"Zauberfuß", "Don Juan", "Arangol": Bunte Schlagzeilen ist Juan Arango längst gewohnt. Zu häufig zirkelt der 32-Jährige die Bälle in den Winkel, zu oft ist er Borussia Mönchengladbachs auffälligster Mann. Eigentlich aber ist der Linksfuß alles andere als ein Freund markiger Aussagen. "Du musst ihm die Worte mit der Zange aus dem Mund holen", sagte Vater Ivan einmal über den wortkargen Venezolaner, der lieber Taten sprechen lässt.
Fußball mit "Lust und Laune"
Das allerdings mit Nachdruck. Sein Kunstschuss zum 2:1-Auftaktsieg gegen 1899 Hoffenheim war Arangos sechstes Freistoßtor seit 2009, mehr hat kein anderer Bundesliga-Spieler in diesem Zeitraum erzielt. Auch als Passgeber glänzt er, so im Pokal gegen Aachen (2:0) oder im Hinspiel gegen Kiew (1:3). "Sein linker Fuß ist eine Waffe", sagt Trainer Lucien Favre über den Mann, der nach dem Abgang von Marco Reus für das kreative Element bei der Borussia verantwortlich ist.
Und das mit Erfolg. "Ich bin froh, dass ich weiter so gut spiele wie in der Rückrunde", sagt Arango in einem seiner seltenen Sätze. Etwas euphorischer klingt da Sportdirektor Max Eberl, wenn er von der "super Verfassung" seines Schützlings spricht: "Man merkt ihm an, dass er sich etwas vorgenommen hat und mit Lust und Laune Fußball spielt." Der Lohn: An Borussias ersten fünf Saisontoren war Arango mit drei Vorlagen und zwei Abschlüssen stets beteiligt.
In seiner Heimat Venezuela sind die Fans solche Statistiken längst gewohnt. Dort gilt der Mann mit dem goldenen Fuß als größter Fußball-Export des Landes, unlängst wurde er zu Venezuelas bestem Fußballer aller Zeiten gewählt. Eine Ehre, der Arango sich durchaus bewusst ist. "Ich habe versucht, dem venezolanischen Fußball im Ausland zu einem neuen Status zu verhelfen. Ich glaube, das habe ich geschafft", sagt "El Huracán del caribe", der "Hurrikan der Karibik".
"Das ist sogar besser als bei Netzer"
Seit 2004 spielt Arango in Europa, nach fünf Jahren bei Real Mallorca wechselte er im Juli 2009 für drei Millionen Euro an den Niederrhein. Dort erwies er sich allen Unkenrufen zum Trotz als Musterprofi, der ruhig, diszipliniert und zielstrebig auftritt. "Wir Lateinamerikaner haben noch immer den Ruf, dass wir zu viel Party machen oder unpünktlich sind. Diesen Ruf werden wir nicht los", äußert Arango und ärgert sich über die Vorurteile, die ihm bei seiner Ankunft in Deutschland begegneten.
Drei Jahre spielt Arango inzwischen in der Bundesliga, im Februar verlängerte er in Mönchengladbach bis 2014. Und erhielt als Belohnung ein Lob aus berufenem Mund. "Ich habe hier keinen erlebt, der einen besseres Füßchen hatte als Juan", sagte Borussias Vizepräsident Rainer Bonhof: "Dieses Gefühl, dieser Touch, diese Genialität - das ist sogar besser als bei Netzer."
Auf einer Stufe mit der Gladbach-Ikone der 70er Jahre sieht Arango sich indes nicht. Aber er weiß auch: "Wenn du jede Minute auf dem Platz stehst, dann bist du wichtig für die Mannschaft." Als einziger Bundesliga-Feldspieler verpasste Arango in der vergangenen Spielzeit an den ersten 31 Spieltagen keine einzige Minute, erst im Saisonfinale wurde er zweimal ausgewechselt. "Er ist für uns nur schwer zu ersetzen", sagt Trainer Favre.
Arango genießt das alles - und schweigt. Auch, weil sein Deutsch noch immer eher schlecht ist. "Ich verstehe schon etwas, aber die Sprache ist sehr kompliziert. Und in meinem Alter auch nicht mehr so leicht zu lernen", sagte Arango, der Schweiger.