Dass Kevin Grunds eigentlicher Job der des Linksverteidigers ist, sollte nach all den Jahren jedem bekannt sein. Doch spätestens in der Schlussviertelstunde war der 31-Jährige überall auf dem Feld zu finden. Beflügelt von den Anfeuerungen der Zuschauer, beflügelt von dem 2:3-Anschlusstreffer durch den von ihm direkt verwandelten, aber abgefälschten Freistoß zuvor. Wenige Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit war er es, der im Strafraum gefoult wurde und einen Elfmeter zugesprochen bekam. Die Geschichte ist bekannt, Lippstadts Keeper Christopher Balkenhoff konnte den Schuss von RWE-Kapitän Benjamin Baier parieren.
Am Ende sprach der dienstälteste Essener im Kader seinem Spielführer Mut zu: „Benni ist ein guter Elfmeterschütze. Normal haut er die sonst rein. Er hat das nicht absichtlich gemacht. Wenn er den nächsten wieder reinmacht, ist alles gut.“ Der daraus resultierende Schaden ist am Ende auch kleingeblieben. Durch den Patzer von Viktoria Köln bei der U23 von Fortuna Düsseldorf sind die Essener weiterhin Tabellenführer, auch wenn Grund den Fokus davon etwas weglegt: "Wir müssen uns nur auf uns konzentrieren. Wir holen uns am Freitag die drei Punkte in Verl, was die anderen machen ist egal.“
Bei den noch ungeschlagenen Ostwestfalen ist von Essener Seite durchaus eine Trotzreaktion zu erwarten. Zumindest, wenn man Grunds Worten Glauben schenken darf: „Wenn man unsere zweite Halbzeit gegen Lippstadt gesehen hat, macht die uns nur noch stärker für den Saisonverlauf. Uns schmeißt jetzt gar nichts mehr zurück.“ Grund weiter: „Wir haben richtig Charakter gezeigt. Ich bin schon lange hier. Es gab einige Spiele hier, die hätten wir 0:4 verloren. Diese Saison haben wir eine echt geile Truppe, die nie aufsteckt, die immer Gas gibt, egal ob es 0:2 steht oder ob man einer weniger ist. Wir haben immer weitergemacht und können noch einige Punkte holen.“
Seinen Mut bremst da auch nicht die Rote Karte gegen Kai Pröger: „Jeder weiß, wie wichtig er für uns ist. Ich fand die Entscheidung selbst ein bisschen hart, aber das ändert man nichts dran. In der zweiten Halbzeit haben wir das schon super kompensiert. Wir haben noch andere Jungs auf der Bank, dann müssen die halt am Freitag ran.“
Autor: Stefan Loyda