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Röder platzt der Kragen
"Spieler leiden an Selbstüberschätzung"

Speldorf: Röder platzt der Kragen
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Oliver Röder platzt der Kragen. Der Trainer des VfB Speldorf kann die lasche Einstellung seiner Mannschaft in den letzten Wochen nicht verstehen.

Wird der 4:0-Sieg in Schermbeck ausgeklammert, hat Speldorf aus den letzten acht Spielen nur drei Pünktchen geholt und sich mit einem Torverhältnis von 4:19 bis auf die Knochen blamiert.

Auch wenn der Coach seit fast drei Monaten aufgrund der Verletzungsseuche improvisieren muss, will er die Ausfälle nicht als Alibi stehen lassen und übt im RS-Interview harsche Kritik.

Oliver Röder, warum lässt sich Ihr Team wie beim jüngsten 0:6 in Dornberg nur noch abschlachten? Die vielen Verletzten machen uns zu schaffen. Aber das alleine zählt nicht. Wir haben derzeit mit Toni Munoz, Ali Akdeniz, Kevin Hillebrand und Carlos Penan nur fünf Spieler auf dem Platz, mit denen wir verlängert haben. Die anderen Jungs sind mit ihren Gedanken wohl schon bei anderen Klubs. Um sich aber zu empfehlen, müssten sie gute Leistungen zeigen. Doch das machen sie nicht. Unsere Erkenntnis der letzten zwei Monate ist die, dass das Gesamtpaket nicht stimmt. Einige Spieler stellen eigene Interessen über die des Vereins und der Mannschaft.

Was meinen Sie damit? Egoismus funktioniert in einer Teamsportart nicht. Zusätzlich leiden einige Jungs auch noch an Selbstüberschätzung, denn sie denken, dass sie in der Regionalliga unterkommen würden. Unsere größte Schwäche ist, dass wir immer nur nach vorne spielen. Selbst bei einem 0:6-Rückstand wollen wir immer noch ein Tor schießen, anstatt den Schaden in Grenzen zu halten. Denn dann sagen die Leute, dass sie ja ein Tor geschossen hätten. Dass sie aber den Defensivverbund im Regen stehen gelassen haben, ist ihnen egal. Unfassbar. Deshalb müssen wir uns fragen, wie wir mit solchen Charakteren umgehen.

Und wie? Indem ich mir diese Frage nicht mehr stelle. Wir gehen mit solchen Charakteren nicht mehr um.

Also werden Spieler gefeuert? Was heißt feuern? Die Jungs zwingen sich aus ihren Verträgen raus oder empfehlen sich nicht für eine Weiterbeschäftigung.

Sie haben von der „größten Schwäche“ gesprochen. Was stört Sie noch? Jedes Team hat eine Hierarchie. Nur wir nicht. Unsere Truppe hat es versäumt, klare Strukturen aufzubauen. Das ist keine Sache des Trainers, sondern ein Prozess, der durch die vielen Verletzungen nie eingetreten ist. Wie soll sich ein junger Spieler an einem erfahrenen Mann orientieren, wenn er nicht da ist? Routiniers wie Dennis Hupperts, Kamil Kuzniarz, Thomas Pütters oder Christian Flöth haben sich abwechselnd verletzt. Zudem hatten andere, etablierte Kicker mit ihrem eigenen Spiel genug Probleme. Am Ende ist alles bei Christian Hinz hängen geblieben. Aber er hat als Einzelkämpfer auch keine Lust, sich gegen zehn Mann zu behaupten. Wir konnten lange darüber hinwegtäuschen, weil der Erfolg da war. Jetzt bekommen wir zu spüren, dass mangels Alternativen kein Konkurrenzkampf mehr da ist. Damit ist mein Handeln nur sehr eingeschränkt möglich.

Am Pfingstmontag gegen Siegen fehlen: Senad Beric (Achillessehnenanriss), Alen Ademovic (Syndesmose- und Außenbandriss), Anastasios Papoulidis (Mittelhandbruch), Marcel Schütze (Gehirnerschütterung mit Wahrnehmungsproblemen), Andre Ujma (Muskelfaserriss), Thomas Pütters (Magen-Darm-Infektion), Dennis Hupperts, Mirac Yalcin (beide Leistenverletzungen), Christian Flöth (Adduktorenprobleme), Erik Yahkem (Meniskuseinriss).

Nutzen die Spieler das aus? Ja, das liegt in der Natur des Menschen. Erstmals war es beim Pokalaus in HöNie, als wir komplett versagten, erkennbar. In der Hinserie ist der Prozess noch durch unsere Erfolge überdeckt worden. Doch im Nachhinein muss ich sagen, dass es sich schon im Dezember gegen den ETB Schwarz-Weiß angedeutet hat. Das war der Knackpunkt.

Hätten Sie da nicht reagieren müssen? Ich bin erfolgsorientiert. Wenn ich jemanden habe, der über für diese Liga besondere Fähigkeiten verfügt, habe ich mich leiten lassen, dass wir mit ihm eher gewinnen können, als ohne ihn. Deswegen habe ich anfangs eine Faust in der Tasche geballt. Wobei ich auch sagen muss, dass Spiele dabei waren, in denen alles funktionierte. Nach der Blamage im Pokal war es dann zu spät, zu reagieren, weil wir nur noch 13 gesunde Spieler hatten.

Jetzt kommt Siegen. Ist das eine unlösbare Aufgabe? Ich habe Siegen immer auf Augenhöhe mit der Viktoria gesehen. Die Sportfreunde wollen sich beweisen und Meister werden. Das können sie auch schaffen. Für uns ist die große Frage, wen wir aufbieten können. Wir können nur unseren Charakter entgegensetzen. Das sind die Spieler dem Verein und den Fans schuldig und dann wäre die Aufgabe auch nicht unlösbar.

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