Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) reformiert den Kinder-Spielbetrieb: Funino soll den Spaßfaktor erhöhen, den Kindern mehr aktive Spielzeit ermöglichen, dafür gibt es keine Ligen mehr in den Altersklassen U5 bis U11. Die Reform sorgt für Diskussionen. Wie bewerten die Trainer und Vereine im Essener Nachwuchs den neuen Weg? Wir haben nachgefragt.
„Ich finde es nicht gut“, sagt der Oberliga- und U19-Trainer der Spvg Schonnebeck, Dirk Tönnies. „Die Art und Weise, wie dann Fußball gespielt wird, ist sicherlich förderlich, um das Eins-gegen-Eins zu fördern, aber für mich bleibt der Teamgedanke komplett außen vor.“ Weniger talentierte Kinder müssten an die Hand genommen werden, der Teamgedanke geschürt werden, meint Tönnies. „Es hieß vom DFB ja immer ‚Die Mannschaft‘. Ich finde, dass es jetzt einfach keine Mannschaften gibt, sondern mehr die Individualisten gefördert werden.“
Als er noch Trainer in der F-Jugend war, habe er darauf Wert gelegt, dass alle Spieler zum Einsatz kommen, das Ergebnis sei wichtig gewesen, um Selbstvertrauen zu tanken und mit Niederlagen umzugehen.
Olaf Rehmann, Landesliga-Coach und Teil des U19-Trainerduos der SG Schönebeck, findet die Spielformen hingegen „total sinnig“. „Die Spieler bekommen durch Auf- und Abstieg eine direkte Rückmeldung, ob sie gewonnen oder verloren haben. Das ist ja das Kaiserprinzip“, erklärt Rehmann, der bis zum vergangenen Jahr auch Stützpunkt-Trainer in Essen war.
Jugendfußball-Reform: Rehmann findet die Ideen „total sinnig“
Die Reform sei „überfällig“ gewesen – zumal deutsche Nachbarländer die Spielformen bereits anwenden. Ebenfalls Befürworter von Funino ist Jonas Wilde, U19-Coach des FC Kray, „weil es den Kindern deutlich mehr Ballkontakte ermöglicht und eher das periphere Sehen und die Raumwahrnehmung schult, als wenn fünf gegen fünf oder sechs gegen sechs gespielt wird.“ Mehr Spielzeit, mehr Ballkontakte, mehr Aktionen – das sind die Vorteile für Hilde.
Peter Schreiner vom ETB hat Funino mit nach Deutschland gebracht
Ähnliche Argumente bringt Peter Schreiner an, Experte für Kinder- und Jugendfußball und Co-Trainer beim ETB Schwarz-Weiß, der gemeinsam mit dem ehemaligen Hockey-Bundestrainer Horst Wein als einer der ersten Funino nach Deutschland gebracht habe. „Ich war von Beginn an ein absoluter Fan davon, weil die Kinder viel mehr Aktionen haben und viel mehr lernen“, sagt er.
Im Rahmen seiner Workshops beim Bund Deutscher Fußball-Lehrer stellt er heraus, dass man in dem kleinen Rahmen Zwei-gegen-Eins-Situationen, Spielverlagerung, Dribbling und präzises Torschießen lernt. „Allerdings kindgemäß, sodass die Kinder das auch bewältigen können“, betont er. Und wenn auf einem Feld nach Funino-Prinzip gespielt werde, könne ja auch parallel etwa im fünf gegen fünf mit Torwart gespielt und regelmäßig gewechselt werden. „Alle Spieler spielen, keiner wird ausgeladen oder sitzt rum, alle machen mit – das ist die perfekte Förderung unserer Jugend“, findet Schreiner.