirektor Max Eberl.
"Alle waren enttäuscht und haben sich geärgert" Auch Trainer Lucien Favre wollte der Auseinandersetzung keine große Bedeutung beimessen. "Alle waren enttäuscht und haben sich geärgert. Das ist nicht ungesund. Das hatten wir vor ein paar Monaten auch", sagte der Schweizer, während sein Landsmann Xhaka erklärte: "Marc und ich wissen, was war. Wir haben das ausgeräumt."
Routinier Martin Stranzl sah die Auseinandersetzung der Teamkollegen kritisch. "Das ist ein Fehler, den man nicht machen darf. Da muss man ruhig bleiben. Ich hoffe, dass so etwas in Zukunft abgestellt wird", sagte der Innenverteidiger.
"Es fehlt offensiv und defensiv die Geduld" Der Streit steht für die Situation der Borussia. Die Mannschaft ist längst noch keine Einheit. Die Kompaktheit in der Defensive ist ebenso abhanden gekommen wie die Leichtigkeit im Spiel nach vorne. "Es fehlt offensiv und defensiv die Geduld. Das ist schwer zu akzeptieren", sagte Favre, der die Lage mit dem herbstlichen Wetter vergleicht: "Derzeit scheint bei uns nicht die Sonne."
Dazu hat Favre auch selbst beigetragen. Der Schweizer lässt kräftig rotieren, eine Stammelf hat er noch nicht gefunden. Die Mannschaft ist nicht eingespielt, die Abwehr offenbart immer wieder Lücken. Drei Gegentore gegen Nürnberg, zwei gegen den Hamburger SV, fünf in Dortmund, jetzt vier gegen Istanbul - Marc-André ter Stegen muss sich wie in einer Schießbude vorkommen. Er sprach nach dem erneuten Rückschlag durch die Treffer von Cristian (25./87.), Raul Meireles (40.) und Dirk Kuyt (71.) von "einer Demütigung".
Max Eberl bat um Geduld, kritisierte aber auch indirekt die Einstellung einiger Spieler: "Das Wichtigste ist, dass wir jetzt nicht anfangen, jeden Stein umzudrehen und alles infrage zu stellen. Jeder muss wieder dahin kommen, die Zweikämpfe anzunehmen und wieder mehr zu attackieren."
Die Gladbacher räumten durch die Bank ein, dass ihnen das Selbstvertrauen abhanden gekommen sei. "Da spielen die letzten Resultate eine Rolle. Wir haben nicht so viel Selbstvertrauen, dass wir jeden Rückschlag eiskalt wegstecken", sagte Thorben Marx. Die Tore von Luuk de Jong (18.) und Igor de Camargo (74.) waren zu wenig für die Borussia, die am Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) gegen den starken Aufsteiger Eintracht Frankfurt die Wende herbeiführen will.