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Breuckmann und Reif fehlen samstags der Bundesliga

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Die Reporter-Legenden geben dem Fußball mehr Tiefe, wo es den Buschmanns und Dahlmanns nur um Gebrüll geht. Eine persönliche Betrachtung.

Wenn ältere Menschen anfangen, von früher zu erzählen, wenn sie dann sagen, „da war alles besser“ oder „wir hatten ja nichts anderes“, verdrehen Vertreter der jüngeren Generationen zumeist die Augen. Um Gottes Willen, Geschichten aus dem Mittelalter, denken sie dann – wer nicht schon derart reagiert hat, möge bitte den Arm heben.

Das gilt für nahezu alle Lebensbereiche, explizit aber auch für den Fußball. Eins vorweg: Natürlich lässt sich über Geschmack nicht streiten, selbstverständlich hat jede Generation ihre eigenen Idole. Wer aber fußballerisch samstags mit der Bundesliga-Konferenz im Hörfunk aufgewachsen ist, der hat zwangsläufig ein anderes Empfinden für die Kommentierung von Fußballspielen.

Mit dem Begriff Kult wird heutzutage inflationär um sich geworfen. Jeder Spieler, der mal drei Tore in einem Spiel gemacht hat, nach einer miesen Leistung in der Kurve stand und sich bei den Fans entschuldigt hat oder im Vereinsheim die Treppe geputzt hat, wird zur Legende ausgerufen. Nun gut, wenn man es so möchte.

Aber in den 80er- und frühen 90er-Jahren – also, werte junge Fußballfans: als wir samstagnachmittags ja nur das Radio und noch nicht Premiere beziehungsweise Sky hatten – gab es nichts wichtigeres als die Bundesliga-Konferenz. Manni Breuckmann zu Werner Hansch zu Armin Hauffe zu Kurt Emmerich zu Jochen Hageleit zu… Das waren noch Zeiten. Berechtigte Pendants zur Fernsehberichterstattung ließen sich übrigens auch schnell finden.

Wie gesagt, Geschmäcker sind verschieden. Aber gerade deshalb darf man an dieser Stelle auch mal zu dem Urteil kommen: Kommentatoren wie Manfred Breuckmann im Radio oder Marcel Reif im Fernsehen fehlen dem Fußball-Samstag. Weil sie dem Spiel über dessen Faszination hinaus mehr gegeben haben als das, was man ohnehin mitbekommt beziehungsweise im Falle von Reif auf dem Bildschirm sieht.

Wer sich heute die Sky-Konferenz anschaut, kann am Ende nicht mehr unterscheiden, ob Frank Buschmann, Florian Schmidt-Sommerfeld und Jörg Dahlmann fürs Fernsehen oder für die Spielkonsole kommentieren, halt: brüllen. Kinder mögen das ja zurecht toll finden, wenn ihre Fußballhelden bei Videospielen nach einem Tor einen doppelten Rittberger machen, nach der sicheren wie spritzfreien Landung noch in einer imaginären Tasse Kaffee rühren wie Serge Gnabry und die genannten Kommentatoren emotionale Vulkanausbrüche vollbringen. Es gibt aber auch Menschen, denen bei diesem Szenario beinahe das Blut aus den Ohren fließt.

Heutzutage geht es bei der Kommentierung nur noch darum, wer der Lauteste ist, welche Person am meisten polarisiert. Was gesagt wird – gleichgültig. „Ich werd‘ irre!“ und „Wir haben ein Spiel!“ und „Was war das denn?“ Ja, ist es nicht Aufgabe des Reporters, das zu berichten und vor allem anschließend zu erklären, zu bewerten? Auch wenn es manchmal ein wenig gedrechselt und herbeigesehnt wirkt, hält Wolff-Christoph Fuss in der Riege der aktuellen Radio- und Fernsehmoderatoren noch die Fahne hoch, wenn es um gelungenen Wortwitz geht.

Breuckmann und Reif stehen aber auch für sinnvolle Gedankenanstöße, für Differenzierung in der Berichterstattung, für klugen Inhalt, für ironische Seitenhiebe. Umso schöner, dass Manfred Breuckmann an diesem Freitag ein Comeback gibt und bei DAZN das Schalker Heimspiel gegen Union Berlin kommentiert. Er werde die blau-weiße Brille aufhaben, aber nicht unsportlich sein, hat der 68-Jährige vorab gesagt. Nichts anderes würde man auch von ihm erwarten.

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