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Schalke: Koslowskis 75.
Noch immer bei S04: "Ich bin kein Stubenhocker"

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Schalke: Koslowski wird heute 75 Jahre alt

Es gibt noch immer loyale Fußballer, treue und echte Urgesteine. Doch Willi Koslowski gibt es nur einmal. Der Deutsche Meister von 1958 wird heute 75 Jahre alt.

Willi Koslowski hat vor zehn Jahren das Rentenalter erreicht und arbeitet trotzdem noch immer für Schalke. Am Freitag feiert er seinen 75. Geburtstag. Und trotzdem wird er bis 12 Uhr mittags seinen Dienst tun. „Was soll ich denn sonst machen?“, fragt der Jubilar. Seine zwei Schwestern, die vier Kinder und die vier Enkel kommen schließlich erst am Nachmittag zu Besuch.

Und Koslowski wird auf Schalke immer noch gebraucht, als guter Geist und ruhender Pol. Als er 1987 den Job im Postversand des Vereins antrat, bestand die Geschäftsstelle aus fünf Mitarbeitern. Mittlerweile hat er über 100 Kollegen und verschickt täglich 5.000 Briefe. Koslowski ist es Recht. Auch wenn alles größer ist, ist es immer noch sein Schalke.

Willi Koslowski (* 17. Februar 1937 in Gelsenkirchen) bestritt zwischen 1955 und 1967 182 Einsätze (58 Tore) in der Oberliga West und 64 Bundesligapartien (14 Tore) für Schalke 04 und Rot-Weiss Essen. Zudem kam er auf 3 Länderspiele (1 Tor). Nach weiteren Stationen bei Eintracht Gelsenkirchen und Eintracht Duisburg ließ er seine Karriere 1974 bei Concordia Bochum ausklingen. Koslowskis größter Erfolg war der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1958. Seit 1987 ist er auf Schalke für den Postversand zuständig.

Jeden Morgen um viertel vor acht holt er an seinem Stammkiosk die Zeitungen für Vorstand und Presseabteilung ab, leert anschließend die fünf Fächer in der Hauptpost und macht sich dann auf den Weg in sein Büro auf der Geschäftsstelle, gleich neben der Ticketabteilung. „Es fällt immer Post an. Das ist in den Jahren weitaus mehr geworden“, sagt der mit Abstand älteste Mitarbeiter auf Schalke.

Dass er immer noch halbtags für S04 arbeitet, hat er sich 1952 kaum denken können. Als 15-Jähriger kehrt er mit seinen Eltern in seine Geburtsstadt zurück, nachdem die Familie neun Jahre zuvor während des Zweiten Weltkrieges nach Ostwestfalen evakuiert worden war. „Mir war im Grunde genommen alles fremd“, sagt Koslowski im Rückblick.

Der Fußball hilft ihm dabei, in Gelsenkirchen anzukommen. Sein Cousin Heinz Fidorra nimmt ihn mit zu Buer 07, gespielt wird auf schwarzer Asche. Im Vergleich zum Landleben, wo ihm lediglich mit Sägespänen gefüllte Stoffbälle zur Verfügung standen, ist das schon ein großer Schritt nach vorne. Der nächste folgt ein Jahr später, als der talentierte Rechtsaußen zum großen Nachbarn Schalke wechselt.

Es läuft gut für ihn, so gut, dass er trotz der entsprechenden Ausbildung nie die kräftezehrende Arbeit als Bergmann antreten muss. Stattdessen fängt er in der Verladung bei einer Glasfirma gegenüber der Glückaufkampfbahn an. Der Chef ist ein Kumpel von Ernst Kuzorra und zeigt viel Verständnis für seine Fußballer. Als 18-Jähriger feiert Koslowski sein Debüt in der ersten Mannschaft. Drei Jahre später ist er nach einem 3:0 gegen den HSV Deutscher Meister. „Für mich war das wie ein Weltwunder“, sagt der zweimalige Vorlagengeber.

Als die Mannschaft am Tag nach dem Endspiel mit dem Sonderzug aus Hannover zurückkehrt, legt sie einen Zwischenstopp in Dortmund ein: Die Borussia gratuliert mit einem großen Blumenstrauß. In Gelsenkirchen geht es mit einem Autokorso zum Schalker Markt. Koslowski bekommt eine Woche lang frei, um nach Herzenslust zu feiern.

Zu diesem Zeitpunkt ahnt er noch nicht, dass es anschließend schleichend abwärts gehen soll mit seinem Verein. Koslowski wird Nationalspieler und kommt auf immerhin drei Länderspiele, doch den sportlichen Abstieg aus der Bundesliga 1965 kann auch er nicht verhindern. Der Vorsitzende Fritz Szepan drängt auf einen Neuanfang mit jungen Spielern, der 28-jährige Koslowski ist ihm schon zu alt.

Schweren Herzens unterschreibt er einen Vertrag bei Rot-Weiss Essen. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass Schalke durch die Aufstockung der Bundesliga auf 18 Vereine doch erstklassig bleibt. Mit RWE steigt Koslowski gemeinsam mit dem jungen Willi Lippens in die Bundesliga auf und feiert dort ein Wiedersehen mit seinem Herzensverein.

Die tatsächliche Rückkehr nach Schalke erfolgt aber erst 1981, als der neue Manager Rudi Assauer ihm die Stelle als Amateurtrainer anbietet. Koslowski macht den Job und rückt nach drei Jahren bereitwillig ins zweite Glied, um den wechselnden Kläusen Fichtel, Fischer und Täuber als Assistent zu dienen. „Ich wollte nie unbedingt Trainer werden“, sagt der in Ehren ergraute „Schwatte“. Er wollte einfach zurück zu seinen „Königsblauen“. Darum übernimmt er nebenbei Fahrtendienste und Behördengänge für die Profis, obwohl er im Hauptberuf noch immer Versandmeister der Glasfirma ist.

1987 erhält er schließlich die Festanstellung auf Schalke. Und auch ein Vierteljahrhundert später sieht er noch keinen Grund, aufzuhören. „Ich bin kein Stubenhocker, kein Handwerker und fahre nicht gerne in Urlaub“, sagt Koslowski. Nach einer kurzen Pause merkt er leise an: „Ich kann ganz schlecht ohne Schalke.“

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