Jahrzehntelang schlummerte ein Fußball-Schatz im Keller der Polizeiwache in Essen, im Stadtteil Rellinghausen. Doch ein neugieriger Polizeihauptkommissar brachte ihn zum Vorschein.
Was zunächst wie ein üblicher Lederball aussah, erwies sich als ein Stück Essener Sportgeschichte. Vorsichtig reinigte der Hauptkommissar den Ball mit warmem Wasser und milder Seifenlauge. Zum Vorschein kam ein schwarz-weiß-roter Fußball, von zahlreiche Unterschriften geziert. Darunter Zagallo, Pelé.
Es braucht keinen Fußballfan, um festzustellen, dass dies etwas Wertvolles ist. Der Hauptkommissar übergab den Schatz dem Essener Polizeipräsidenten Frank Richter. Um die Herkunft des Balles auf die Spur zu kommen, wurde das Leder an das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund übergeben. Dort kam heraus, dass es sich um einen Fußball handelt, auf dem sich anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 1974 in Deutschland die Spieler der brasilianischen Nationalmannschaft verewigt hatten.
Als Pelé und Co. in Essen wohnten
Die Seleção - mit Pelé, der die WM in Deutschland zusammen mit Uwe Seeler eröffnete, aber seit 1971 nicht mehr im Nationalteam mitspielte und mit ihrem Trainer Mário Zagallo - hatte 1974 während der WM in einem Essener Hotel nahe der Villa Hügel gewohnt, das dem Stahlkonzern Krupp gehörte.
Am 22. Juni 1974 traf die brasilianische Nationalelf in Gelsenkirchen auf Zaire (3:0) und kurze Zeit später, am 3. Juli in Dortmund auf die Niederlande (0:2). Quartier bezog die „Seleção“ in dieser Zeit im Touring-Hotel in Essen-Bredeney. Bei dieser Gelegenheit habe vermutlich ein Polizist, der zum Schutz der brasilianischen Mannschaft eingeteilt war, den Ball von den Spielern signieren lassen.
21 Unterschriften der damaligen brasilianischen Nationalmannschaft sind auf dem Ball verewigt. Neben Pelé und Zagallo hatten sich unter anderen auch Torwart Renato, Mittelfeldspieler Jairzinho und Verteidiger Zé Maria verewigt. Am Freitag wurde er dem Leiter des Krupp-Archivs, Prof. Ralf Stremmel, übergeben.
Polizeipräsident Frank Richter erinnert sich: „Die Straßen waren leergefegt - wenn Deutschland spielte, saßen alle vor dem Fernseher und fieberten mit. Legendär ist natürlich das Finale, in dem Gerd Müller mit seinem Drehschuss den Sieg perfekt machte. Da war der Jubel vor dem Fernseher groß, als Deutschland Weltmeister wurde. Der alte Lederball mit den Unterschriften der brasilianischen Mannschaft lässt Erinnerungen an diese tolle Zeit mit Sicherheit auch bei vielen anderen Menschen wieder lebendig werden. Deshalb freue ich mich, dass wir diesen lange verschütteten Schatz der Essener Sport- und Stadtgeschichte ab sofort den Bürgern zugänglich machen können.“
Ab dem 5. April kann der Fußball von Besucherinnen und Besuchern im ersten Obergeschoss der Historischen Ausstellung Krupp in der Villa Hügel in Essen bewundert werden, aber auch zeit- und ortsunabhängig im Rahmen einer digitalen Ausstellung gemeinsam mit dem Fotoalbum entdeckt werden.