"Niemand spricht mehr vom Achtelfinale", sagt Verbandspräsident Tomislav Karadzic. Das 0:1 gegen Ghana hat die Euphorie vertrieben, an ihre Stelle ist bange Erwartung getreten. "Für uns geht es jetzt um alles, wenn wir verlieren, sind wir weg. Das wird ein Endspiel für uns", sagt der Stuttgarter Zdravko Kuzmanovic, der Serbien mit seinem Handspiel gegen Ghana erst in die missliche Lage brachte.
Und gegen die Deutschen, da sind sich die "Weißen Adler" sicher, wird es noch schwerer. "Wir müssen auf Sieg spielen, und das gibt ihnen Platz. Und wenn sie Platz haben, schlagen sie gnadenlos zu. Das hat Australien zu spüren bekommen", sagt Kuzmanovic. Milovan Jovanovic fügt an: "Sie haben hier von allen Mannschaften den besten Eindruck hinterlassen. Die Deutschen sind wie Maschinen, wie Roboter."
Marko Pantelic muss als Sündenbock herhalten (Foto: firo):
Zur Ehrfurcht gesellen sich eigene Probleme - eine womöglich fatale Mischung. In der Heimat gilt nicht Kuzmanovic, sondern der Ex-Berliner Pantelic als Sündenbock für die Auftaktpleite. Er habe schlicht zu schlecht gespielt, heißt es. Pantelic wehrt sich: "Die Leute sitzen zu Hause im Sessel. Da ist es leicht zu kritisieren."
Pantelic steht noch an einem weiteren Unruheherd. Ein Bericht über eine angebliche Rangelei zwischen dem Stürmer und Verteidiger Nemanja Vidic in der Vorbereitung ließ der Verband am Mittwoch wortgewaltig dementieren. "Das ist eine totale Lüge und eine Attacke auf die ganze serbische Mannschaft in einem wichtigen Moment", sagte Team-Sprecher Aleksandar Boskovic.
Die Mannschaft will nun im Nelson-Mandela-Bay-Stadion in Port Elizabeth eine sportliche Antwort auf Gerüchte und Probleme geben. "Wir müssen und werden eine Reaktion zeigen", sagt Kuzmanovic. Der VfB-Profi könnte trotz seines Aussetzers für Nenad Milijas ins Team rücken. Auch Pantelics Stammplatz ist in Gefahr, falls sich Trainer Radomir Antic für ein 4-5-1 mit nur einer Spitze entscheiden wird.
Wichtigste Änderung aber ist die Hereinnahme von Neven Subotic für den gelb-rot-gesperrten Aleksandar Lukovic. Der Dortmunder will im Abwehrzentrum neben Vidic "das Spiel meines Lebens" bestreiten, ausgerechnet gegen jenes Land, in dem der 21-Jährige mit einigen Unterbrechungen bereits seit seinem sechsten Lebensjahr wohnt.
Subotic kennt seine Gegenspieler aus der Bundesliga - und er weiß: "Es wird sehr schwer für uns. Es ist beeindruckend, welches Tempo die Deutschen gehen können. Da stoßen nicht ein oder zwei, sondern drei, vier oder mehr Spieler in die Angriffszone vor." Vor allem Miroslav Klose fürchtet er. "Gegen den habe ich in der Liga mal ganz schlecht ausgesehen", erinnert er sich. Aber auch Mesut Özil, meint er, "hat sehr viel drauf - wenn er Lust hat".
Neben einer stabilen Abwehr setzt Serbien vor allem auf die Kniffe seines Trainers. "Ich weiß, was von mir erwartet wird. Es wird ein historisches Spiel", sagt Antic