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Kommentar von Zeigler:
Bruchpiloten auf dem Weg in den Keller

Kommentar: Arnd Zeigler zum Spieltag
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Was für ein Wochenende für meine Jungs von Werder! Ein Ergebnis nach Wunsch, schöne Tore, und der Gegner ja praktisch nicht den Hauch einer Chance!

Ich rede allerdings leider nicht von den Profis, sondern von der F-Jugendtruppe meines Sohnes Ben. Die hatten nämlich am Samstagmorgen ein Hallenturnier und haben den wackeren Gegnern vom TV Esenshamm, Schwei/Seefeld und TuS Eversten große Rätsel aufgegeben. Das spannendste Spiel war noch das knappe 4:1 gegen Eversten. Die anderen beiden Spiele endeten 7:0.

Die Profis meines Vereins geben auch gerne Rätsel auf, nur anders. Sie verlieren am ersten Spieltag zuhause gegen die Übermannschaft aus Frankfurt, bleiben dann ein halbes Jahr ungeschlagen, um Ende der Rückrunde dann ganz konsequent mit einer Niederlagenserie zu beginnen.


Auf die äußere Wahrnehmung hat solch eine Saison verheerende Folgen, weil nur wenige Wochen zwischen „Wer soll diese Bremer bloß schlagen?“ bzw. wahlweise „Der schönste Fußball der Liga wird in Bremen gespielt!“ einerseits und „Die Krise bei Werder!“ / „Schaafs Bruchpiloten auf dem Weg in den Keller!“ andererseits lagen. Und wenn Wontorra im DSF-Doppelpass staatstragend wird und sich Experten und Udo Lattek mit sorgenzerfurchter Stirn über Werder Bremen äußern, dann ist die Lage scheinbar wirklich ernst.

Wenn man solche Situationen in seinem Fan-Leben nicht zum zweiten oder dritten, sondern vielleicht zum siebzehnten Mal erlebt, weiß man sie zu relativieren. Es nervt kolossal, vier Spiele am Stück zu verlieren, und es zerschießt Dir ein ganzes Wochende plus Wochenbeginn, wenn Deine Mannschaft vor ausverkauftem Haus gegen Bayern München verliert. Aber im Falle von Werder Bremen bin ich weit davon entfernt, über die große Unzufriedenheit hinaus davon auszugehen, dass zwei neue Spieler, sonntägliches Straftraining oder ein neuer Trainer die Fortsetzung einer solchen Serie automatisch verhindern. Auch wenn es in Zeiten von Internetforen und PC-Managerspielen sehr en vogue ist, solche Maßnahmen für ungemein gewinnbringend zu halten.

Ohne Claudio Pizarro geht nicht viel (Foto: firo).

Die 2:3-Niederlage dieses Wochenendes hat nicht ganz so schlimm geschmerzt, weil man es als Werder-Fan eigentlich beinahe so erwartet hatte. Bayern mit sieben Siegen am Stück, Werder ohne Pizarro. Und Werder ohne Pizarro ist in dieser Saison ungefähr so spoektakulär, wie eine Wiedervereinigung der Beatles, nur ohne John und Paul. Und George ist ja leider auch schon tot.

Werder war gestern nicht tot, aber sie waren dennoch ein gutes Stück davon entfernt, den Bayern auf Augenhöhe begegnen zu können. Es ist für mich als Stadionsprecher immer ein guter Gradmesser, wenn ich nach einer Niederlage vors Mikrofon muss, von einer verdienten Niederlage rede und damit keinen Wutgeheul der Entrüstung aus der Kurve ernte. Am Samstag war das so.

Und so werden wir uns also weiter durch die Saison hangeln. Mit einem Kader, den weite Teile der Republik für eine der besten Besetzungen der Bundesliga halten, mit Fußballfesten an guten Tagen und mit unerklärlichen Niederlagen an schlechteren Tagen. In Mönchengladbach muss am kommenden Wochenende wieder ein guter Tag her. Und das dann hoffentlich auch wieder mit John, Paul und George.

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