Planbar ist der Aufstieg aus der Regionalliga West nicht. Fragen Sie mal bei den Verantwortlichen von Viktoria Köln nach. Erst im siebten Anlauf ist den finanziell auf Rosen gebetteten Domstädtern der Sprung in die dritte Liga gelungen. Als größter Rivale der Viktoria galt vor der Saison Rot-Weiss Essen. Zu Beginn sah es so aus, als könnte RWE den Erwartungen gerecht werden.
Fünf der ersten sechs Spiele gewannen die Bergeborbecker, die Euphorie war zurück an der Hafenstraße, die Zuschauerzahlen wieder fünfstellig. Wären die Essener am Ende ähnlich wie Rot-Weiß Oberhausen nur knapp am Aufstieg gescheitert, hätte es nach der Saison wohl keinen Grund für eine Trainerdiskussion gegeben. Nach mehreren Jahren im Niemandsland der vierten Liga sollte RWE zumindest lange oben mitspielen. Dieses Ziel haben die Verantwortlichen vor der Saison formuliert. An dieser Vorgabe ist Trainer Karsten Neitzel kläglich gescheitert.
Karsten Neitzel wirkte als RWE-Trainer rat-, mut- und hilflos
Die reinen Fakten sind aus RWE-Sicht inakzeptabel: Platz acht nach dem tollen Start, 21 Punkte hinter dem zuletzt schwächelnden Aufsteiger Viktoria Köln, Platz neun in der Heimtabelle, nur 42 erzielte Tore. Für diese beschämende Bilanz ist Neitzel als Trainer verantwortlich. [article=424576]Seine Entlassung war auch zu diesem Zeitpunkt alternativlos[/article].
Der ehemalige Bochumer wirkte in seiner ersten kompletten Saison vor allem zum Ende der Spielzeit rat- und hilflos. Eine Handschrift war nicht erkennbar, zudem hatte er nicht den Mut, Zeichen innerhalb der Mannschaft zu setzen. Schon im vergangenen Sommer hätte Neitzel sein Veto bei der Personalie Benjamin Baier einlegen müssen. Seine Fehleinschätzung kostete den Verein nun eine satte Abfindungszahlung und einem verdienten Spieler einen würdevolleren Abgang. In den zahlreichen Schwächephasen war von Seiten des Trainers kein Aufbäumen erkennbar. Es hatte den Anschein, als würde Neitzel dem sportlichen RWE-Niedergang teilnahmslos zuschauen.
Jörn Nowak und Marcus Uhlig haben erkannt, dass der Umbruch in Essen auch auf der Trainerposition vollzogen werden muss. RWE hat den Auftrag, in der kommenden Saison zu liefern und kann es sich nicht leisten, einem angeschlagenen Trainer zu vertrauen. Ähnlich wie in Oberhausen scheut sich Nowak nicht davor, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen, sofern sie dem Erfolg des Vereins dienen.
[article=424604]Top-Kandidat für den Posten des Cheftrainers ist Christian Titz[/article]. Ein Mann, der in seiner Vita einige Spiele als Bundesliga-Trainer vorweisen kann und vor allem dafür bekannt ist, Stärken im Umgang mit jungen Spielern zu besitzen. Denn speziell im Hinblick auf die U23-Regelung besteht in Essen noch reichlich Handlungsbedarf, da bei RWE mit Cedric Harenbrock bisher nur ein U23-Spieler unter Vertrag steht. Nico Lucas dürfte der zweite junge Akteur sein.
Was schließlich auch noch für Titz spricht: Wer als Trainer mehrere Jahre beim HSV gearbeitet hat, dürfte auch die Essener Hafenstraße nicht fürchten.