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Rüdinghausen: Verband über Rückzug immer noch nicht informiert
„Das ist ein Schlag ins Gesicht“

Rüdinghausen: Verband über Rückzug immer noch nicht informiert

Es ist ein offenes Geheimnis, dass TuRa Rüdinghausen die erste Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen hat. Eigentlich weiß jeder Bescheid, nur der Verband ist noch nicht informiert worden. „Ich habe die Informationen nur aus RevierSport, nicht vom Verein erhalten“, schüttelt Siegfried Hirche, Vorsitzender des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen den Kopf. „Aber mich wundert gar nichts mehr.“

Eigentlich hätte der Club erst den Verband und dann die Medien über seine Entscheidung in Kenntnis setzen müssen, doch er informierte ausschließlich die Presse. „Selbst wenn der Abteilungsvorstand abgesetzt wurde, hat der Gesamtverein einen Vorsitzenden oder Geschäftsführer, der mit uns Kontakt hätte aufnehmen können“, ärgert sich Hirche. „Aber wenn diese Leute es nicht für nötig halten, sind uns die Hände gebunden.“

Hans-Dieter Schnippe, Staffelleiter der Westfalenliga 1 und Urlaubsvertretung von Alfred Link, der die Gruppe zwei betreut, musste zwei Stunden vor dem Match zwischen Rüdinghausen und Gladbeck selber recherchieren, ob die Begegnung nun stattfindet, da die Germania Gewissheit haben wollte, ob sie sich auf den Weg machen soll. „Entweder habe ich die Verantwortlichen nicht erreicht, oder sie haben mir gesagt, dass sie sich nicht darum kümmern würden“, ist Schnippe von der gezeigten Ignoranz überrascht. „Der Verein hat sich immer noch nicht gemeldet. Das ist für uns ein Schlag ins Gesicht und darüber werden wir uns in den nächsten Tagen auch noch unterhalten.“

Doch finanzielle Strafen sind derzeit nicht in Sicht. Lediglich die in der Satzung bestimmten Beträge kommen auf die Wittener zu. Darin heißt es, dass die Zurücknahme einer Mannschaft 250 Euro kostet. Für das Nichtantreten einer Mannschaft werden ebenfalls 250 Euro fällig. „Also muss Rüdinghausen bisher schon 500 Euro bezahlen“, rechnet Hirche vor. „Dieser Betrag hätte mit einem Schreiben an uns halbiert werden können. Und wenn wir bis Sonntag wieder nichts Schriftliches vorliegen haben, kommen weitere 500 Euro hinzu. Das geht solange, bis wir die Abmeldung offiziell vorliegen haben.“

Doch außer dieser eher geringen Strafe, hat TuRa nichts zu befürchten: „Ich halte nichts davon, ein Sportgerichtliches Verfahren in die Wege zu leiten, denn da fahlen uns die Erfahrungswerte“, zuckt Hirche mit den Schultern: „Im letzten Jahr war es die SG Wattenscheid II, vor ein paar Wochen Erkenschwick II. Und diese Entwicklung wird leider in Zukunft zunehmen.“ Eine Entwicklung, der eigentlich im Sinne der „ehrlich“ arbeitenden Clubs ein Riegel vorgeschoben werden muss.

Denn schließlich hat der Sport ja auch eine Vorbildfunktion. „Das ist richtig“, nickt Hirche. „Aber dafür müssen erst einmal die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden, doch das ist ein langfristiger Prozess. Die Frage ist nur, wenn der Verein zahlungsunfähig oder -unwillig ist, helfen doch auch die Geldstrafen nichts, oder?“

RS-Kommentar von Thorsten Richter

Gleichgültigkeit beim Provinzclub

Den Eindruck, den TuRa Rüdinghausen in den letzten Wochen geprägt hat, gleicht einem echten Provinzclub. Die jüngsten Geschehnisse sind ausschließlich auf persönliche Eitelkeiten zurückzuführen und sorgen bei Außenstehenden für blankes Entsetzen.

Solange sich die Herrschaften selbst zerfleischen würden, kann man ja noch schmunzelnd dem Geschehen folgen. Doch die Krönung der Chaostage ist ohne Wenn und Aber die Gleichgültigkeit gegenüber der Konkurrenz. Die Medien werden über den Rückzug der ersten Mannschaft informiert, der Verband aber nicht. Ein Gebaren, das schlichtweg ignorant und abstoßend ist. Die Germania aus Gladbeck wusste bis zwei Stunden vor dem geplanten Anpfiff nicht, ob sie antreten muss oder nicht. Unglaublich.

Und auch, dass trotz mehrfacher Aufforderung der Vorstand des Hauptvereins sich nicht in der Lage sieht, mit einem Fax für klare Verhältnisse zu sorgen, ist erbärmlich. Für so ein Verhalten sollten die Strafen astronomisch angehoben werden, denn mit sportlicher Fairness hat es gar nichts zu tun. Ein Glück, dass man in den nächsten Jahren von diesem Provinzclub wohl nichts mehr hören wird.

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