Der wettete in der Halbzeitpause bei einer zwischenzeitlichen Führung seiner Mannschaft gegen den Mitarbeiter des Schalker Fanprojektes auf einen Sieg seiner Elf gegen die Auswahl der Königsblauen.
Da der VfL am Ende jedoch mit 14:21 gegen das von Mau gecoachte Team des Schalker Fanprojektes das Nachsehen hatte, darf sich der Fan des VfL nun bei einem Spiel der Knappen in die Nordkurve stellen.
Niederschwelliger kann ein Zugang nicht sein. Genau diesen „niederschwelligen Zugang“ bezeichnen Mau und sein Kollege Benjamin Bödecker vom Bochumer Fanprojekt als Ansatz für ihre Arbeit mit den jugendlichen Anhängern. Der Ball als Eisbrecher. Oder, wie es Mau ausdrückt: „Mit Fußball erreichen wir die Jungs am besten.“
Seit Saisonbeginn spielen die Fanprojekte aus Wuppertal, Düsseldorf, Dortmund, Duisburg, Schalke und Bochum in der neuen „Fanprojekt Liga West“ in Hin- und Rückspielen um den inoffiziellen Titel des Besten. „Natürlich geht es natürlich auch um Sport. Aber es geht vor allem darum Berührungsängste untereinander abzubauen und Verständnis für die Wünsche und Einstellungen der Anhänger der anderen Vereine zu entwickeln“, erklärt Bödecker.
„Die Liga West ist eine Weiterentwicklung einzelner Freundschaftsspiele und gemeinsamer Veranstaltungen“, ergänzt Mau, der mit seinem Kollegen aus Bochum aber auch denen der anderen Fanprojekten eng zusammenarbeitet. So habe man mit dem gemeinsamen Besuch von Länderspielen und Freizeitaktivitäten bereits gute Erfahrungen gemacht. „Das Angebot richtet sich an Jugendliche Fans im Alter von 16 bis 20 Jahren“, erklärt der angehende Sozialarbeiter. „Das ist ein Alter, in dem sich die Heranwachsenden noch beeinflussen lassen“, weiß Mau.
In die eine oder die andere Richtung. „Es sind viele Jungs dabei, die sich in Richtung Ultras orientieren“, bestätigt Bödecker. „Das ja auch nichts schlechtes. Aber es geht darum, fair und respektvoll miteinander umzugehen“, will der Sozialpädagoge helfen, Aggressionen abzubauen „oder besser erst gar nicht entstehen zu lassen. Außerdem können wir auf diesem Weg weiterhin einen Zugang zu den Jugendlichen behalten.“
Denn der ging bislang zu häufig mit dem Erreichen der Altersgrenze von 16 Jahren bei den gemeinsamen Fahrten zu Auswärtsspielen ohne Alkohol und Nikotin zu Ende. „Inzwischen ist es so, dass einige meiner Jungs zum Beispiel mit Fans des MSV Duisburg zusammen Spiele besuchen und die als ihre Kumpel bezeichnen“, freut sich Bödecker über die positive Entwicklung. „Wer sich kennt, der wird sich später im Stadion nicht prügeln“ hofft Mau.
Beiden Streetworkern ist jedoch bewusst, dass sich mit Fußball nicht alle Probleme lösen lassen. „Es gibt immer Fans, die wir nicht erreichen. Aber wir kümmern uns um die, die wir erreichen können“, verdeutlichen sie das Credo ihres Handelns. Mit der Liga West heben sie einen weiteren wichtigen Schritt getan. „Dabei wollen wir den jungen Anhängern jedoch nicht die Leidenschaft für ihren Verein und die sportliche Rivalität gerade der Ruhrgebietsvereine untereinander nehmen“, soll der Reiz bestehen bleiben.
Und so ist der Besuch der Schalker Arena für den jungen Anhänger des VfL Bochum doch sicher auch ein wenig Strafe für das am Mittwoch verlorene Spiel. Markus Mau dagegen bleibt der Besuch der Ostkurve und manch feixender Kommentar seiner Schützlinge erspart. Denn das wäre sein Wetteinsatz im Falle einer Niederlage der Gelsenkirchener gewesen. Aber es gibt ja auch noch ein Rückspiel.
Tabelle: 1. Wuppertal 1 1 0 0 16:6 3 2. Duisburg 1 1 0 0 27:21 3 3. Schalke 2 1 0 1 27:30 3 4. Dortmund 0 0 0 0 0:0 0 5. Düsseldorf 1 0 0 1 21:27 0 6. Bochum 1 0 0 1 14:21 0