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Spielerberater – ein Traumberuf?

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Die Betreuung von Fußballprofis ist zwar ein Millionengeschäft in Deutschland. Aber der Aufstieg zum Unterhändler gelingt nur wenigen in der Bundesliga

Es gibt Momente, da klingt bei Tim Eissler Distanz durch. „Natürlich ist das ein Drecksgeschäft“, sagt der Bochumer. „Man muss permanent Klinken putzen und ständig mit fremden Leuten ins Gespräch kommen.“ Aber: „Da wächst man rein.“ Eissler ist ein kommunikativer Typ mit festem Händedruck und gewinnendem Lächeln. Das braucht er auch, denn der 30-Jährige, der sich mit seiner Agentur YouSports in Wattenscheid-Höntrop niedergelassen hat, drängt in eine Branche, in der ein überzeugender Auftritt Grundvoraussetzung ist: Eissler will als Spielerberater durchstarten.

Ein Beruf, der bei Fußballfans wenig Ansehen genießt. Wenn Berater ins Licht der Öffentlichkeit treten, spielen sie meist den bösen Buben. Mino Raiola etwa war fast jedes Mittel recht, um Henrikh Mkhitaryan von Borussia Dortmund loszueisen. Roger Wittmann geriet im Zuge des Wechsels von Max Meyer mit Schalke-Vorstand Christian Heidel aneinander.

Eissler will es anders machen: „Wir bieten ein ganzheitliches Beratungskonzept, das heißt, wir kümmern uns auch um die richtige Ernährung, haben einen Sportpsychologen dabei. Wir wollen die Spieler weiterentwickeln – in Kooperation mit den Vereinen.“

Reicht das, um sich durchzusetzen? Lars Mrosko ist skeptisch. Der 41-Jährige war Bundesliga-Scout, unter anderem beim FC Bayern und VfL Wolfsburg. Er wurde später Berater und scheiterte krachend – trotz guter Kontakte. Weil er wohl zu brav gewesen sei für diese Branche, sagt er heute. „Es gibt einige wenige Berater, da steht der Spieler im Vordergrund“, meint er. „Und das sind dann oft auch die, die nur wenig Geld verdienen.“

Fast 200 Millionen Euro Honorar

Die Klubs der ersten Liga schütteten zuletzt innerhalb eines Jahres 197,75 Millionen Euro an Spielerberater aus. In der Premier League waren es 241 Millionen Euro, in der Serie A 128 Millionen Euro. Von dem vielen Geld wollen aber auch viele etwas abhaben: Insgesamt sind an die tausend Berater allein in Deutschland aktiv – bei gerade einmal 1500 Spielern in den drei Profiligen. Die Konsequenz: Das viele Geld verteilt sich auf wenige Taschen. Nur ein Drittel der Berater, schätzen Insider, schreibt dauerhaft schwarze Zahlen.

Denn erst mit dem ersten Profivertrag fließt nennenswert Geld. Und dann macht nicht immer der das große Geschäft, der vorher Zeit und Geld in den jungen Spieler investiert hat. Nicht selten locken dann die etablierten Agenturen, indem sie bessere Kontakte und Einnahmen versprechen. Mrosko erzählt auch von Vereinsverantwortlichen, die vertraute Berater erst auf Talente aufmerksam machen.

„Manche Manager sagen sogar: Wir wickeln den Transfer ab, aber nur über unseren eigenen Mann“, sagt er. Auch deshalb werden die Großen der Branche immer größer: Jorge Mendes, der Allergrößte, der unter anderem Cristiano Ronaldo vertritt, kassierte dem Wirtschaftsmagazin Forbes zufolge im vorigen Jahr 87 Millionen Euro.

In Deutschland dominiert die Agentur SportsTotal von Volker Struth und Dirk Hebel den Markt, die unter anderem Toni Kroos und Marco Reus zu ihren Klienten zählt. Sie soll 40 Millionen Euro verdient haben.

Mrosko, der heute als Sportkoordinator für die AOK arbeitet und Teammanager bei einem Berliner Landesligisten ist, würde niemandem zum Beraterberuf raten: „Einem jungen Menschen würde ich sagen: Wenn du eine Million Euro mitbringst und dich damit über Wasser halten kannst, versuch dein Glück“, sagt er. „Aber die Million wird irgendwann weg sein und du wirst dir in den Arsch beißen.“

Eissler ist überzeugt: Er hat inzwischen die nötigen Kontakte. Bislang hat er den 21-jährigen Torhüter Sascha Algermissen als Klienten gewonnen, der in der Jugend für Schalke spielte und nun beim Hannoverschen SC in der Oberliga. Hinzu kommen Jugendspieler vom VfL Bochum und Bayer Leverkusen.

Aber: „Wenn ich ganz realistisch bin, dauert es sicher zwei Jahre, bis man Spieler hat, von denen man leben kann“, meint Eissler. Bis dahin gilt es, mit dem Ersparten über die Runden zu kommen.

Autor: Sebastian Weßling

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