"Nacional Funchal ist nicht so gut in die Liga gestartet. Wenn wir die Konzentration hochhalten, können wir uns behaupten", sagte Trainer Thomas Schaaf vor dem ersten Spiel in der Gruppenphase der neuen Europa League heute Abend (21.05 Uhr/live bei Sky und Sat.1) beim portugiesischen Erstligisten. Nur der Jung-Nationalspieler machte an Bord des Sonderfluges ein eher missmutiges Gesicht. Das Abschlusstraining in der Hansestadt hatte der Mittelfeldspieler nach 40 Minuten abbrechen müssen, am Mittwochabend im Estadio Rui Alves verzichtete der 20-Jährige auf einen weiteren Versuch und ließ sich stattdessen behandeln. Während der einstige Klub von Superstar Cristiano Ronaldo national in der Tat schwächelt, ließ in der Europa-League-Qualifikation ein 4:3-Erfolg gegen den ehemaligen UEFA-Pokalsieger Zenit St. Petersburg aufhorchen. Schaaf: "Gegen einen solchen Gegner schießt man nicht einfach so vier Tore. Funchal, das wissen wir, ist beweglich und geprägt von den guten technischen Fähigkeiten der Spieler."
An einen sportlichen Erfolg des deutschen Pokalsiegers glaubt indes Torhüter Diego Benaglio, der von Juli 2005 bis Dezember 2007 bei den Portugiesen zwischen den Pfosten stand, ehe er beim deutschen Meister VfL Wolfsburg anheuerte. "Das Stadion ist nicht sehr groß, die Fans sind sehr impulsiv. Aber wegen ihrer großen spielerischen Qualität müssen die Bremer das Spiel eigentlich ganz klar für sich entscheiden", sagte der Schweizer Nationalkeeper dem Weser-Kurier. Angesichts der übrigen Gegner der Hanseaten, Athletic Bilbao und Austria Wien, erwartet Werder-Geschäftsführer Klaus Allofs nicht nur gegen die Portugiesen einen sportlichen Erfolg. "In unserer Gruppe sind alle Aufgaben lösbar und ein Weiterkommen eigentlich Pflicht", erklärte der Ex-Nationalspieler, der erstmals seit fünf Jahren auf die fetten Einnahmen aus der Champions League verzichten muss: "Nun muss die Mannschaft eben in der Europa League sehr weit kommen und Geld verdienen."
HSV in Wien auf Happels Spuren
Bei der Begegnung mit der Vergangenheit soll der gegenwärtige Höhenflug fortgesetzt werden: Wenn Bundesliga-Spitzenreiter Hamburger SV zum Gruppenphasenauftakt der Europa League am Donnerstag (19.00 Uhr/live bei Sat.1 und Sky) bei Rapid Wien antritt, ist er dem Geist des erfolgreichsten Trainers seiner Vereinsgeschichte ganz nah. Österreichs Vizemeister lädt die Hanseaten ins Ernst-Happel-Stadion.
"Das ist natürlich etwas ganz Besonderes und wird ein zusätzlicher Festtag für uns", sagt HSV-Torhüter Frank Rost vor dem Duell in der 50.000-Zuschauer-Arena, deren Namensgeber die Hamburger zwischen 1981 und 1987 zum Sieg im Europapokal der Landesmeister, zwei Meistertiteln und einem Triumph im DFB-Pokal geführt hatte. Eigentlich ist Rapid Happels Stammverein, doch beim HSV haben sie den 1992 verstorbenen Coach längst als einen der Ihren vereinnahmt.
Während HSV-Teammanager Bernd Wehmeyer am Mittwoch noch einen Kranz am Grab des "Grantlers" auf dem Wiener Hernalser Friedhof niederlegte und mit einer Delegation des Gegners aus der Mozartstadt in Erinnerungen schwelgte, richteten Hamburgs aktueller Trainer Bruno Labbadia und sein Team die Konzentration schon auf das sportliche Duell mit den Rapidlern. Der beste Bundesligastart der Klubgeschichte soll auch international bestätigt werden.
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"Ein guter Auftakt in die Europa League wäre sehr wichtig. Mit einem Sieg und dem darauffolgenden Heimspiel gegen Hapoel Tel Aviv könnte man schon einen großen Schritt machen", sagt Abwehrchef Joris Mathijsen, und Guy Demel ergänzt: "Ich sehe uns in unserer Gruppe als Favoriten. Dass das Finale des Wettbewerbs in Hamburg stattfinden wird, ist für uns ein zusätzlicher Anreiz."
Zunächst muss in der Gruppenphase neben Rapid und Tel Aviv aber auch der schottische Vizemeister Celtic Glasgow aus dem Weg geräumt werden, um in der Europa League zu überwintern. Bis dahin soll auch die leidige Sportchefsuche der Hanseaten abgeschlossen sein. Der vor der Abstimmungsposse Anfang September als Favorit gehandelte Roman Grill erhielt von Aufsichtsratsboss Horst Becker am Dienstagabend allerdings eine endgültige Absage. Während Grill somit weiter als Spielerberater tätig bleibt, verspricht Rapid dem HSV einen heißen Tanz. "Wir werden mutig nach vorn spielen", sagt Trainer Peter Pacult, der in Deutschland als Coach von 1860 München und Dynamo Dresden tätig war. Torhüter Helge Payer ergänzt: "In der Play-off-Runde haben wir Aston Villa ausgeschaltet und müssen nun auch die Hamburger nicht fürchten. Zu Hause können wir jeden schlagen."
Dabei ist die Partie gegen den HSV für Rapid kein Heimspiel im herkömmlichen Sinne. Für die Europacupspiele tauschen die Wiener ihr Hanappi-Stadion gegen die größere Arena mit dem berühmten Namensgeber. Nach Ansicht das ehemaligen Hamburger und heutigen Salzburger Trainers Huub Stevens kein guter Schachzug: "Das Hanappi-Stadion ist viel enger. Da springt der Funke schnell von den Rängen auf die Mannschaft über. Happel kann Hamburgs zwölfter Mann werden."
Hertha-Sieg gegen lettisches Leichtgewicht Pflicht
Seit 100 Tagen leitet Michael Preetz als Manager die Amtsgeschäfte beim Bundesligisten Hertha BSC Berlin. Die sportliche Bilanz fällt für den Ex-Profi nicht gut aus. Mit nur einem Sieg aus fünf Spielen rangiert der Hauptstadt-Klub in der Liga auf dem vorletzten Tabellenplatz. Zum Start der Gruppenphase in die Europa League zählt für die Berliner heute Abend gegen den FK Ventspils (19.00 Uhr/live bei Sky) nur ein Sieg.
"Wir wollen die Gruppe überstehen und müssen gewinnen", sagt Preetz. Der Meister aus Lettland ist in der Gruppe D der wohl schwächste Gegner. Sporting Lissabon und der SC Heerenveen sind stärker einzuschätzen. Auch die Attraktivität des Gastes hält sich in Grenzen. Gerade mal 15.000 Zuschauer werden zur Partie erwartet.
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Der schlechte Kartenabsatz dürfte dem Manager aber keine großen Sorgen bereiten. In finanzieller Hinsicht hat der Klub unter seiner Leitung gut gewirtschaftet und Risiken früherer Jahre vermieden. Nachdem die teuren Stürmer Marko Pantelic und Andrej Woronin abgegeben wurden, konnte man durch den Verkauf von Josip Simunic für sieben Millionen Euro sogar den geforderten Transferüberschuss erwirtschaften. Allerdings verstärkt sich angesichts der sportlichen Talfahrt der Eindruck, dass zu viel spielerische Substanz abgegeben wurde. Die Neuzugänge - wie etwa der in der Liga noch torlose Stürmer Artur Wichniarek - erwiesen sich nicht als Verstärkung. "Man muss der Mannschaft Zeit geben", hat Preetz mehrmals gefordert. Rund um die Uhr hat sich der Ex-Profi für seinen Klub eingesetzt. Seitdem Vorgänger Dieter Hoeneß am 7. Juni geschasst wurde, fand sich nicht einmal Zeit für eine Vertragsunterzeichnung. In den nächsten Tagen soll der Manager jedoch einen Kontrakt bis 2012 erhalten.
Die Kritiker jedenfalls meldeten sich zuletzt vermehrt zu Wort. Herthas 70er-Jahre-Ikone Erich Beer oder Pantelic sorgten sich um den Klub. Das bis weit in den Sommer hinein so makellose Image von Trainer Lucien Favre, der mit Preetz den neuen Kader verantwortet, hat ebenfalls erste Kratzer abbekommen. Hoffnungsträger für heute ist der kolumbianische Neuzugang Adrian Ramos, der im Sturm vor seinem Startelf-Debüt steht. Während Raffael nach seinem Ellbogenbruch mit einer Schiene spielen muss, fallen die Mittelfeldspieler Florian Kringe (Mittelfußbruch) und Gojko Kacar (Oberschenkelverletzung) aus.
Ventspils, Tabellenzweiter der lettischen Liga, hat sich vor der Partie selbst geschwächt. Stürmer Vits Rimkus, der schon bei Erzgebirge Aue und dem 1. FC Nürnberg spielte, sowie Verteidiger Deniss Kacanovs wurden nach internen Querelen suspendiert. Rimkus wird laut Medienberichten vorgeworfen, bei Wettspielen große Summen gegen seinen eigenen Verein gesetzt zu haben.