Als Marcel Schmelzer am vergangenen Samstag von Schiedsrichter Deniz Aytekin die Gelbe Karte vor die Nase gehalten bekam, schlug der BVB-Linksverteidiger die Hände über dem Kopf zusammen. Der Grund: Es war seine fünfte Verwarnung – und damit das Aus für die Partie gegen 1899 Hoffenheim.
Nur zu gerne hätte man in dem Moment, in dem Schmelzer den gelben Karton bekam, in das Gesicht von Dede geschaut. Der Brasilianer, der seit mittlerweile zwölf Jahren im Dienste der Borussia steht, ist zwar kein Mann der Schadenfreude, doch ein kurzes Lächeln wäre zumindest aus persönlicher Sicht legitim gewesen. Denn in der 86. Minute des Spiels gegen Mainz war klar, dass Dede am Sonntag von Beginn an ran darf – ausgerechnet an seinem 32. Geburtstag.
Es ist eine seltene Ehre für den dienstältesten Borussen in dieser Saison. Seit dem zwölften Spieltag stand der Linksfuß nicht mehr in der Startelf und brachte es in den letzten fünfeinhalb Monaten auf gerade einmal 44 Einsatzminuten. Aus dem unangefochtenen Stammspieler ist ein Bankdrücker geworden.
„Die letzten Monate waren die schwersten meiner Karriere. Schwerer noch als die Zeit, in der ich verletzt zuschauen musste“, gibt Dede unumwunden zu, dass es nicht leicht für ihn war, von Marcel Schmelzer ersetzt zu werden. Doch anders als viele Egozentriker im eigentlich Mannschaftssport Fußball ging er nicht auf die Barrikaden, sondern unterstützte den Youngster, wo er nur konnte.
„Darauf bin ich stolz“, klopft sich Dede auf die Schulter: „Ich habe mich nicht in die Öffentlichkeit gestellt und Theater gemacht. Ich denke, dass das sowohl von der Mannschaft als auch vom Trainer positiv aufgenommen wurde.“
Seit Wochen ist der Linksverteidiger in einer Topverfassung. Die alte Schnelligkeit ist zurück, im Grunde spricht nichts dafür, einen Mann wie ihn auf die Bank zu setzen – bis auf Marcel Schmelzer. Der gebürtige Magdeburger hat binnen 24 Monaten eine gewaltige Entwicklung durchlaufen. Längst ist er nicht mehr Dedes Herausforderer, sondern derjenige, der selbst die Nase vorne hat.
„Als Marcel damals zu den Profis kam, habe ich sofort gespürt, dass er das Zeug dazu hat, es zu schaffen“, ist Dede von dem steilen Aufstieg seines Konkurrenten nicht überrascht: „Er hat den nötigen Willen und das nötige Talent.“
Doch erst durch Dedes Kreuzbandriss bekam Schmelzer die Chance, seine Qualität zu zeigen. Er nutzte sie eindrucksvoll und so läuft das Spiel diesmal andersherum: Während Schmelzer ausfällt, muss sich Dede beweisen. Es ist seine Chance, zu zeigen, dass er es noch draufhat – auch wenn er weiß, dass er danach wieder zurück auf die Bank muss.