Als Spieler verließ Levan Kobiashvili seine Heimat bereits mit 20 Jahren und wechselte vom georgischen Spitzenklub Dinamo Tiflis zum SC Freiburg, der zum damaligen Zeitpunkt mit zwischenzeitlich fünf Georgiern so etwas wie eine georgische Außenstelle in Deutschland darstellte.
In Deutschland machte sich der Linksverteidiger, der auch im linken Mittelfeld oder in der Zentrale eingesetzt wurde, in den anschließenden 16,5 Jahren einen Namen und lief neben dem Sport-Club auch für Schalke 04 und Hertha BSC auf. Insgesamt kommt Kobiashvili auf 351 Einsätze in der Bundesliga, 32 Tore und 33 Vorlagen. Allein für die Schalker lief er wettbewerbsübergreifend 233 Mal auf (17 Tore, 22 Vorlagen).
Kobiashvili wird gleich zum Präsidenten
Im Sommer 2014 beendete der Linksfuß seine Karriere in Berlin. Doch wie ging es anschließend weiter? Kobiashvili kehrte in seine Heimat nach Georgien zurück - und fing gleich ganz oben an. Schon im Oktober 2015 wurde die Legende, die 100 Länderspiele für sein Land absolvierte, zum Präsidenten des georgischen Verbandes ernannt. Die Wahl zum Vizepräsidenten gewann sein früherer Freiburger Teamkollege Alexander Iashvili, der das Amt bis heute bekleidet.
Kurz nach seinem Amtsantritt erklärte Kobiashvili in der Berliner Morgenpost, dass er dabei helfen wolle, "dass der georgische Fußball vorwärts kommt" und betonte: "Es gibt seit vielen, vielen Jahren so riesige Probleme bei uns. Für mich aber ist das Schlimmste, dass die Leute den Glauben verloren haben, dass es besser wird."
Fokus auf einem "guten Fundament"
Sein Hauptaugenmerk lag dabei auf der Infrastruktur und der Nachwuchsförderung. "Wir sind nicht gut aufgestellt. Es läuft nicht professionell genug in Georgien. Alles wackelt. Nichts ist gefestigt. Das will ich ändern. Wir brauchen jetzt erst einmal ein gutes Fundament."
Dass dieses Fundament Form annimmt, wurde nicht zuletzt dadurch untermauert, dass die Georgier im zurückliegenden Sommer erstmals die U21-Europameisterschaft - gemeinsam mit Rumänien - ausrichten durften. Dort sorgte die heimische Auswahl unter anderem mit einem 2:0 über Portugal für Furore und setzte sich in einer Gruppe, in der es außerdem gegen die Niederlande und Belgien ging, als Erster durch. Im Viertelfinale war dann auf bittere Art und Weise nach einem 3:4 im Elfmeterschießen gegen Israel Schluss.
Im georgischen Verband genießt Kobiashvili großes Vertrauen. So wurde er im Februar 2023 bereits zum zweiten Mal wiedergewählt. Die UEFA sprach in einer Mitteilung anschließend von "beträchtlichen Fortschritten" im georgischen Fußball und zitierte Kobiashvili: "Meine größte Motivation besteht darin, im Dienst unserer großen Familie zu stehen. Ich bin bereit für diese Herausforderung, denn der Fußball, der georgische Fußball, ist mein Leben."
Ich glaube daran, dass der Traum, unsere Nationalmannschaft bei einer großen Endrunde zu sehen, Wirklichkeit werden wird.
Levan Kobiashvili
Ein großes Ziel, das ihm als Spieler verwehrt blieb, soll als Funktionär vollbracht werden. "Ich glaube daran, dass der Traum, unsere Nationalmannschaft bei einer großen Endrunde zu sehen, Wirklichkeit werden wird", betonte Kobiashvili. Schon 2020 war Georgien ganz nah dran, scheiterte in den EM-Playoffs aber mit 0:1 an Nordmazedonien.
Bei der Qualifikation zur EURO 2024 in Deutschland reichte es zwar auch diesmal nicht - hinter Spanien, Schottland und Norwegen wurde man nur Vierter -, doch erneut bietet sich der Mannschaft, die vom ehemaligen Bayern-Profi Willy Sagnol trainiert wird, die große Chance, über die Playoffs nachzurücken. Dort geht es im März zunächst gegen Luxemburg, im Finale würde der Sieger aus der Partie Griechenland - Kasachstan warten.
Internationale Annerkennung
Auch zahlenmäßig lässt sich der Aufschwung in Georgien belegen. Während man in der FIFA-Weltrangliste bei Kobiashvilis Übernahme noch auf Rang 110 stand, hat man sich mittlerweile bis auf Platz 77 vorgekämpft.
Die Arbeit des früheren Schalkers wird aber nicht nur in seinem Heimatland gewürdigt. International hat sich Kobiashvili bei seinen Kollegen ebenfalls bereits einen Namen gemacht. Im April 2023 wurde der mittlerweile 46-Jährige als erster Georgier in das UEFA Exekutivkomittee gewählt, in dem er nun für vier Jahre mitarbeitet.