Augsburg ist vor dem zweiten Finale um die deutsche Meisterschaft im Ausnahmezustand. "Unsere Homepage ist zusammengebrochen, wir hatten in einer Minute mehr als 50 Bestellungen", sagt Manager Max Fedra vor dem ersten Heimspiel der Panther in der best-of-five-Serie gegen die Hannover Scorpions am heutigen Freitag (19.30 Uhr/live bei Sky): "Alle Tickets waren in drei Stunden weg." 7774 Glückliche ergatterten Karten für das erste Final-Heimspiel in der Geschichte des ältesten Eishockeyvereins Deutschlands, ein Vielfaches hätten die Schwaben verkaufen können. "Wir hätten sicherlich die Kölnarena füllen können und auch noch mehr", sagt Fedra mit Blick auf das 18.500 Zuschauer fassende größte Stadion der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Einlass findet Bayerns Landesvater Horst Seehofer mit seinem Tross.
Die zweite Finalpartie nach dem 1:3 am Dienstag in Hannover ist für alle Beteiligten eine Reise in die Vergangenheit. Nicht in einer der modernen Multifunktionsarenen, sondern im 1936 errichteten Curt-Frenzel-Stadion, in das von drei Seiten der Wind weht und die tiefstehende Sonne scheint, wird um den deutschen Meistertitel gespielt, und eine ganze Stadt nimmt Anteil. "Das ist keine Retorte, hier ist das ganze Drumherum noch so wie früher, nicht so NHL-lastig wie anderswo", sagt Fedra, "die Tradition lebt noch einmal auf. Die ganze Stadt bebt." Die marode Arena, die längst nicht mehr Erstliga-Ansprüchen genügt, könnte im Titelkampf zum großen Plus des Favoritenschrecks werden. Denn vor den "Slums der Republik", wie Fedra das Stadion nennt, hat der Gegner gehörigen Respekt.
"Es herrscht eine außergewöhnliche Stimmung", sagt Hannovers Stürmer David Wolf und warnt: "Da müssen wir besonders aufpassen." Und sein Kollege Klaus Kathan ergänzt: "In Augsburg ist es doppelt schwer zu gewinnen. Das Publikum versucht extrem, auf den Schiedsrichter Einfluss zu nehmen." Damit rechnet auch Trainer Hans Zach: "Die Augsburger werden sich schon was einfallen lassen, um ihr Publikum zu nutzen." Mit einem Sieg könnten die Niedersachsen heute einen weiteren Gang in den Augsburger Hexenkessel vermeiden. Dann hätten sie bereits am Sonntag (14.30 Uhr/live bei Sky) die Möglichkeit, den Titelgewinn perfekt zu machen.
Doch das wollen die Panther, die bereits den DEL-Rekordmeister Adler Mannheim sowie Vorrundensieger und Titelverteidiger Eisbären Berlin sensationell ausschalteten, verhindern. "Wir haben die schnellere Mannschaft", sagt Fedra: "Wir müssen einen Weg finden zwischen unserer emotionalen Spielweise und Geduld."
Vor allem darf sich das Team von Trainer Larry Mitchell keine Fehler erlauben, denn die nutzen die Meister der Effektivität aus Hannover gnadenlos aus. "Es ist so wie mit einer Bachforelle, die schwänzelt hin und her, und plötzlich schnappt sie zu", beschreibt Fedra die Spielweise der Mannschaft des Ex-Bundestrainers Zach: "Das hat der Hobby-Angler seinen Spielern gut beigebracht." Auch Trainer Mitchell glaubt an ein Happy End der unglaublichen Augsburger Erfolgsgeschichte. "Die Stadt Augsburg hat lange auf ein solches Ereignis gewartet", sagt der Deutsch-Kanadier, "deshalb werden wir uns diese Chance nicht mehr nehmen lassen."