Im Endspiel gegen Österreich müssen drei Punkte her, sonst verpasst erstmals ein DEB-Team auf sportlichen Weg die Olympischen Spiele.
Nach der historischen Pleite redeten die deutschen Eishockey-Nationalspieler sich selbst stark und die kritische Lage schön. "Es ist doch alles im Lot. Wir haben alles im Griff", behauptete Verteidiger Constantin Braun nach dem 1:2 nach Verlängerung gegen Italien, der ersten Niederlage in einem Olympia-Qualifikationsspiel in der deutschen Eishockey-Geschichte.
Eine noch viel schlimmere Premiere droht: Gewinnt das deutsche Team zum Abschluss des Ausscheidungsturniers in Bietigheim-Bissingen am Sonntag (15.15 Uhr/Sport1) nicht in der regulären Spielzeit gegen Österreich, verpasst es erstmals auf sportlichem Weg die Olympischen Spiele.
"Es lief von Anfang an darauf hinaus, dass wir dieses Finale haben", sagte Braun und bemühte sich um Gelassenheit: "Das ist doch ein schöner Kick. Dafür spielt man doch, für diesen Kitzel." Auch Torhüter Dennis Endras meinte: "Es bleibt alles beim Alten, bis jetzt ist noch nichts verloren."
Das Selbstbewusstsein, das die Spieler nach dem Spiel demonstrierten, war auf dem Eis nur selten zu sehen. Wie schon beim 5:1 gegen den krassen Außenseiter Niederlande flatterten die Nerven. Bei teilweise drückender Überlegenheit fehlte vor allem die Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. "Wenn wir so viele Chancen haben, muss es auch mal scheppern", sagte Verteidiger Felix Petermann. So traf lediglich der Hamburger Jerome Flaake nach einer Einzelaktion (14.). Robert Sirianni (11.) und Nathan di Casmirro (63.) besiegelten die erste deutsche Niederlage im insgesamt 19. Olympia-Qualifikationsspiel seit 1955.
In der 20. Partie geht es um alles oder nichts. "Mathe hatten wir alle in der Schule. Wir brauchen drei Punkte, und die gilt's zu holen", sagte Endras. Was passiert, wenn es nicht klappt? Darüber wollte noch niemand nachdenken. "Angst habe ich nicht", sagte DEB-Präsident Uwe Harnos, der bei einem Olympia-Aus auch selbst in die Kritik geraten dürfte. Denn ein Scheitern hätte für den finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Deutschen Eishockey-Bund (DEB) gravierende Folgen, die Förderung durch das Bundesinnenministerium würde sich verringern, vor allem der Nachwuchs wäre betroffen.
"Die Frauen sind für Sotschi schon qualifiziert", sagte Harnos und verwies auf das zeitgleiche Turnier in Weiden, bei dem das Team von Bundestrainer Peter Kathan mit einem 3:1-Sieg gegen Tschechien schon im zweiten Spiel das Olympia-Ticket gelöst hatte. Zumindest das finanziell schlimmste Szenario ist damit verhindert. "Es wäre schön, wenn beide Mannschaften in Sotschi wären", meinte Harnos.
Schwierig dürfte es bei einem Scheitern auch für den neuen Bundestrainer Pat Cortina werden. Der Italo-Kanadier ist zwar mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet, Harnos merkte aber bereits vor dem Turnier an: "Erfolg ist immer ein Gradmesser." Die Fragen, warum der DEB-Präsident vor zwei Jahren nicht mit Erfolgstrainer Uwe Krupp weitermachen wollte, dürften wieder lauter werden. Damals war die DEB-Auswahl auf Sotschi-Kurs, erst das WM-Debakel 2012 unter Krupps Nachfolger Jakob Kölliker schickte sie in die Qualifikation.