Timo Werner. Paul Pogba. Diogo Jota. Philippe Coutinho. N'Golo Kante. Marco Reus. Alle verletzt, alle nicht bei der WM in Katar dabei. Zudem humpelt Sadio Mane nur ins Turnier - und Jürgen Klopp hatte es kommen sehen. Es sei „so klar, so klar“ gewesen, dass sich die Stars irgendwann verletzen würden, sagte der Teammanager des FC Liverpool. Die Belastung für die Spieler sei schlicht „verrückt.“
Bei der WM, auf der größten Bühne des Fußballs, werden sich zahlreiche Stars nicht zeigen können. Für die Spieler sei das ein „Desaster“, sagt Klopp. Aber irgendwann mache der Körper einfach nicht mehr mit. Seit Anfang September standen für die Nationalspieler der großen Top-Ligen quasi nur Englische Wochen auf dem Programm, viele machten 13 Spiele in 42 Tagen - das schlaucht, erhöht die Verletzungsgefahr und mindert die Qualität der Spiele. „Die Spieler sind müde“, sagte Carlo Ancelotti, Trainer von Real Madrid.
Auch Bundestrainer Hansi Flick sorgt sich vor dem Start der WM am Sonntag um seine Spieler. „Die Belastung kann nicht noch mehr werden“, warnte er: „Wir müssen aufpassen, dass wir das Rad nicht überdrehen.“ Dabei haben es die Bundesliga-Profis fast noch gut - jedenfalls nach der WM.
In der Premier League wird rund eine Woche nach dem Finale schon wieder gespielt, auf ihren traditionellen Boxing-Day wollen die Engländer nicht verzichten. Spanien spielt an Silvester wieder, Italien am 4. Januar. „Kompliment an die DFL, dass wir da eine Pause haben nach der WM“, sagte Flick - die Bundesliga spielt erst am 20. Januar.
Sollte sich jetzt noch ein Star verletzen, können Flick und seine Kollegen laut FIFA-Reglement Spieler noch „bis spätestens 24 Stunden vor dem Anpfiff des ersten Spiels einer Mannschaft“ ersetzen. Der medizinische Ausschuss des Weltverbandes muss jedoch bestätigen, „dass die Verletzung oder Krankheit so schwerwiegend ist, dass sie den Spieler daran hindert“, am Turnier teilzunehmen. So geschah es beispielsweise am Montag beim französischen Verteidiger Presnel Kimpembe.
Für die Klub-Trainer ist diese Winter-WM einfach nur ein Ärgernis. „Wir haben eine verrückte Weltmeisterschaft, die Spieler können sich nicht ausruhen“, sagte Pep Guardiola von Manchester City. Für die nächste Partie bei Leeds United rechnet er nicht damit, dass sein komplettes Stammpersonal auflaufen kann - und er flüchtet sich deshalb in Sarkasmus: „Wenn wir unsere internationalen Spieler nicht haben, gehen wir mit der Jugend auf den Platz - oder mit ein paar Physios.“ Guardiola geht davon aus, dass die richtig großen Auswirkungen auf die Spieler erst später in der Saison sichtbar sein werden.
Das Problem ist nicht neu, der Grund ist auch klar. Mehr Spiele, mehr Wettbewerbe bedeuten vor allem: noch mehr Millionen. Für die Verbände, Klubs, Trainer und Spieler. „Wir sind alle daran schuld“, sagte Klopp.