Als längst die meisten in der Kabine verschwunden waren – und das dauerte im Nachgang der Partie diesmal besonders lange – stand einer noch immer am Spielfeldrand und stierte versonnen in die Ferne. Markus Kurth ist in Essen ein ganz bersonders gern gesehener Gast. Viele hätten den Ex-Profi nach seiner Karriere wohl am liebsten gleich dort behalten. Doch dieses Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Klub war alles andere als freundschaftlich.
Nicht zuletzt deshalb war der Co-Trainer der Viktoria auch merklich angegriffen. Überbewerten wollte er die Szenen nach Spielende zwar nicht, suchte aber nach Erklärungsansätzen. „Auch wenn Essen das vielleicht nicht zugeben wollte, aber für die war das auch ein wichtiges Spiel - genauso wie für uns, nur eben mit dem falschen Ausgang. Da es für beide um viel ging, ist es am Ende ein bisschen hochgekocht, aber das gehört auch zum Fußball“, befand der 39-Jährige.
Ganz so leicht konnte er das Erlebte aber offensichtlich doch nicht wegstecken. „Das Gelaber von wegen Topfavorit und Übermannschaft, das wir in den letzten zwei, drei Wochen schon gehört haben“, das nerve ihn sehr wohl. Kurth behauptete sogar: „Man kann sich kaum noch sachlich unterhalten. Das ist irgendwie schade.“ Mehr noch. Der emotionale Ausbruch des Tabellenführers offenbarta ja auch einen Blick durch das dünne Nervenkostüm des Aufsteigers. So musste der Assistent von Heiko Scholz eingestehen: „Wir haben schon einen gewissen Druck.“
"Ich weiß nicht, wieso wir das Nonplusultra sind"
Scholz selbst versuchte die Verhältnisse indes geradezurücken: „Ich weiß nicht, wieso wir als das Nonplusultra der Liga bezeichnet werden. Die anderen Teams in der Spitze arbeiten unter den gleichen professionellen Bedingungen wie wir und hätten alle Spieler, die wir gekauft haben, auch haben können. Deswegen brauchen wir uns auch nicht schämen, wenn wir gegen Essen verlieren. Das wirft uns nicht aus der Bahn."
Dass die Appelle des Trainergespanns bei den Konkurrenten auf Gehör stoßen, muss dennoch bezweifelt werden. Kurth versucht sich daher in Pragmatismus und verspricht: „Daran gewöhnen wir uns auch noch.“