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Ober- bis Kreisliga
Amateure: Kritik und Verständnis für Corona-Pause

Issam Said trainiert den Essener Landesligisten VfB Frohnhausen. Er rechnet mit einem frühzeitigen Saisonende.
Issam Said trainiert den Essener Landesligisten VfB Frohnhausen. Er rechnet mit einem frühzeitigen Saisonende. Foto: Thorsten Tillmann
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Bis mindestens zum 19. April 2020 steht der Ball sowohl am Niederrhein als auch in Westfalen still. Wir haben uns bei den Vereinen von der Ober- bis zur Kreisliga beider Verbände umgehört, was diese Spielpause für sie bedeutet.

Oliver Kuhn, Vorsitzender SSVg Velbert (Oberliga Niederrhein): "Die Einstellung des Trainingsbetriebs ist alternativlos. Wir werden das bei der SSVg sofort durchsetzen. Wir können ja nicht mit unseren vielen Teams einfach so weiter spielen. Das wäre unverantwortlich. Finanziell gesehen ist es für uns auch nicht einfach. Wir haben beispielsweise eine Gaststätte, die uns monatlich einen guten vierstelligen Betrag ein bringt. Die wird jetzt natürlich keinen Umsatz mehr machen. Die Spieler wollen ihr Geld trotzdem weiter bekommen. Da müssen wir mit allen Leuten, Vorstand, Sponsoren, Mannschaft eine Lösung finden. Einfach ist aktuell gar nichts. Ich habe zum Beispiel ein Gespräch mit einem potentiellen Sponsor gehabt, dieses liegt erst einmal auf Eis. Weil niemand in dieser Situation einen Sponsoringvertrag unterzeichnet. Für mich kann es nur eine Lösung geben und die heißt klare Kante! Die Saison muss vorzeitig beendet werden. Es kann doch keiner wirklich glauben, dass wir ab dem 20. April zum Alltag übergehen. Wir müssen die Saison sofort beenden und eine Übergangs-Spielzeit ins Leben rufen. Damit wir uns alle erholen und hoffentlich ab Juli oder August wieder normal leben und Fußball spielen können."

Samir Habibovic, Sportlicher Leiter ASC Dortmund (Oberliga Westfalen): "Wir müssen jetzt ruhig bleiben und alles umsetzen, was von der Regierung und den Verbänden gefordert ist. Wir werden wohl auch den Spielbetrieb einstellen. Alles andere würde wenig Sinn machen. Wir werden uns am Wochenende zusammensetzen und Entscheidungen treffen."

Hansi Wüst, Trainer RuWa Dellwig (Kreisliga A, Essen): "Auch wir werden erst einmal den Trainingsbetrieb einstellen: Die Stadt Essen wird ja bestimmt alle Anlagen sperren. Das ist aber auch der richtige Weg. Fußball ist unser Hobby. Hier geht es um ein ganz erstes Thema, wobei wir alle zusammenstehen müssen. Klar werden uns auch ein paar Euro in der Vereinskasse fehlen. Aber am Ende des Tages zahlen wir unseren Spielern nur sehr kleine Aufwandsentschädigungen. Die Jungs leben ja nicht davon."

Issam Said, Trainer VfB Frohnhausen (Landesliga): "Ich finde es katastrophal. Ich hätte den Spielbetrieb zwei Wochen erst einmal eingestellt und dann geschaut, wie es weiter geht. So steht eigentlich doch jetzt schon fest, dass die Saison beendet ist. Wie will man denn Ende April fünf, sechs Wochen nachholen? Das geht klappt logistisch schon nicht. Es müssen ja nicht nur die Spiele der Senioren-, sondern auch der Juniorenmannschaften nachgeholt werden. Manche haben noch Alt-Herren-Teams oder Frauenmannschaften und die Klubs haben alle ein, vielleicht zwei Plätze auf ihrer Anlage zur Verfügung. Die Saison ist für mich so gut wie beendet. Ich verstehe den Ernst der Lage - das auf jeden Fall. Aber ich frage mich, warum man mit den Verboten im Sport anfängt. Was ist denn mit den ganzen Bahnhöfen und Zügen voller Menschen, den Einkaufszentren, den Kneipen und Restaurants, wo sich alle Menschen tummeln? Man hätte Deutschland einfach zwei Wochen dicht machen und in Quarantäne schicken sollen und nicht beim Fußball, wo man sich noch ablenken und abreagieren kann, anfangen. Und klar: Ich weiß auch nicht, wovon wir nun die Aufwandsentschädigungen an die Spieler zahlen sollen. Das wird ein Problem - für alle Amateure. Für mich persönlich kommt noch ein dickeres Problem hinzu: Ich habe ein Sportgeschäft und bleibe jetzt auf meiner Ware sitzen. Wer kauft mir denn die Schuhe und Trikots ab?"

Ajan Dzaferoski, Präsident TuS Bövinghausen (Landesliga): "Wir müssen jetzt alle ruhig bleiben und nicht in Panik verfallen. Wir werden uns an alle Regeln halten. Es geht nicht um den Einzelnen, sondern die Gesellsschaft. Da muss jeder mal einen Schritt weiter denken, als nur in den Spiegel zu schauen. Ich habe mit Samir Habibovic, dem Sportlichen Leiter des ASC Dortmund, telefoniert. Wir haben beschlossen uns mit mehreren Dortmunder Vereinen, die Ober-, Westfalen- oder Landesliga spielen, zusammenzusetzen und vielleicht doch eine Trainingsmöglichkeit zu finden. Das wir jetzt sechs Wochen nichts machen, sollte auch nicht so sein. Außer, uns wird das von der Regierung, dem Bundesland oder der Stadt vorgeschrieben. Dann ist das natürlich ein anderes Thema. Zum Thema Aufwandsentschädigungen für die Spieler muss ich sagen, dass wir auch hier Lösungen finden müssen. Den Spielern sollte schon das zu stehen, was ihnen auch versprochen wurde."

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