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25 Jahre Wembley-Drama - Kuntz: "Das war sensationell"

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Stefan Kuntz war mittendrin, als Deutschland in Wembley das legendäre EM-Halbfinale 1996 gegen England gewann. Seine Mutter belügt er in einem Detail noch heute.

Als die Queen im Pastell-Kostümchen vorbeikam und freundlich seine Hand schüttelte, war Stefan Kuntz längst in sich versunken. „Da war ich so im Tunnel, da hätte Penelope Cruz kommen können, ich hätte sie gar nicht wahrgenommen“, sagte der Europameister von 1996 dem SID über die unwirklichen Sekunden vor dem legendären EM-Halbfinale vor 25 Jahren.

London, der Mythos Wembley, die Umkleidekabinen mit den Badewannen, die alten Holztribünen, das alles hatte Kuntz an jenem 26. Juni vollkommen gepackt. „Als wir zum Aufwärmen raus sind, über die kleine Anhöhe, als die Fans unsere Köpfe gesehen haben - da war es vorbei. Ich hatte 35 Minuten lang Gänsehaut, ich wollte diese Stimmung einatmen, sie fühlen, verinnerlichen.“ Danach traf Stefan Kuntz gleich doppelt ins englische Fußball-Herz.

Jetzt, da die deutsche Nationalmannschaft wieder gegen England antritt, wieder bei der EM, wieder in Wembley, da klingeln bei ihm alle Telefone. „Da sich das Spiel am Samstag zum 25. Mal jährt, war ohnehin viel los“, sagt der 58-Jährige: „Das hat sich jetzt aber noch mal potenziert.“

Schließlich war England gegen Deutschland „jahrelang DAS Duell, das ist mit Geschichte behaftet“, sagt Kuntz. Das englische Sommermärchen, zehn Jahre, bevor der Begriff für die WM 2006 quasi erfunden wurde - der deutsche Stürmer mit den dicken Oberschenkeln und einem Nachnamen, der Engländer losprusten lässt, zerstörte es. Und dennoch wurde Kuntz respektiert und akzeptiert.

"Ich habe ein bisschen die Hoffnung, dass die Engländer wieder ihrem Deutschland-Komplex verfallen"

„Mir gefällt teilweise der Humor der Engländer, wie sie sich selbst auf die Schippe nehmen“, sagt der Europameistertrainer der U21. „Three Lions on a shirt, diese Sehnsucht, die das Lied trägt, das war sensationell.“ Das Lightning-Seeds-Video zur WM '98 auch: Alle Deutschen tragen darin Kuntz-Trikots, aus einem Grunde, den er seiner Mutter bis heute vorenthält.

„Sie glaubt, die Engländer fanden mein Tor so toll“, erzählt Stefan Kuntz. Es ist aber auch schwer, der Frau Mama die Wahrheit zu verkaufen: Dass nämlich „Kuntz“ im Englischen wie die Mehrzahl einer äußerst ordinären Beleidigung klingt...

Dennoch: Wie Kuntz mit 33 den Ball nach Vorlage von Thomas Helmer zum 1:1 ins Tor rutschte, wie kalt er den fünften von sechs Elfmetern verwandelte (letzter Schütze war Andreas Möller), das hat England imponiert. Im Video tragen die Deutschen beim Revanche-Kick auf einem Tankstellenparkplatz Schnauzbart, dabei hatte sich Kuntz von seinem Markenzeichen längst getrennt: „Im Urlaub, nachdem meine Frau zehn Jahre lang darum gebeten hatte.“

Die „Erfüllung des Kindheitstraums“ Wembley steht nun der heutigen Generation deutscher Nationalspieler bevor. Stefan Kuntz setzt darauf, dass er im Fall des Weiterkommens auch daran seinen Anteil hat: „Ich habe ein bisschen die Hoffnung, dass die Engländer wieder ihrem Deutschland-Komplex verfallen.“ Aber: „Ohne eine Leistungssteigerung wird das nichts werden.“ sid

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