Rudi Völler ist da: Am Samstagabend betrat der DFB-Sportdirektor das Teamhotel in Batumi, zu besprechen gab es eine Menge - den ganz heißen Themen gingen die deutschen U21-Fußballer einen Tag vor dem richtungsweisenden zweiten Gruppenspiel aber aus dem Weg.
Während die Sonne bei gefühlten 30 Grad am wolkenlosen Himmel stand, absolvierte das Team das Abschlusstraining im luftigen Schatten der Adjarabet Arena. Youssoufa Moukoko blieb nach dem Rassismus-Eklat gar im Hotel - doch nicht ohne Grund.
Das Stürmerjuwel von Borussia Dortmund habe „muskuläre Probleme gehabt nach dem Spiel“, erklärte DFB-Trainer Antonio Di Salvo vor der Partie gegen Tschechien am Sonntag (18.00 Uhr/Sat.1). Moukoko absolvierte eine regenerative Einheit abseits von Mannschaft und Medien, auch Josha Vagnoman machte nur das Aufwärmen mit. „Wir denken aber, dass beide morgen auf dem Platz stehen können.“
Auf der Tribüne sitzen wird dann Völler. Der 63-Jährige wird die Mannschaft bei den verbleibenden beiden Gruppenspielen unterstützen - und nach dem aufgeladenen Abend nach dem Auftaktspiel gegen Israel (1:1) mit seiner Art sicherlich auch etwas Ruhe von außen reinbringen.
Moukoko hatte mit seiner Brandrede gegen Diskriminierung und Hass im Netz am Donnerstag den Fokus auf ernste Themen abseits des Platzes gelenkt - er und Jessic Ngankam waren beim und nach dem 1:1 nach ihren Elfmeter-Fehlschüssen in den Sozialen Medien Opfer massiver Entgleisungen geworden. Doch im engen Turniermodus muss der Blick sofort wieder nach vorne gerichtet werden.
„Wir haben natürlich versucht, die Jungs aufzufangen, so gut es geht“, sagte Spielmacher Angelo Stiller von der TSG Hoffenheim. „Wir haben gestern in der Mannschaft drüber gesprochen und beschlossen, nicht mehr darüber zu sprechen. Wir werden uns nun auf voll auf das Spiel konzentrieren.“
Auch Di Salvo hatte schon am Vortag betont, den Fokus wieder komplett auf das Sportliche zu legen. „Direkt nach dem Spiel war die Stimmung nicht ganz so gut, gefühlte Niederlage. Wir müssen gegen Tschechien gewinnen, alle an einem Strang ziehen, dann wird das klappen“, sagte der 44-Jährige.
Mittlerweile hatte der Cheftrainer nach all der Aufregung auch die Zeit, den Gegner zu studieren. Die Tschechen, die das erste Spiel mit 0:2 gegen England verloren haben, seien „ähnlich aggressiv und stark wie Israel. Sie werden versuchen, tief zu stehen und ihre Konter zu nutzen.“
Herthas Ngankam trainierte wie schon tags zuvor gut gelaunt mit. Falls Moukoko ausfallen sollte, könnte er in die Startelf rutschen. Und wer übernimmt die Strafstöße? „Ich habe noch nicht entschieden, wer den nächsten schießen soll“, sagte Di Salvo. Moukoko selbst hatte betont, sich den Ball erneut schnappen zu wollen. Es wäre die passende Antwort auf den Hass.