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Neue Fußballweltmacht?
Das Reich der Mitte rüstet auf

China: Anelka schon da, weitere Stars sollen folgen
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Der Fußball in China fristet ein Mauerblümchendasein. International ist die Nationalmannschaft drittklassig, es wird auch von der Liga kaum Notiz genommen.

Das soll sich aber gehörig ändern. Der Spitzenklub Shanghai Shenhua hat sich zunächst die Dienste von Frankreichs Ex-Nationalspieler Nicolas Anelka vom FC Chelsea gesichert. Es folgte dessen Landsmann Jean Tigana, der Europameister von 1984, der die Mannschaft nun als Trainer betreut.

"Es ist ein Privileg, hier zu sein. Ich habe eine neue Herausforderung gefunden", sagte der 56-Jährige Tigana. Auch wenn er es dementiert, das liebe Geld spielt natürlich auch eine gewichtige Rolle. Der 32 Jahre alte Anelka hatte in Shanghai einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Bis zu 233.000 Euro pro Woche soll Anelka im Reich der Mitte verdienen, doppelt so viel wie zuletzt in London.

Weitere Superstars sollen ihm folgen und dem Riesenreich einen Platz auf der Fußball-Landkarte verschaffen. Der Mann, der dies möglich macht, heißt Zhou Jun. Shenhuas 45 Jahre alter Klub-Chef ist milliardenschwerer Mitbegründer einer Firma für Internet-Spiele und in den Fußball vernarrt. 2010 hätte er beinahe seinen Lieblingsklub FC Liverpool gekauft. Nun konzentriert sich Zhou auf den Heimatmarkt.

"Es ist wie mit der Öffnung Chinas. Wir müssen uns die guten Dinge aus dem Ausland besorgen und von ihnen lernen", sagte Zhou. Man brauche Anelka als "Paradebeispiel", um noch mehr Stars ins Land locken zu können und die jungen Fans für den Sport zu begeistern.

Didier Drogba, der wie Anelka noch auf der von Roman Abramowitsch in schwindelerregende Höhen getriebenen Gehaltsliste des FC Chelsea steht, soll ebenfalls auf dem Sprung nach China sein. Zhou: "Er ist ein fantastischer Spieler." Der Milliardär, dessen Firma The9 Limited die Rechte am Internet-Kriegsspiel "World of Warcraft" hält, überlässt nichts dem Zufall.

Allerdings gibt es auch die Schattenseite im chinesischen Fußball. Spielabsprachen und Korruption sind an der Tagesordnung. Wegen des Manipulations-Sumpfes im chinesischen Fußball müssen sich seit dem 19. Dezember zahlreiche Spieler, Schiedsrichter, Trainer und Funktionäre vor einem Gericht in Peking verantworten.

Der Prozess bildet den Abschluss von über zweijährigen Ermittlungen. Die Behörden stützen sich bei den Anklagen besonders auf umfangreiches Beweismaterial, das bei mehreren Razzien beschlagnahmt wurde. Offenbar wurde nicht nur Geld, sondern auch Diamanten, Gold oder Nobel-Uhren angenommen. Einige verhaftete Personen legten bereits bei ihren Vernehmungen durch die Polizei Geständnisse ab.

Auch der deutsche Ex-Nationalspieler Jörg Albertz (40) hat von 2003 bis 2005 bei Shanghai Shenhua seine Erfahrungen der besonderen Art gemacht. "Im ersten Jahr wurden wir Meister. Mit der gleichen Mannschaft haben wir dann in der folgenden Saison fast gegen den Abstieg gespielt. Es gab Spiele, in denen der Torwart danebengegriffen hat bei Bällen, die ein E-Jugendlicher halten würde. Bei einigen Schiedsrichterentscheidungen konnte man sich nur an den Kopf fassen", sagte Albertz dem Magazin 11Freunde.

Beweise habe es keine gegeben, "aber an allen Ecken und Enden hörte man, dass es Manipulationen gab, dass beispielsweise eine Mannschaft eine andere schmiert oder dass ein Verein einzelne Spieler des Gegners bezahlt, um ein Spiel zu gewinnen". Offenbar ist der Manipulationssumpf in China immer noch nicht trockengelegt.

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