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Kommentar zum BL-Report
Egoismus im Profifußball

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Kommentar zum BL-Report: Egoismus im Profifußball
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Die DFL hat ihren Bundesliga-Report veröffentlicht und präsentiert Rekord-Zahlen. Ein Kommentar.

Aus allen Winkeln kommen die Unkenrufe: Der Fußball-Boom in Deutschland kann nicht ewig dauern. Die Bundesliga feiert Rekorde — aber wie lange noch? Der neue TV-Vertrag wird die 36 Profi-Klubs in den nächsten vier Jahren bestens versorgen. Und danach? Sogar Liga-Geschäftsführer Seifert sieht die „Gefahr einer Übersättigung“, wie es die Football-Liga in den USA erlebt.

Die Sorgen sind begründet. Wo viel Geld im Spiel ist, greift Egoismus um sich. Die Profi- und Amateurklubs streiten wie VIP-Fans und Ultras um die Anstoßzeiten am Sonntagmittag und Montagabend. Der Privatsender Eurosport möchte seinen Bundesliga-Fußball nicht auf dem Sky-Decoder senden und feilscht um Prozente. Die Spieler kassieren im Schnitt zwei Millionen Euro im Jahr und kennen nur drei Worte: mehr, mehr, mehr!

Das Schalker Fußball-Idol Yves Eigenrauch warnte diese Woche vor der Trennlinie zwischen Klubs und Fans. Öffentliches Training wird zur Seltenheit. Ja, die Gefahr besteht: Wenn Rekordumsatz allein zählt, verliert der deutsche Fußball sein größtes Vermögen: seine Fans. Nicht heute, wenn wir Rekord feiern. Aber irgendwann. Und dann gibt es keine Rekorde mehr.

Es ist sehr beruhigend, dass Christian Seifert diese Gefahr benennt und Gegenmaßnahmen anführt. Erstens: dass allein voriges Jahr 158 Millionen Euro in Leistungszentren investiert worden sind, um die Nachwuchsförderung zu verbessern — das Kapital von morgen. Zweitens: dass er die Klubs ermahnt, für internationales Wachstum zu sorgen, und zur Reise nach Asien und Amerika bittet.

Und drittens: dass er die 2. Liga in die Schranken wies und den Klubs im Unterhaus das Gleichheitsprinzip austrieb. Die Bundesliga muss in der Champions League und in der Europa League konkurrenzfähig bleiben. „Wenn wir keine internationale Klasse bieten“, weiß Seifert, „gucken die Leute Premier League.“

Das mag vielen Zweitliga-Vertretern nicht schmecken. Die Gegenwart kommt ihnen grau und ungerecht vor. Aber auch das gehört zur Wahrheit: Mit 600 Millionen Euro feiert die 2. Liga, die heute in die Rückrunde startet, ihren eigenen Rekordumsatz und ist jetzt die siebtgrößte Liga in Europa. Sogar größer als die Ehrendivision in den Niederlanden. Und fast doppelt so groß wie zum Beispiel die zweite Liga in Italien.

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Im deutschen Fußball sind genug Kräfte am Werk, die aufpassen, dass die Schere nicht zu groß wird. Leute wie Heribert Bruchhagen und Andreas Rettig in Hamburg. Oder die Ultras in ganz Deutschland. Die Amateurvertreter in Frankfurt und München. Man sollte ihre Stimmen hören und ernstnehmen, die Argumente abwägen und berücksichtigen. Nicht immer alles umsetzen, aber diskutieren. Bisher hat das einigermaßen funktioniert. Sonst wäre die Bundesliga nicht so gesund und nicht so stark. Die Rekorde, die der DFL-Boss verkündet hat, gehen auch auf dieses Prinzip zurück.

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