Doch zu diesem Zeitpunkt war die hochgewettete deutsche Auswahl bereits seit knapp einer Woche wieder in der Heimat. Das Aus kam bereits im Achtelfinale, als man als Vize-Europameister überraschend mit 0:2 gegen Kroatien ausschied. Für Görkem Saglam und Gökhan Gül war das frühe Aus eine große Enttäuschung.
„Nach dem guten Start hatten wir wirklich geglaubt, weit zu kommen. Aber das ist ein stark besetztes Turnier, da kannst du nicht vorausschauen“, sagt Gökhan Gül. Und Görkem Saglam fügt hinzu: „Es war schon sehr enttäuschend. Es gibt da keine schwachen Gegner. Und gegen Kroatien haben wir nicht das abgerufen, was wir können.“ Und so saß der 17-Jährige schon Mitte letzter Woche wieder auf der Schulbank und stieg am Donnerstag ins Mannschaftstraining ein. Saglam: „Der Alltag hat mich wieder. Ich muss noch eine Klausur in Philosophie nachholen und eine mündliche Prüfung in Italienisch.“ Der Schüler des Schalker Gymnasiums fährt eine Doppelschicht: „Natürlich will ich mich im Profifußball durchsetzen. Aber die Schule werde ich auf keinen Fall vernachlässigen.“
Mit dem Rückflug von Santiago de Chile nach Frankfurt ist das Interesse am Ausgang der U17-WM schlagartig gesunken. Saglam verrät: „Ich habe mir noch die Ergebnisse angeschaut, aber ansonsten waren die Erinnerungen sehr schmerzhaft.“ Beim Rückblick erinnert er sich eigentlich nur an eine Episode recht gern: „Wenn wir mit unserer Gruppe jeden Morgen in Chile gejoggt sind, hat uns immer ein Rudel streunender Hunde begleitet. Einigen meiner Kollegen hat das überhaupt nicht gefallen. Einer ist sogar auf einen Baum geflüchtet.“
Mit den Teilnahmen an der U17-EM(Vizemeister) und der WM endet für Saglam ein ereignisreiches Fußballjahr. Doch zur Ruhe kommt er im Monat November keinesfalls: „Ich will weiter bei den Profis Fuß fassen und außerdem wollen wir mit der U19 unsere glänzende Ausgangsposition als Tabellenführer in der Jugend-Bundesliga verteidigen.“ Wie bei der DFB-U17 steht ihm auch da sein Freund Gül zur Seite, der den dreieinhalbwöchigen Aufenthalt in Chile als „eine tolle Erfahrung, aus der ich viel mitgenommen habe“ sieht.
Vielleicht wäre es mit dem Verlauf ja anders gekommen, hätte Gül nach den Siegen über Australien (4:1) und Argentinien (4:0) gegen Mexiko den Ausgleichstreffer zum 2:2 erzielt. Gül: „Das ist hypothetisch. In Chile musste man in jedem Spiel an seine Grenzen gehen. Da läuft es nicht immer wie gewünscht.“ Was als Erinnerung bleibt, sind ein paar DFB-Trikots, einige FIFA-Sticker und -Wimpel und eine nicht unwichtige Erkenntnis: „Als wir ausgeschieden sind, hat der Trainerstab uns etwas mit auf den Weg gegeben. Das ist ebenso simpel wie einfach: Aus Fehlern lernt man. Und ich denke, dass alle, die in Chile dabei waren, eine ganze Menge gelernt haben.“
Einig war sich das Bochumer Duo über die Rahmenbedingungen: „Das war ein perfekt organisiertes Turnier. Die Chilenen waren tolle Gastgeber und total fußballverrückt. Und auch in Sachen Trainingsplätze und Unterkünfte war alles mustergültig.“ Ein Sonderlob hatte Saglam zudem für den DFB-Koch parat: „David Seepe hat einen tollen Job gemacht. Uns hat es an nichts gefehlt.“ Nur der Ausgang hätte aus Sicht der deutschen U17-Junioren deutlich besser sein können.