Obwohl "Gold-Lena" das deutsche Ü-30-Quartett als Edelfan im Wald anfeuerte, wurde Russland wie 2006 als Goldgewinner gefeiert. Die deutsche Schlussläuferin Andrea Henkel fuhr trotz des schlechtesten deutschen Staffel-Ergebnisses der Olympia-Geschichte jubelnd über die Ziellinie. "Die Frauen haben mit fünf Medaillen ihr Soll erfüllt. Das ist ein herausragendes Ergebnis", sagte DOSB-Präsident Thomas Bach. Bundestrainer Uwe Müssiggang meinte: "Das war das beste Schießergebnis der ganzen Saison. Sehr schade, dass wir auf der Strecke nicht mithalten können. Es ist hypothetisch, zu behaupten, dass wir mit Magdalena besser gewesen wären. Alle haben fantastisch gearbeitet und ihr Bestes gegeben."
Kati Wilhelm (33), Simone Hauswald (30), Martina Beck (30) und Andrea Henkel (32) hatten nach 4x6 km 37,1 Sekunden Rückstand auf Gold. Zuvor hatte es bei olympischen Staffelrennen dreimal Silber und zweimal Gold für die deutschen Frauen gegeben. Silber gewann diesmal Frankreich. "Ich habe schon drei Medaillen. Für mich ist Olympia super gelaufen. Ich wollte das Risiko nicht eingehen, dass es nicht klappt und die anderen wegen mir keine Medaille holen", hatte Neuner vor dem Rennen gesagt: "Ich stehe als der Fan an der Strecke und wünsche den Mädels, dass sie sich Gold abholen."
Müssiggang hatte sich gegen Neuner entschieden, weil "in der Staffel die Schießleistung entscheidet". Die etatmäßige Schlussläuferin Kati Wilhelm war überraschend auf der Startposition aufgeboten worden und kam zum ersten Schießen als Spitzenreiterin. Dann jedoch musste sie einmal nachladen und fiel weit zurück. Mit über 20 Sekunden Rückstand machte sie sich auf die Jagd und holte Position um Position auf. Das Stehendschießen klappte dann perfekt, Wilhelm übergab mit nur noch 3,4 Sekunden Rückstand auf Spitzenreiter Frankreich als Dritte. "Das hat ganz gut geklappt. Wir wollten auf Gold angreifen, deshalb war ich Startläuferin", sagte Wilhelm danach.
Massenstart-Bronzegewinnerin Simone Hauswald hatte danach die taktische Vorgabe von Müssiggang, "eine Lücke zu den anderen zu reißen." Sie übernahm mit zwei makellosen Schießübungen auch die Spitze, bekam dann im einsetzenden Schneefall aber läuferisch Probleme. "Schießen war super, Laufen auch - aber wir sind mit dem Material nicht top", sagte Hauswald danach. So kam ein Trio mit Spitzenreiter Frankreich, Russland und Deutschland fast zeitgleich zum Halbzeit-Wechsel. Die für ihre Freundin Neuner ins Team gekommene Martina Beck (Neuner: "Ich hoffe, dass sich Martina ihren olympischen Traum erfüllen kann") leistete sich anschließend bei ihrem ersten Schießen einen Nachlader.
Russland mit der 2006 des Dopings überführten Olga Medwedzewa ging in Führung, während die Französinnen zwei Strafrunden drehen mussten und weit zurückfielen. Beck stapfte schwerfällig über die Strecke und verlor Sekunde um Sekunde auf die Spitzenreiterin. "Ich habe sehr viel Druck verspürt, bin aber gut damit klargekommen", sagte sie trotzig. Auch beim zweiten Schießen musste sie einmal nachladen und übergab mit 44,8 Sekunden Rückstand als Zweite an Andrea Henkel. "Sie wollte unbedingt zum Schluss laufen. Das ist ein gutes Zeichen", hatte Müssiggang gesagt.
Henkel nahm einen Vorsprung von 24 Sekunden auf Platz vier mit auf die Schlussrunde, doch sie griff voll an. Zwei Nachlader beim letzten Schießen kosteten allerdings die letzte Minichance auf Gold, auf der Schlussrunde zog dann auch noch Frankreich vorbei. Die deutschen Biathlon-Frauen gewannen damit in Vancouver fünf Medaillen. Vor Staffel-Bronze hatte Teamstar Neuner zweimal Gold und einmal Silber geholt, dazu gab es Bronze für Hauswald. Eine insgesamt gute Bilanz - bei den Winterspielen vor vier Jahren in Turin hatte es sechs Medaillen, aber nur einmal Gold gegeben.