Dort hat er noch einen Vertrag über zweieinhalb Jahre und scheint sich ziemlich wohl zu fühlen. „Nach meiner Entlassung beim KFC Uerdingen wollte ich etwas Seriöses machen“, sagt Wongrowitz heute. Deshalb nahm er das Angebot des FC Kaan auch zügig und ohne langes Überlegen an. „Wenn ich noch eine Weile gewartet hätte, wäre vielleicht ein Angebot eines Regionalligisten gekommen“, vermutet er. Doch das Konzept seines derzeitigen Vereins hat den Trainer dazu veranlasst, nicht lange zu warten, sondern gleich in die Westfalenliga zu gehen.
RS-Liveticker über Ihr Smartphone
Von Usern für User
Sie sind bei einem Spiel vor Ort und wollen den Rest des Reviers wissen lassen, was beim Spiel passiert? Dann nutzen Sie den Liveticker und tragen Sie dazu bei, dass speziell die Sonntage zum echten Amateurerlebnis auf RevierSport online werden. Denn jeder Spieler, Fan, Vereinsvertreter kann den Ticker verwalten.
So geht's »Das Konzept heißt „Siegerländer Weg“ und bedeutet nichts anderes, als dass der Verein nur Spieler im Kader hat, die nebenher arbeiten, zum größten Teil in den Firmen der Vereinssponsoren. „Wir verpflichten vorrangig Spieler aus dem Nachwuchs von Profi-Teams, die merken, dass sie es nicht bis ganz oben schaffen werden. Der Spieler muss die Erkenntnis haben, dass er mit Fußball auf Dauer nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten kann“, erklärt Wongrowitz. Steve Sam, Jannik Erlmann oder zuletzt Bülent Gündüz sind Paradebeispiele aus dieser Kategorie für ihren Trainer.
"Siegerländer Weg" als Rap-Video
Der „Siegerländer Weg“, den vier Spieler des Vereins neuerdings auch in einem Rap-Video auf Youtube anpreisen, ist für den 1. FC Kaan-Marienborn eine Möglichkeit, seinen Standortnachteil gegenüber den Reviervereinen auszugleichen. Mit einem Arbeitsplatz können Spieler eher davon überzeugt werden, nach Siegen zu wechseln, anstatt im Ruhrgebiet zu bleiben. Doch die Philosophie erschwert auch die Suche nach Verstärkungen. „Wir wollen keine Neuzugänge, die ständig pendeln. Alle sollen nach Siegen ziehen, um nah bei ihrer Arbeitsstelle zu sein“, betont Wongrowitz. Der Trainer selbst pendelt allerdings auch weiterhin. „Das klappt aber in meiner Funktion auch ganz gut.“
Sollte die Beziehung zwischen Kaan-Marienborn und Wongrowitz wider Erwarten nicht bis zum Vertragsende im Sommer 2015 halten, hat der 61-jährige die Möglichkeit, zu Borussia Dortmund zurückzukehren, wo er 20 Jahre lang im Nachwuchs tätig war. Derzeit fühlt sich der Trainer aber wohl im Exil und hat noch große Ziele. „Ich bin bemüht, den Aufstieg zu erreichen“, sagt er. „Allerdings nicht mir der Brechstange.“ Das wäre ja schließlich auch nicht der „Siegerländer Weg“.