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Interview: Ralf Aussem
"Die Harakiri-Sachen funktionieren nicht"

RWE: Ralf Aussem im Interview
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RevierSport sprach mit Rot-Weiss Essens Trainer Ralf Aussem über mögliche Spielerverkäufe, Gehaltsmodelle und eine mögliche neue Vereins-Philosophie.

In turbulenten Tagen lernt man Ruhephasen erst richtig schätzen. Hinter den Kulissen geht die Arbeit natürlich unvermindert weiter. Schließlich gibt es nicht nur im Training einiges aufzuarbeiten, auch die Personplanung muss das Trainerduo vorantreiben. Schließlich sind beide seit kurzer Zeit auch für die Position des Sportlichen Leiters verantwortlich.

Warum haben Sie für die Ligapause kein Testspiel angesetzt?

Wir haben ganz bewusst darauf verzichtet, weil wir zuletzt sehr viele Spiele hatten und einige durch Verletzungen anderer oft ‘ran mussten. Wir wollten auch nicht das Risiko eingehen, dass sich noch jemand verletzt. Stattdessen trainieren wir sehr intensiv und versuchen, die Pause zu nutzen, um uns spielerisch zu verbessern.

Gleichzeitig haben Sie auch personell einige Dinge auf den Weg gebracht.

Zunächst ist Giovanni Cannata neu dazugekommen. Und mit Igor Bendovskyi haben wir einen neuen Trainingsgast. Eigentlich wollte er sich nur bei uns fithalten aber das hätte keinen Sinn gemacht, weil wir zu voll besetzt sind. Daher habe ich ihn als Testspieler eingeladen, damit man einfach mal andere Spieler sieht und mögliche Alternativen kennt. Es kann ja zum Beispiel auch sein, dass jemand im Winter auf uns zukommt und den Verein verlassen will.

Giovanni Cannata (Mitte) ist neu an der Hafenstraße (Foto: Rot-Weiss Essen).

Sind Sie nicht eher finanziell gezwungen, Spieler abzugeben?

Überhaupt nicht! Der Tenor lautet, dass die Saison fi nanziell gesichert ist. Im Hinblick auf die nächste Spielzeit müssen wir sparen. Doch auch da gibt es nicht nur den Bereich, der die Spieler anbelangt. Es gibt viele andere Möglichkeiten, hier mal einen Hunderter und da mal einen Tausender einzusparen.

Ist es damit allein getan?

Um eine schlagkräftige Truppe zu stellen, muss man schon investieren. Aber andere Teams haben ja schon bewiesen, dass sie auch mit weniger Geld Erfolg haben können. Außerdem gibt es Modelle, wo die Spieler sagen: ‚Okay, ich mache jetzt mal einen Weg mit, der etwas günstiger ist‘. Auf der anderen Seite muss man Anreize setzen, dass es nicht nur schöner ist, wenn man gewinnt, sondern auch für den Geldbeutel etwas bringt.

Die Zeiten, in denen man im Hau-Ruck-Verfahren den Aufstieg angreift, scheinen damit aber vorerst vorbei.

Diese Harakiri-Sachen funktionieren doch nicht. Ich kann nicht in einen VW Käfer einen Ferrari-Motor einbauen und Formel 1 fahren. Man muss nach und nach schauen, wo noch ein Teil fehlt und wo man noch feinjustieren kann, um dann irgendwann ganz vorne anzugreifen. Wenn man immer wieder solche Rückschläge erleidet, wäre es vielleicht gut, sich die Ziele ein wenig realistischer zu stecken und sich zu konsolidieren mit der Zielvorgabe, im vorderen Mittelfeld zu landen. Dann kann man sich ganz gezielt auf einzelnen Positionen verstärken und etwas aufbauen. Bei den Teams, die jetzt vorne stehen hat es auch so funktioniert. So etwas muss wachsen. Das ist vielleicht ein herber Schritt und wir haben auch nicht ewig Zeit, aber so macht es vielleicht mehr Sinn.

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