So gesehen haben die Organisatoren des 28. Afrika Cup, der am Samstag beginnt, manches richtig gemacht. Gaguie - der Name ist ein Akronym aus den Gastgeberländern Gabun und Äquatorial-Guinea - ist zwar ähnlich zottelig wie sein deutscher Ahn, doch der tapsige Gorilla trägt immerhin eine Sportbuxe.
In den Nationalfarben der Veranstalter, grün, weiß und blau, hüpft Gaguie bis zum 12. Februar durch die vier Stadien in Libreville, Franceville, Malabo und Bata. Besonders bei den Anhängern der Ausrichter soll er für gute Stimmung sorgen, denn von deren Nationalteams ist das nur bedingt zu erwarten. Gabun, das vom gebürtigen Mannheimer Gernot Rohr trainiert wird, liegt in Afrikas Rangliste auf Platz 20, Äquatorial-Guinea ist 41. von insgesamt 53 Teams. "Wir sind international nur zweite Garnitur", gibt Rohr im Gespräch mit dem SID zu.
Die Ankündigung des ehrgeizigen gabunischen Staatspräsidenten Ali-Ben Bongo Ondimba, bei der fünften Teilnahme zum ersten Mal ins Halbfinale vorstoßen zu wollen, hält auch Rohr für ambitioniert. Ein "kleines Himmelfahrtskommando" habe er da im Februar 2010 bei den "Panthern" angetreten, sagt er. Bei einer Art Casting setzte er sich gegen prominente Mitbewerber wie Jean-Pierre Papin oder Henryk Kasperczak durch, sein Auftrag lautet, eine junge, schlagkräftige Truppe zu formen, die sich, so das Etappenziel, für die WM 2014 qualifiziert.
Die Voraussetzungen dafür scheinen gar nicht mal so schlecht. Gabun ist zwar beim Afrika-Cup erst ein Mal ins Viertelfinale gekommen (1996). Doch die U23 gewann kürzlich das erstmals ausgetragene Kontinentalturnier der Junioren und qualifizierte sich so für Olympia.
Sechs Spieler aus dieser Mannschaft hat Rohr im Kader, dazu kommen gute Spieler wie Pierre-Emerick Aubameyang aus St. Étienne oder Eric Mouloungui (Nizza). Daniel Cousin, einst für die Glasgow Rangers und Hull City aktiv, ist sowas wie der einzige Star, "aber auch schon fast 35", wie Rohr betont: "Es wird langsam ein bisschen schwierig für ihn."
Fast die Hälfte des Kaders spielt noch oder - wie Cousin - wieder in der Heimat, bei Gehältern zwischen 200 und 600 Euro ist der Anreiz groß, sich bei den europäischen Spähern zu empfehlen. Bei einem Besuch im Trainingscamp zu Jahresbeginn schwor Präsident Bongo Ondimba die Truppe zudem auf die nationale Aufgabe ein. Offenbar mit Erfolg. "Es gibt Beispiele kleiner Länder, die die Euro gewonnen haben wie Griechenland oder Dänemark. Die hatte auch keiner auf der Rechnung", sagt Torwart Didier Ovono, der in Le Mans sein Geld verdient.
Außerdem fehlten ja in diesem Jahr mit Titelverteidiger Ägypten, Nigeria, Kamerun, Südafrika und Algerien einige traditionelle Favoriten. "Das ist für uns eine einmalige Gelegenheit", sagt Ovono.
Die Spieler sehen sich überdies bei ihren Heimatländern in der Pflicht, die fürs Turnier viel investiert haben. Gabun, eines der rohstoffreichsten Länder Afrikas, soll sich Stadien und Infrastruktur rund eine halbe Milliarde Euro kosten lassen haben. In Äquatorial-Guinea wurden für die Stadien 75 Millionen Euro aufgewendet, 80 Prozent der Verkehrswege wurden neu asphaltiert.
Der offizielle Cup-Song verspricht vollmundig einen "besseren Kontinent". Während in Gabun demokratische Verhältnisse bereits vorherrschen, benutzt das diktatorische Regime im Nachbarland das Turnier jedoch als Ablenkungsmanöver, wie der Oppositionelle Placido Miko betont. "Es geht einzig und allein darum, die öffentliche Meinung national und international von den echten Problemen in Äquatorialguinea abzulenken", sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
In Westafrika, das wissen nicht nur Rohr und Miko, gibt es eigentlich noch dringendere Aufgaben als Maskottchen mit ordentlichen Hosen auszustatten.