Es ist Donnerstagnachmittag, und passenderweise scheint die Sonne über dem Ruhrstadion. Auf dem Rasen geben die Zweitliga-Profis wie Torjäger Lukas Hinterseer, wie der Für-jede-Position-Mann Jan Gyamerah, wie Innenverteidiger Tim Hoogland die Anweisungen.
Die Spieler sind für ein paar Stunden die Trainer von sechs Teams, ein bunter Mix aus Vertretern von Sponsoren, VfL-Mitarbeitern und Ex-Profis des Traditionsteams von Ata Lameck. Es ist ein kleines Dankeschön an die kleineren und größeren Gönner des Vereins.
Robin Dutt, Bochums Cheftrainer, beobachtet dieses Spaß-Turnier einige Zeit entspannt auf der Tribüne. Eine Nacht später, am Freitagvormittag, wird der Verein offiziell verkünden, dass Dutt seinen Vertrag verlängert hat. Der Trainer des VfL Bochum hat sich bis zum 30. Juni 2020 an den Zweitligisten gebunden, sein bisheriger Kontrakt ging nur bis zum Ende dieser Saison.
Das Sponsoren-Turnier steht sinnbildlich für den Stimmungswandel beim VfL: Vor einem Jahr fiel das traditionelle Event aus. Bochum hatte nach der anstrengenden Ausgliederungskampagne viel mit sich selbst zu tun, mit einer Nudel-Affäre, mit Misserfolgen, mit kommenden und schnell wieder verschwundenen Trainern. Erst im Februar wurde Robin Dutt geholt, kurz vor und nach ihm wurde die hauptamtliche Führung des Vereins mit Sebastian Schindzielorz (Sport) und Ilja Kaenzig (Finanzen) neu besetzt. Der Klimawandel im Club ist eine Folge des gemeinsamen Erfolges. Doch Robin Dutt hat als öffentlich im Fokus stehender Chef des Teams einen großen Anteil daran.
„Nicht jede Wunde heilt allein durch Siege“, hat Dutt schon kurz nach seinem Antritt gesagt. Schritt für Schritt, natürlich beflügelt, ja erst ermöglicht von Punkten und Tabellensprüngen, wurden und werden diese Wunden geheilt; auch außerhalb des Rasens. Kleine Gesten wie die Unterschrift auf einem Trikot für einen treuen Anhänger nach dem Training sind wieder selbstverständlich. Es war vor nicht allzu langer Zeit mal anders.
Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, der bei fast jedem Training vorbeischaut, hat seine Wertschätzung zur Vertragsverlängerung so ausgedrückt: „Robin Dutt hat die Mannschaft in einer sehr schwierigen Phase übernommen und durch seine Erfahrung, Ruhe und Fachkompetenz wieder in die Spur gebracht. In der Jahrestabelle 2018 hat keine Mannschaft aus der 2. Bundesliga zum jetzigen Zeitpunkt mehr Punkte geholt als der VfL, was zum großen Teil der Verdienst von Robin Dutt ist, aber auch der seines Trainerteams, mit dem er wunderbar harmoniert“, sagt er.
Zu alter Heimstärke zurückgefunden
Schindzielorz lobt natürlich auch das sportliche Werk: „Zudem haben wir unter seiner Leitung wieder zu unserer Heimstärke zurückgefunden. 21 Punkte aus den ersten elf Heimspielen belegen das. Der VfL verfügt über eine klare Spielidee, die Mannschaft tritt stabil auf. Durch seine kommunikative und analytische Art hat er es auch außerhalb des Platzes geschafft, für ein angenehmes Arbeitsklima zu sorgen.“
Unterm Strich zählen im hitzigen Fußballgeschäft Ergebnisse. Gegen Dresden und Heidenheim setzte es erstmals unter Robin Dutt zwei Niederlagen in Folge, das erzitterte 1:0 gegen Bielefeld kam vor der Tour zum Hamburger SV zweifellos zur rechten Zeit.
Der Trainer kann nun entspannt das Wochenende angehen, um sein Team ab Montag weiter auf das HSV-Spiel vorzubereiten. Mit Freude, wie er betont: „Insbesondere die tägliche Arbeit mit meinem Funktionsteam und den Spielern macht mir sehr viel Spaß. Sebastian Schindzielorz und Ilja Kaenzig empfinde ich als sehr kompetente Geschäftsführer, die ich mit all meiner Kraft unterstützen werde, den Verein weiter unter den Top-25-Teams in Deutschland zu etablieren“, sagt Robin Dutt.
Autor: Ralf Ritter