DFB: U18 mit Remis

"Wir haben uns sehr schwer getan"

Bei sommerlichen Temperaturen entwickelte sich von Beginn an eine offene Partie, in der die Afrikaner nach 16 Minuten durch einen sehenswerten Treffer von Fadil Sido mit 1:0 in Führung gingen. 1860-Stürmer Kevin Volland glich kurz vor der Pause für Deutschland aus. Das Team von Trainer Marco Pezzaiuoli wirkte anfangs unkonzentriert und müde, was sicherlich vor allem daran lag, dass man zuvor neun Tage lang im Sportzentrum Kaiserau weilte, um dort intensiv am WM-Team zu basteln. „Nachdem wir vor allem im Ausdauerbereich hart gearbeitet haben, konnte man sehen, dass die Mannschaft schon sehr müde gewirkt hat. Die Jungs haben sich sehr schwer getan“, stellte der 40-jährige Nachwuchscoach nach dem Spiel fest.

Die logische Konsequenz folgte dann nach etwas mehr als einer Viertelstunde: Kapitän Julian Korb verlor das Spielgerät in der eigenen Hälfte und dann passierte es: Burkina Fasos Spielmacher Sido schnappte sich das Leder, schlug noch einen Haken und jagte den Ball dann mit dem linken Fuß in den Winkel. Ganz nach afrikanischem Brauch wurde der Treffer dann auch mit mehreren „Flic-Flacs“ gefeiert.

Die Adlerträger versuchten schnell, den Rückstand in Person von Kevin Volland wett zu machen, doch der Schuss des 17-Jährigen wollte den Weg ins Tor noch nicht finden. Die Afrikaner, die ebenfalls für die WM in Nigeria qualifiziert sind, spielten ebenfalls weiterhin munter mit und hatten nur acht Minuten später die Gelegenheit, auf 2:0 zu erhöhen. Louckmane Ouedraogo setzte sich auf links schön durch, schoss dann jedoch knapp am Tor vorbei. Unterdessen schrieben Mitspieler - darunter auch einige Europameister, die bereits am Vortag im Test gegen Rot-Weiss Ahlens U23 aktiv waren (1:1) und deshalb geschont wurden - auf der Tribüne fleißig Autogramme.

Etwa die Hälfte der rund 1500 Zuschauer bildeten mehrere Schulklassen aus der Umgebung, was dafür gesorgt haben dürfte, dass sich der ein oder andere die Finger wund geschrieben hat. Denn sobald ein Akteur gesichtet wurde, ging das Geschrei am Spielfeldrand nur so los. Tribünengast Matthias Sammer beispielsweise wurde ebenfalls nicht verschont. Ihn entdeckten die Kinder während Mario Götze und Co. auf Armen, Pullis und T-Shirts unterschrieben. „Hoch!Schnell!“, schrie eines der Kinder und nur wenige Sekunden später war auch der Ex-Profi und derzeitiger Nachwuchskoordinator des DFB umzingelt.

Sammer warnte nach Spielabpfiff davor, dem Match eine zu hohe Bedeutung beizumessen. „Man hat gesehen, dass der ein oder andere Junge heute nicht dabei war. Es war ein Testländerspiel mit dem nachrückenden Jahrgang, welches dementsprechend nicht zu hoch bewertet werden sollte. Der Trainer hat wichtige Erkenntnisse gewonnen, wer vielleicht noch auf den WM-Zug aufspringen kann und wer nicht. Von daher war das ein guter Test.“

Der Ausgleich fiel dann aber doch noch vor der Pause, als Volland erneut völlig frei vor dem gegnerischen Keeper auftauchte und den Ball cool aus elf Metern in die kurze Ecke schob (38.).

Mit Onur Cenik von Borussia Dortmund stand lediglich ein Spieler von einem Revierverein in der Startformation. „In der ersten Halbzeit waren wir ein wenig kaputt. Es war schon hart bei dem Wetter“, befand der Abwehrspieler. Doch nach der Pause übernahmen die Deutschen mit zunehmender Dauer das Kommando und Cenik war gleich bei der ersten Szene nach Wiederbeginn entscheidend beteiligt. Der 16-Jährige spielte gekonnt einen langen Ball in die Spitze, wo wiederum Volland den Ball annahm, aber beim Abschluss den Ball nicht richtig traf.

So entwickelte sich eine Partie, in der die Deutschen dem Führungstreffer zumindest näher waren als die Auswahl von Burkina Faso. Doch weder Denis Thomalla, der nach einem Konter freistehend vor dem Tor knapp daneben zielte, noch Niko Opper mit einem Lattenschuss, dem eine tolle Freistoßvariante vorausgegangen war, konnten den Rückstand in einen Sieg ummünzen. Der eingewechselte Schalker Stürmer Philipp Dominczak zeigte sich nach der Begegnung begeistert von der gezeigten Leistung der Afrikaner: „Es war insgesamt eine ganz ansprechende Partie gegen eine unheimlich lauf-und zweikampfstarke Mannschaft.Das ist ein Team, das bis zum Schluss kämpft.“

Sowohl Cenik, der im Gegensatz zu vielen seiner Landsmänner den „Ramadan“ nicht praktiziert, als auch Dominczak hoffen natürlich auf eine Nominierung für den WM-Kader und trauen dem Team einiges zu. Cenik: „Ich könnte eigentlich viel besser spielen, aber ich hoffe mal, dass ich bei der WM dabei bin. Unserer Truppe traue ich auf jeden Fall den Titel zu.“ Dominczak sieht das ähnlich: „Wir haben einige Europameister mit viel Erfahrung in unseren Reihen, da denke ich schon, dass wir eine gute Chance haben weit zu kommen.“ Trainer Pezzaiuoli klingt da schon bescheidener: „Unser Ziel bei der WM wird sein, das erste Spiel zu gewinnen. Dann sehen wir weiter.“