Keine Rücksicht auf Gefühle: Wenn Tabellenführer FSV Mainz im Spitzenspiel der Bundesliga heute (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) den direkten Verfolger Borussia Dortmund mit Ex-Trainer Jürgen Klopp empfängt, werden alte Freundschaften für 90 Minuten auf Eis gelegt. "Wir schätzen Jürgen und werden das auch nach dem Spiel tun, aber während der Partie geht es nur um den Erfolg von Mainz", sagte FSV-Manager Christian Heidel. Klopp erklärte vor der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte: "Meine Emotionen tun nichts zur Sache, wir wollen die drei Punkte."
Mit einem Sieg kann Mainz den Vorsprung gegenüber Dortmund auf fünf Punkte ausbauen. Der BVB will mit einem Erfolg die Tabellenführung zurückerobern und könnte sich mit dem fünften Auswärtssieg nach Saisonbeginn einen Eintrag in die Geschichtsbücher sichern. Für beide Klubs geht es zudem darum, die jeweilige Schmach im DFB-Pokal am vergangenen Mittwoch vergessen zu machen.
Für Heidel lastet der "größere Druck" auf der Borussia. "Wenn wir verlieren, hängen wir dem BVB noch immer im Nacken. Umgekehrt wären wir fünf Punkte weg", sagte Heidel, der dem 1:2 in der zweiten Cup-Runde beim Zweitligisten Alemannia Aachen auch etwas Gutes abgewinnt: "Vielleicht führt der kleine Dämpfer ja dazu, dass nun alle noch mal ein paar PS mehr draufpacken." "Jürgen hat in Mainz eine Ära geprägt"
Für FSV-Trainer Thomas Tuchel ist die Pokal-Pleite ohnehin abgehakt. "Wir haben die Niederlage wie gewohnt analysiert und dabei auch eigene Fehler im Trainer-Team angesprochen", sagte Tuchel, der sich zu den Vergleichen mit seinem Vorgänger Klopp nicht mehr groß äußern wollte: "Jürgen hat in Mainz eine Ära geprägt. Mein Wunsch ist es, das auch zu schaffen - aber auf meine Art."
Tuchel, der einem Teil der Mannschaft zwei Tage trainingsfrei gab, kann bis auf den langzeitverletzten Stammtorhüter Heinz Müller aus dem Vollen schöpfen. "Wir wollen dem Spiel unseren Stempel aufdrücken und gewinnen", sagte Tuchel und fügte hinzu: "Ich habe ein gutes Gefühl."
Beim BVB muss Klopp weiter auf die Verletzten Sebastian Kehl und Patrick Owomoyela verzichten. Die zuletzt angeschlagenen Sven Bender und Jakub Blaszczykowski, die beim Pokal-Aus bei Drittliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach pausiert hatten, stehen wohl wieder zur Verfügung.
Klopp reist mit großem Respekt an seine alte Wirkungsstätte: "Ich bin wohl einer der wenigen, die Mainz wirklich den Titel zutrauen. Ich nehme sie zu 100 Prozent ernst - und das hat nichts mit meiner Mainzer Vergangenheit zu tun." Klopp trotz Pokalpleite optimistisch
Nach der Pokal-Pleite seiner eigenen Mannschaft gibt sich der sonst unerschütterliche Optimist vor der Partie, die in 185 Länder übertragen wird, etwas zurückhaltender. "Wir müssen sehen, welche Spuren die Niederlage hinterlassen hat", sagte Klopp: "Wir werden sehen, wie wir das verarbeiten."
Im zweiten Sonntagsspiel kommt es zum direkten Verfolgerduell zwischen dem Vierten 1899 Hoffenheim und dem Dritten Hannover 96 (17.30 Uhr). "Wir nehmen Hannover absolut ernst. Wir wissen, dass wir uns im Vergleich zum 1:0 im Pokal gegen den FC Ingolstadt steigern müssen", sagte 1899-Trainer Ralf Rangnick.
Die Kraichgauer müssen auf jeden Fall ohne den rot-gesperrten Sejad Salihovic und den verletzten Abwehrroutinier Josip Simunic auskommen. Der Einsatz der angeschlagenen Verteidiger Isaac Vorsah und Andreas Ibertsberger ist fraglich. Pokal-Rotsünder Vedad Ibisevic wird wegen zuletzt schwacher Leistungen wohl zunächst auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen.
Hannover fühlt sich in der Rolle der Überraschungsmannschaft vor den Spielen in Hoffenheim, gegen Dortmund und in Mainz wohl. "Der bisherige Saisonverlauf hat das Selbstvertrauen natürlich gestärkt. Wir wollen Platz drei verteidigen", sagte 96-Trainer Mirko Slomka.